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Die vier Verlierer der Qualifikation
Der halbe Unterboden weg

GP Spanien 2023

Max Verstappen fuhr die Konkurrenz in Grund und Boden. Trotzdem war der Kampf um die besten Startplätze ein Krimi. Die Verlierer Fernando Alonso, George Russell, Charles Leclerc und Sergio Perez hatten ihre eigenen Dramen.

Fernando Alonso - Aston Martin - Formel 1 - GP Spanien - 3. Juni 2023
Foto: xpb

Max Verstappens Trainingsbestzeit war eine Ohrfeige für die Konkurrenz. Der WM-Spitzenreiter distanzierte seine Kollegen um 0,462 Sekunden und mehr. Für den Weltmeister lief alles perfekt. Und auch Carlos Sainz und Lando Norris auf den Plätzen 2 und 3 hatten allen Grund zum Strahlen. Beide rechneten nicht mit diesem Ergebnis.

Die Story der Qualifikation aber schrieben die Verlierer. Fernando Alonso (P9), Sergio Perez (P11), George Russell (P12) und Charles Leclerc (P19) starten von ungewohnten Positionen. Alle sahen sich weiter vorne. Für so ein Ergebnis musste schon viel schiefgehen. Und es ging viel schief.

Unsere Highlights

Alonsos Fehler in der Zielkurve

Fernando Alonsos Chance auf einen Startplatz in den ersten beiden Reihen war schon nach der ersten Runde im Q1 auf Null gesunken. Der Spanier rodelte in der Zielkurve mit 240 km/h durchs Kiesbett. Die Reifentemperatur war nach einer nassen Stelle in Kurve 11 etwas abgesunken und möglicherweise erwischte der WM-Dritte auf dem Randstein vor Kurve 14 etwas Bouncing. Es war ein akrobatischer Akt, dass Alonso seinen Aston Martin überhaupt auf die Strecke zurückbrachte.

Als er das Auto in der Garage abstellte fragte Teamchef Mike Krack über Funk bei den Mechanikern nach, wie stark der Unterboden gelitten hat. Gegenfrage an den Chef: "Welcher Unterboden? Die ganze linke Seite fehlt." Trotzdem kämpfte sich Alonso noch bis ins Q3 durch. "Keine Ahnung, wie Fernando das geschafft hat", wunderte sich Krack. "Wir haben in den Pausen versucht zu reparieren, aber der Schaden war zu groß. Unter den Umständen war Fernandos Rundenzeit sensationell."

Lance Stroll - Aston Martin - Formel 1 - GP Spanien - 3. Juni 2023
Motorsport Images
Ausgerechnet beim Heimrennen musste sich Alonso Stroll geschlagen geben.

Der Meister selbst spielte das Handikap herunter, glaubt dass es ihn nur zwei Zehntel gekostet hat. Da liegt der Spanier wohl daneben. Teamkollege Lance Stroll fuhr eine halbe Sekunde schneller. Bis dahin war der Kanadier immer deutlich langsamer als sein Teamkollege. Krack ist überzeugt: "Fernando hätte heute in die erste Startreihe fahren können. Aber das werden wohl viele nach dieser Qualifikation behaupten."

Zu heiße Reifen nach Perez-Dreher

Sergio Perez verstand die Welt nicht mehr. Der Mexikaner stand schon im Q1 an der Schwelle zum Rausfliegen. Im Gegensatz zu Verstappens Red Bull lag das Auto mit der Startnummer 11 unruhig auf der Straße. Perez experimentierte wegen des großen Rückstands zu Verstappen mit unterschiedlichen Linien, was bei den kühlen Bedingungen nicht die beste Idee war. Dabei verzettelte er sich immer mehr, statt zur Ruhe zu finden.

Ein feuchter Fleck führte dann im Q2 zu einem Ausrutscher in Kurve 5. Davon erholte sich Perez nicht mehr. Die Reifen waren für die folgende Runde zu heiß. So verpasste der zweifache Saisonsieger den Aufstieg in die letzte K.O.-Runde um 51 Tausendstel. Zum zweiten Mal nach Monte Carlo liegt eine Aufholjagd vor ihm.

Sergio Perez - Red Bull - Formel 1 - GP Spanien - 3. Juni 2023
xpb
Sergio Perez schaffte den Einzug in Q3 nicht.

Leclercs rätselhaftes Problem mit dem Heck

Während Alonso und Perez sich an die eigene Nase fassen mussten, konnte Charles Leclerc dem Auto die Schuld geben. Der Monegasse rapportierte ein rätselhaftes Übersteuern. "Das Auto war speziell in Linkskurven unfahrbar. So als hätte das Heck null Grip. Einen Moment lang fühlte es sich in Ordnung an, dann brach plötzlich das Heck aus. Dieses Verhalten hat das Auto das ganze Wochenende nicht gezeigt."

Teamchef Frédéric Vasseur konnte auch drei Stunden nach der Qualifikation keine Aufklärung bieten. "Wir konnten weder am Auto noch an den Daten etwas feststellen." Im dritten Training war Leclerc war mit seinem SF-23 noch zufrieden. "Wir haben vor der Qualifikation ein paar kleine Dinge am Setup geändert, aber nichts, was diese komischen Reaktionen erklären würde."

Für Leclerc war das Missgeschick besonders ärgerlich, weil Carlos Sainz den runderneuerten Ferrari in die erste Startreihe stellte und damit zeigte, was möglich war. Es fehlt zwar immer noch eine halbe Sekunde auf Red Bull, doch es ist ein erster Schritt raus aus der Krise.

Russells unheimliche Begegnung mit Hamilton

Auch Mercedes machte über Nacht eine großen Sprung nach vorne, doch kaum ging die Qualifikation los, profitierte George Russell nicht mehr davon. "Von der ersten Runde an hatte ich das Gefühl, dass die Reifen keine Haftung aufbauen. Das Auto hatte Bouncing in den schnellen Kurven. Ich konnte sie nicht mehr voll fahren wie im dritten Training. Es hat mich nicht überrascht, dass ich im Q2 schon rausgeflogen bin, weil ich einfach kein Gefühl und Vertrauen zu dem Auto gefunden habe."

George Russell - Mercedes - Formel 1 - GP Spanien - 3. Juni 2023
Motorsport Images
Die beiden Mercedes-Piloten kamen sich in die Quere.

Zu allem Überfluss kam es am Ende des Q2 bei 320 km/h noch zu einer Kollision mit Lewis Hamilton. Der Treffer kostete den Rekordsieger den Frontflügel. Für Russell passte die Episode in das Bild eines verlorenen Tages. "Ich war gerade am Beginn meiner schnellen Runde und wollte den Windschatten von Sainz nutzen. Und plötzlich war da Lewis neben mir. Das darf nicht passieren, denn so etwas kann böse ins Auge gehen."

Alle Zeichen auf Angriff

Alle Verlierer waren sich in einer Sache immerhin einig. Am Sonntag gibt es nur eine Richtung, und die zeigt nach vorne. Alonso und Perez berufen sich auf ihre reifenschonenden Autos und haben selbst einen Podiumsplatz noch im Visier.

Bei Mercedes und Ferrari hofft man darauf, den Fehler noch zu finden. "Unser Longrun-Tempo war gut. Da sollte für George im Rennen noch was drin sein", hofft Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Kollege Vasseur von Ferrari macht seinem Fahrer ebenfalls Mut: "Charles hat den Speed nach vorne zu fahren, wenn das Auto funktioniert."

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