Billig-Formel-1-Renner für Trackdays

Spezialist bietet F1-Renner für Trackdays an
Formel-1-Umbauten für Hobby-Piloten

Zuletzt aktualisiert am 24.02.2025

Es ist ein Wunsch so alt wie die Königsklasse selbst. Seit mittlerweile 75 Jahren würden Milliarden Menschen alles dafür geben, in das Lenkrad eines F1-Autos zu greifen. Betrachtet man die reinen Wahrscheinlichkeiten, ist es für die meisten wohl deutlich plausibler, Kanzler oder Präsident zu werden. Das macht allerdings nicht mal ansatzweise so viel Spaß.

Die passende Abkürzung ins Glück bieten prall gefüllte Konten. Beispielsweise unterhält Ferrari ein spezielles Kundenprogramm namens F1 Clienti, das jeden Hobby-Racer für einen Tag zum Schumi mutieren lässt. Alternativ könnte man sich auch bei einer der unzähligen Auktionen eindecken. Hierbei gibt es jedoch ein entscheidendes Problem: Im Gegensatz zum normalen Garagengold bekommt man die Hightech-Renner alleine nicht auf die Strecke.

Mit diesem Nachteil bestens vertraut ist der britische Spezialist TDF. 2020 gründete früheres Formel-1-Teampersonal das Unternehmen und betreut seitdem privat betriebene, historische F1-Autos. Allein das zeigt: Der Aufwand bleibt trotz der Renn-Rente riesig. Die Briten sind jedoch überzeugt, dass es auch einfacher gehen muss.

Simplerer Motor, wenig Leistungsverlust

Als Folge entstand das Projekt namens TDF-One. Dabei handelt es sich um echte Renn-Chassis aus den Saisons 2011 bis 2017, welche dank Updates ein zweites Leben bekommen. Unter den ersten Vertretern ist ein Marussia Virgin MVR02. In der Saison 2011 pilotierte der Belgier Jérôme D’Ambrosio das Überbleibsel der fünf Jahre später aufgelösten Truppe. Die 13-fache GP-Maschine blieb zwar äußerlich gleich, aber unterscheidet sich in einigen wichtigen Details.

Zum einen prüften die F1-Techniker alle Materialien auf ihre Haltbarkeit. Potenziell zerbrechliche Bestandteile tauschten sie gegen standfestere Alternativen aus. Zum anderen flog der 2,4-Liter-V8 von Cosworth über Bord. Was aus Sound-Gründen wie ein Sakrileg klingen mag, hat einen wichtigen Hintergedanken: Moderne F1-Antriebe verlangen extrem viel Betreuung.

Stattdessen befeuert ein aufgeladener, 1,8 Liter großer Reihenvierzylinder von Projektpartner Mountune alle TDF-One-Vertreter. Gestartet wird das Aggregat simpel auf Knopfdruck. Daran gekoppelt ist ein semi-automatisches Sechsgang-Getriebe. Laut der Manufaktur leistet das Aggregat je nach Konfiguration zwischen 456 und 608 PS. Bei einer maximalen Drehzahl von 8.500 Umdrehungen beträgt die Garantie 3.000 Kilometer – also knapp unter zehn Grand-Prix-Distanzen. Das Performance-Level soll bei 95 Prozent des Originals rangieren.

TDF/One - Formel-1-Auto für Trackdays
TDF

Absolute Individualität durch Optionen

Das Umgehen aufwendiger Trackday-Vorbereitungen setzt sich bei den Reifen fort. Diese stammen direkt von Pirelli, wurden jedoch so konstruiert, dass sie keine Wärmedecken benötigen. Der F1-Lieferant bietet den TDF-Kunden vier Mischungen an: Soft, Medium, Hard und Wets. Alles in allem wiegen die TDF-One-Renner inklusive Fahrer 700 Kilogramm. Die jüngst präsentierten F1-Maschinen sind zum Vergleich satte 100 kg schwerer.

Wer es, im wahrsten Sinne, noch bunter treiben will, findet bei TDF genau die passenden Optionen. Der Umbau-Spezialist bewirbt individuelle Lackierungen, welche anhand ausführlicher Beratungen erstellt werden. Darüber hinaus listen die Macher speziell angepasste Cockpits (Sitze, Lenkräder, Pedale, etc.), Ersatzteilprogramme und Support an der Strecke auf. So kann aus dem eigenen F1-Auto quasi direkt ein eigenes Team werden.

Fotos und Videos belegen den weltweiten Anspruch des Projekts. Neben den US-Kursen Laguna Seca und Thermal Club ist die australische Strecke "The Bend" nahe Adelaide im Werbematerial zu sehen.

TDF/One - Formel-1-Auto für Trackdays
TDF

Preis deutlich unterhalb des AMG One

Für den Umbau, das zum Betrieb nötige Equipment und den Shakedown verlangt TDF 1,25 Millionen britische Pfund, umgerechnet 1,51 Millionen Euro. Ein AMG One mit De-facto-F1-Antrieb hätte mehr als das Doppelte auf dem Preisschild stehen gehabt. James Densley, Chief Technical Director, erzählt stolz: "All die Bestandteile des Projekts haben das Ziel, dem zukünftigen Eigentümer das echte Gefühl zu geben, ein Formel-1-Fahrer zu sein."

Gegenüber auto motor und sport erklärte er hinsichtlich der nutzbaren Monocoques: "Auch vom Kunden eingebrachte Chassis und modernere Autos als aus dem Zeitraum 2011 bis 2017 können wir umbauen. Da wir beim genannten Preis die Chassis selbst erwerben, prüfen und anpassen, könnten bei anderen die Kosten leicht abweichen. In unserer Obhut befindet sich auch ein 2019er-Modell, das jüngste in privaten Händen, welches die Basis für eine Gen2 liefern könnte."

Bleibt nur noch eine entscheidende Frage für den deutschen Markt! Kann man dank der individuellen Vorbereitung und des flexiblen Leistungsfensters auf die Nordschleife gehen? "Unser Auto wäre ideal dafür", freut sich Densley über den Gedanken. "Selbst wenn es nur eine entspanntere, auf Spaß ausgelegte Runde wäre, wird es sicher eine coole Story!" Tiefere Einblicke in das Projekt liefert eine kürzlich erschienene Mini-Dokumentation.