Wer jagt Max Verstappen den Formel-1-Titel 2025 ab?

Erholung war angesagt. Nach dem Rekordjahr mit 24 Rennen musste Max Verstappen Luft holen. Der Niederländer verbrachte die Feiertage im Kreis seiner Familie und ging unter anderem Skifahren, um sich von den Strapazen der Saison zu erholen.

Nicht nur die vielen Grands Prix erforderten eine Pause, auch sportlich musste der Champion alles aus sich herausholen. Nach einem starken Saisonstart hatten McLaren und Ferrari die Lücke zu Red Bull geschlossen und den Primus der Vorjahre sogar überflügelt. Auch Mercedes konnte erstmals seit 2021 wieder mehrere Rennen gewinnen. Den Silberpfeilen fehlte es aber an Konstanz.

Und genau diese war der Schlüssel zu Verstappens viertem WM-Titel in Folge. Nachdem der Red Bull RB20 nicht mehr das beste Auto im Feld war, überzeugte der 27-Jährige mit Übersicht, holte bei fast jedem Rennen das Maximum heraus und gewann auch Grands Prix, in denen er nicht das beste Fahrzeug hatte.

Es ist die alte Regel im Spitzensport: Wer an schlechten Tagen einen Weg findet zu gewinnen, gehört zu den Allerbesten. Krönt sich Verstappen auch in der kommenden Saison zum Weltmeister, wäre er erst der zweite Pilot in der Geschichte der Formel 1, dem das Kunststück von fünf WM-Siegen en suite gelänge. Nur Michael Schumacher schaffte mit Ferrari von 2000 bis 2004 fünf Titel in Folge. Selbst wenn Verstappen nicht sonderlich viel auf Statistiken gibt, würde ihm dieser Rekord schmecken.

McLaren will mehr

Der härteste Gegner 2024 war sein Kumpel Lando Norris. Mit dem McLaren-Piloten gab es mehrere strittige Szenen, die Freundschaft der beiden soll aber nicht darunter gelitten haben, wie der Weltmeister in einem Red-Bull-Interview in der Winterpause klarstellte. "Lando und ich kommen sehr gut miteinander aus. Natürlich wurde es manchmal etwas hitziger auf der Rennstrecke. Aber neben der Strecke sollte das keine Rolle spielen. Wir versuchen einfach das Beste zu geben, wenn wir fahren. Wir kämpfen um die Weltmeisterschaft. Da ist es normal, dass so etwas mal passiert, aber privat verstehen wir uns immer noch gut."

Norris will 2025 jedoch nicht zum zweiten Mal in die Röhre schauen. Nach seinem souveränen Sieg beim Saisonfinale in Abu Dhabi und dem Konstrukteurstitel für McLaren sendete der Engländer noch am Funk eine Kampfansage. "Das war unser Jahr, Leute! Nächstes Jahr wird dann meins!"

Bevor sich der 25-Jährige aber auf Verstappen stürzt, muss er erst einmal den Gegner im eigenen Team schlagen. Oscar Piastris Lernkurve zeigte auch im zweiten Jahr steil nach oben. Der Australier feierte zwei Siege und war mit seiner Konstanz ein Garant für den ersten Herstellertitel für McLaren seit 1998.

Piastri steckt im Zweikampf auch nicht vor Verstappen zurück. Er gilt im Rad-an-Rad-Duell als eiskalt. Das Traditionsteam aus Woking geht mit einer starken Fahrerpaarung und dem besten 2024er-Auto als WM-Favorit in die neue Saison.

Hamilton als Erlöser?

Direkt hinter McLaren dürfte nach den Erkenntnissen des Vorjahres Ferrari als zweiter Kandidat auf den WM-Sieg gelten. Die Roten mussten sich McLaren im Duell um die Konstrukteurs-Krone nur um 14 Zähler geschlagen geben. Trotz des Fortschritts zählt in Maranello nur der Titel. Seit 2008 wartet die Scuderia auf einen Herstellertitel. Der letzte Champion im roten Overall war Kimi Räikkönen in der Saison 2007. Aus der Sicht des berühmtesten Rennstalls eine viel zu lange Durststrecke.

Auch deshalb verpflichtete Teamchef Frédéric Vasseur mit Lewis Hamilton einen der besten Piloten in der Geschichte des Sports. Der Engländer sucht nach zwölf Jahren bei Mercedes eine neue Herausforderung und erlag bereits vor einem Jahr dem Lockruf der Mythos-Marke.

Die Frage wird sein, wie schnell sich der 40-Jährige bei den emotionalen Italienern einleben wird – und ob er seine Klasse konstant abrufen kann. Galavorstellungen wie in Silverstone 2024 wechselten sich mit durchwachsenen Leistungen ab. Gegen Ex-Teamkollege George Russell verlor er das Duell. Sein neuer Stallgefährte Charles Leclerc ist vom selben Kaliber wie Russell. Der Ferrari-Zögling gilt als das Lieblingskind der Tifosi.

Es bleibt abzuwarten, wie der Monegasse und der Superstar miteinander auskommen werden. Vasseur sieht das entspannt und verweist auf die Konstellation mit dem zu Williams abgewanderten Carlos Sainz. "Wir haben von dem Wettbewerb unserer Fahrer profitiert. Wenn der eine ein besonders gutes Wochenende hatte, konnten wir sicher sein, dass der andere das nächste Wochenende nachlegen würde. Das hat auch die Entwicklung des Autos beschleunigt."

Russell neuer Mercedes-Teamleader

Sollten beide Fahrer WM-Chancen haben, könnte das wie bei McLaren zu internen Spannungen führen. Etwas, wovor Red Bull gefeit sein dürfte. Sergio Perez verabschiedete sich nach einer schwachen Saison 2024 und wird von Eigengewächs Liam Lawson ersetzt. Es wäre eine Überraschung, wenn dieser Verstappen Paroli bieten könnte.

Anders ist die Sachlage bei Mercedes. George Russell steigt nach dem Hamilton-Wechsel zum Teamleader auf. Der Engländer legte sich schon Ende 2024 mit Max Verstappen an und sendete wie Norris Kampfansagen an den Champion. In Katar und Abu Dhabi flogen verbal die Fetzen. Russell hat keine Angst vor Verstappen und will seinen ersten WM-Titel einfahren.

Das Dark Horse bei den Top-Teams ist Andrea Kimi Antonelli bei Mercedes. Das 18-jährige Supertalent folgt auf Hamilton. Dem Italiener wird ein Lehrjahr eingeräumt. Sollten die Ingenieure ihm jedoch ein WM-fähiges Auto zur Verfügung stellen, ist Antonelli viel zuzutrauen. Einen Rookie im WM-Kampf gab es zuletzt im Jahr 2007. Damals scheiterte ein gewisser Lewis Hamilton in seinem Debütjahr im McLaren nur um einen Zähler am WM-Sieg.