Große Upgrades bei Ferrari und Red Bull: Warum holen die McLaren-Verfolger nicht auf?

McLaren wehrt Technik-Offensive ab
Warum holen Red Bull und Ferrari nicht auf?

Veröffentlicht am 31.07.2025

McLaren bleibt das Maß aller Dinge. In den letzten fünf Rennen feierte der WM-Spitzenreiter vier Doppelsiege. Nur Montreal war ein Ausreißer. Da reichte es für Oscar Piastri und Lando Norris nicht mal für einen Podestplatz. Die bittere Wahrheit ist: Die Konkurrenz holt nicht auf. Obwohl Ferrari und Red Bull in den letzten Rennen ihre Autos massiv verbessert haben.

Doch McLaren hat den Entwicklungssprung seiner Gegner mit einem dreiteiligen Upgrade in Montreal, Spielberg und Silverstone vorweggenommen. Der Vorsprung der Papaya-Renner in Spa auf den drittplatzierten Fahrer lag bei 20 Sekunden. So wie über die gesamte Saison. McLaren weiß auf jede Offensive seiner Verfolger eine Antwort.

Ferrari machte zuletzt in zwei Schritten mobil. Ein neuer Unterboden in Spielberg vergrößerte das Fenster, in dem die Aerodynamik ihre besten Abtriebswerte erzielt. Die neue Hinterachse in Spa hält die Fahrzeughöhe im Heck stabiler in dem gewünschten Bereich, als es die Vorgängerversion getan hat. Jetzt beginnt das Feintuning. Doch liegt da noch die halbe Sekunde pro Runde drin, die Ferrari in Spa auf McLaren noch fehlte?

Max Verstappen - Red Bull - GP Belgien 2025 - Spa - Formel 1
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Letzter Angriff von Red Bull

Auch bei Red Bull lässt das Technikbüro nicht locker. Über die letzten beiden Rennen verteilt wurden die Kühleinlässen, der Unterboden, die Seitenkästen, die vorderen Querlenker und die hinteren Bremsbelüftungen modifiziert. Alles mit dem Ziel die Fahrzeugbalance zu verbessern und den Abtrieb zu stabilisieren.

Laut Sportdirektor Helmut Marko ist es gelungen das Arbeitsfenster des RB21 zu vergrößern. Doch es reicht einfach nicht, die Lücke zu McLaren zu schließen. Red Bull braucht dafür Strecken mit schnellen Kurven wie Suzuka, Imola oder Austin. Spa zählt nicht zu dieser Kategorie, erklärt McLaren-Teamchef Andrea Stella. "Die Kurven, auf die es ankommt, sind mit 200 km/h mittelschnell. Das ist eher unser Revier."

Streckenlayout und Reifenangebot spielen beim Abstand zu McLaren eine größere Rolle als die Fahrzeugabstimmung. Spa ist eine der wenigen Strecken, auf denen unterschiedliche Setups funktionieren. Wenn viel und wenig Abtrieb am Ende ungefähr die gleiche Rundenzeit ergeben, hat man ein gesundes Auto.

Oscar Piastri - Lando Norris - McLaren - GP Ungarn 2024 - Budapest - Formel 1
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McLaren bei allen Bedingungen stark

McLaren musste den Beweis gar nicht antreten. Die papaya-gelben Autos fuhren das ganze Wochenende in Belgien mit einem Kompromiss. Weil für den Sonntag Regen angesagt war, schraubte man einen größeren Gurney-Flap auf den Heckflügel. Das reichte, um im kurvenreichen Sektor klar das schnellste Auto zu haben und trotzdem auf den Geraden nicht zu verhungern.

Ferrari und Red Bull probierten beiden Varianten und waren ungefähr gleich schnell. Verstappen drehte mit wenig Abtrieb am Freitag im SQ3 eine Runde mit 1.40,987 Minuten. Einen Tag später war er mit viel Anpressdruck mit 1.40,903 Minuten unterwegs. Charles Leclerc blieb seinem Setup Richtung mehr Top-Speed treu, fand aber trotzdem drei Zehntel, weil man ständig mit der neuen Hinterachse dazulernte. Lewis Hamiltons Ferrari dagegen wurde am Sonntag auf Regen getrimmt. Wenn er freie Fahrt hatte, war er so schnell wie Leclerc.

Fazit: Ferrari und Red Bull sind an ihrem Limit angelangt. Es fehlt generell an Abtrieb, egal in welcher Konfiguration.

Andrea Kimi Antonelli - Mercedes - GP Belgien 2025 - Spa - Formel 1
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Mercedes schneller mit wenig Abtrieb

Ein ganz anderes Bild zeigte sich bei Mercedes. Die Silberpfeile wurden in Spa erst konkurrenzfähig, als das Abtriebsniveau gesenkt wurde. Da holte George Russell auf den Highspeed-Sektoren 1 und 3 mehr Zeit raus als er in den zehn Kurven des Mittelabschnitts verlor. Im Schnitt über eine Sekunde. Das ist ein Indiz dafür, dass mit dem Mercedes W19 in der Balance zwischen schnellen und langsamen Passagen etwas nicht stimmt.

Für Haas präsentierte sich das umgekehrte Bild. Obwohl die beiden US-Renner am Samstag mit extrem wenig Anpressdruck stark auftrumpften und im Sprint sechs Punkte abkassierten, splittete Teamchef Ayao Komatsu für den Sonntag die Taktik. Die Wettervorhersage war zu schlecht, um mit beiden Autos auf guten Topspeed zu setzen.

Das Auto von Oliver Bearman wurde auf viel Abtrieb umgebaut. Der Engländer gewann im Vergleich zum Vortag 0,84 Sekunden. Hätte er nicht durch einen Fehler in La Source drei Zehntel hergeschenkt, wäre Bearman locker in den Top Ten gelandet. Im Gegensatz zu Mercedes gewinnt der Haas an Rundenzeit, wenn man sich auf die kurvenreichen Passagen fokussiert.

Am meisten Sorgen muss sich Aston Martin machen. Dort disponierte man am Samstag auf steile Flügel um. Mit dem Ergebnis gleich langsam wie mit dem Alternativ-Setup zu sein.