Trainingsanalyse Jeddah: Kann Gasly die Favoriten ärgern?

Trainingsanalyse GP Saudi-Arabien 2025
Kann Gasly die Favoriten ärgern?

GP Saudi-Arabien 2025
Zuletzt aktualisiert am 18.04.2025

McLaren spielt in Jeddah mit der Konkurrenz. Der Vorsprung des Tagesschnellsten Lando Norris auf Max Verstappen ist mit 0,280 Sekunden nicht riesig, doch man hat bei den McLaren-Piloten immer den Eindruck, dass sie noch etwas in der Hinterhand haben. Beide Fahrer gingen kurz vor dem Zielstrich vom Gas. Und beide hatten keine optimalen Runden.

Doch wer hatte die schon in den Abendstunden des ersten Trainingstages? Die Ferrari-Fahrer mussten ihre Versuche immer wieder abbrechen. Sie sind besser als Platz vier und 13 für Leclerc und Hamilton. Auch George Russell im Mercedes kam nicht optimal durch den Verkehr. Andrea Kimi Antonelli bremste ein Mauerkuss. Pierre Gasly überraschte mit einer Bestzeit im ersten Training und vermisste in der zweiten Sitzung etwas den Grip. Bei den Longruns aber war der Alpine die zweite Kraft im Feld.

Verkehr ist auf dem Jeddah Corniche Circuit ein ähnlich großes Problem wie in Monte-Carlo. Mit dem Unterschied, dass die Autos viel schneller unterwegs sind. Immer wieder kam es zu haarsträubenden Ausweichmanövern. Besonders gefährlich ist die Passage zwischen Kurve 4 und 8. Alles blinde Ecken, kaum Platz zum Ausweichen. Q1 wird mit 20 Autos auf der Strecke für alle eine Herausforderung. Da kann es auch einen der Großen erwischen, zumal das Aufwärmen der Reifen allen große Probleme bereitet.

Der Unfall von Yuki Tsunoda beendete die Longruns acht Minuten vor der Zielflagge. Damit blieben nur Shortruns übrig. Max Verstappen legte mit sieben Runden am Stück die längste Distanz zurück.

Für die Teams war das ärgerlich. Die Dauerläufe in der Nachmittagshitze waren nicht relevant, und die Rennsimulationen am Abend zu kurz, um eindeutige Schlüsse auf die Lebensdauer der Reifen daraus zu ziehen. Da Pirelli in diesem Jahr eine Stufe weichere Reifen anlieferte, fehlen den Teams wichtige Informationen für die Rennstrategie. McLaren-Chef Zak Brown kann sich trotzdem noch ein Einstopp-Rennen mit Medium-Gummis am Start und harten Reifen am Ende vorstellen.

Yuki Tsunoda - GP Saudi-Arabien 2025

Sechs Dinge, die Sie wissen müssen:

Wer schlägt McLaren?

Die Antwort muss lauten: Keiner. Beide McLaren-Fahrer hatten keine optimalen Runden und lagen trotzdem vorne. Lando Norris musste in Kurve 13 zwei Fahrer überholen und konnte sich im zweiten Versuch noch um eine Zehntel steigern. Da hatten die Reifen schon Grip verloren. Oscar Piastri streifte die Mauer.

Der zweifache Saisonsieger demonstrierte mit seinem Longrun über vier Runden, dass McLaren im Rennen mehr als in der Qualifikation eine Klasse für sich sein wird. Sein Durchschnittswert von 1.33,949 Minuten blieb unerreicht.

Nächstbester war Pierre Gasly mit 1.34,539 Minuten. Auch wenn Gasly im zweiten Training nur auf dem achten Rang landete, könnte der Alpine-Pilot McLarens Verfolgern Red Bull, Ferrari und Mercedes in die Suppe spucken. Nicht nur wegen des starken Longruns. Im ersten Training bei 50 Grad Asphalttemperaturen erzielte Gasly die Bestzeit. "Am Abend fehlte uns etwas der Grip", erklärte der Franzose.

Yuki Tsunoda - GP Saudi-Arabien 2025

Ist Red Bull zurück in der Spur?

Die Strecke kommt Red Bull entgegen, auch wenn Max Verstappen in der ersten Trainingssitzung wieder über Untersteuern in langsamen und Übersteuern in schnellen Kurven klagte. Doch auf dem glatten Asphalt müssen die Reifen nicht so leiden wie in Bahrain. In den kühlen Abendstunden erreichten die Red Bull fast wieder Normalform. Verstappen verlor knapp drei Zehntel auf die Bestzeit und war Best of the Rest. Nur in der Rennsimulation sieht es weiter düster aus. McLaren ist im Schnitt um 1,1 Sekunden schneller.

Sportchef Helmut Marko verrät: "Wir haben das Auto zwischen den Trainingssitzungen massiv umgebaut und eine neue Setup-Variante probiert. Die hat auf eine Runde sehr gut funktioniert, auch wenn wir immer noch zwei bis drei Zehntel auf die McLaren verlieren. In den Longruns waren wir zu langsam. Da holt uns unser altes Problem ein. Die Reifen überhitzen. Wir müssen jetzt einen Kompromiss finden, den Speed auf eine Runde zu halten und die Reifen im Rennen besser zu schonen."

Yuki Tsunoda findet sich im Red Bull immer besser zurecht und verlor als Sechster nur vier Zehntel auf seinen Teamkapitän. Der gute Eindruck bekam acht Minuten vor der Zielflagge einen Dämpfer. Tsunoda touchierte in der Zielkurve innen mit dem linken Vorderrad die Mauer und rutschte auf der gegenüberliegenden Seite in die Betonwand. Marko lobte trotzdem seine Nummer zwei: "Der Speed passt, und der Abstand zu Max ist absolut erfreulich."

Lars Baron via Getty Images
Lewis Hamilton - Ferrari - GP Saudi-Arabien 2025

Was war bei Ferrari und Mercedes los?

Charles Leclerc schaffte seine beste Runde erst im dritten Versuch. Zwei Mal lief er im ersten Sektor auf langsame Autos auf. Deshalb ist sein Rückstand von vier Zehnteln auf die Bestzeit kein Beinbruch. Lewis Hamilton ging es noch schlechter. Der Rekordsieger hatte nie eine freie Runde und landete mit 1,1 Sekunden Rückstand auf die Spitze nur auf Rang 13.

"Ich tue mich schwer, eine Balance zwischen Vorder- und Hinterachse zu finden." Hamilton musste zu allem Überfluss auch noch bei den Sportkommissaren vorsprechen, weil er Alexander Albon in Kurve 17 behindert hatte. Er kam mit einem blauen Auge davon. Albon rettete den Ferrari-Fahrer. Er nahm sein erstes Urteil am Funk, dass der Zwischenfall gefährlich war, beim Studieren des Videos wieder zurück.

Auch bei George Russell passte es nie. Seine erste Runde war noch die beste. Der Rest blieb im Verkehr stecken. Darunter litt auch die Reifenvorbereitung. Longruns sucht man bei den Mercedes-Piloten vergeblich. Da in den schnellen Kurven leichtes Bouncing zurückkehrte, musste das erst abgestellt werden.

Russell resümierte: "Wir waren im ersten Training stärker als im zweiten und haben verpasst, in den kühleren Bedingungen den gleichen Sprung zu machen wie andere. Da wir mit beiden Autos unterschiedliche Wege gegangen sind, haben wir jetzt genug Daten, um uns für Samstag zu verbessern."

Lars Baron via Getty Images
Alex Albon - Williams - GP Saudi-Arabien 2025

Kann Williams eine Rolle spielen?

Mit den Plätzen 5 und 10 für Carlos Sainz und Alexander Albon sind die Williams-Fahrer voll bei der Musik. Sainz fehlten nur sechs Zehntel auf die Bestzeit. Schnelle Kurven sind das Revier der Williams. "Wir sind aber auch in langsamen Kurven besser geworden, müssen nicht mehr bei Setup so viel opfern, um da mithalten zu können", erklärte Albon. Beide Fahrer lobten die gute Fahrzeugbalance. Im Longrun war Albon auf den harten Reifen drei Zehntel schneller als Sainz.

Der Thailänder war der einzige Fahrer, der am Abend für den Longrun die harte Mischung ausprobiert hat. Alle anderen waren auf Medium-Gummis unterwegs. Damit hat Williams in Bezug auf die Reifen die am besten gefüllte Datenbank. Teamchef James Vowles sieht eine gute Chance beide Fahrer in die Punkte zu bringen. Das ist irgendwie auch Pflicht: "Haas hat bis jetzt jeden Punkt abgeholt, der zu holen war. Das ist uns in den ersten vier Rennen nicht immer gelungen. Da müssen wir uns steigern."

Nico Hülkenberg - GP Saudi-Arabien 2025

Was sind die Sauber-Upgrades wert?

Nico Hülkenbergs neunter Platz war keine Eintagsfliege. Schon im ersten Training landete Hülkenberg auf dem zwölften Platz. Die Upgrades schlagen offenbar an. Sauber hat zum dritten Mal in diesem Jahr in größerem Umfang neue Teile gebracht. Diesmal waren Frontflügel, Heckflügel, Heckflügel-Endplatte, Beam wing und Unterboden neu.

Außerdem setzte Sauber auf Topspeed. Hülkenberg war mit 335 km/h hinter Hamilton der zweitschnellste auf den Geraden. Auch der Longrun konnte sich sehen lassen. Hülkenberg legte schnellere Dauerläufe auf die Bahn als Sainz, Doohan, Hamilton und Ocon. "Wir haben unser Auto in ein gutes Fenster gebracht. Jetzt braucht es noch ein bisschen Finetuning für morgen."

Teamkollege Gabriel Bortoleto schaute am Nachmittag zu. Die Mechaniker entdeckten in der Pause zwischen den Trainings ein Benzinleck, dessen Quelle aber nicht gleich geortet werden konnte. Der Suche danach nahm zu viel Zeit in Anspruch, um rechtzeitig fertig zu werden. Die Ingenieure fanden die undichte Stelle schließlich im Tankbereich.

Der Aus- und Einbau der Tankblase nimmt extrem viel Zeit in Anspruch. Für Bortoleto war das eine schlechte Nachricht. Als Rookie hätte er auf der anspruchsvollen Strecke jede Runde gebraucht, um Vertrauen aufzubauen. Der Brasilianer versuchte optimistisch zu bleiben: "Es ist ermutigend, dass Nico so stark unterwegs war und mir eine gute Referenz gibt."

Lando Norris & George Russell - GP Saudi-Arabien 2025

Wer war der Schnellste auf Medium-Reifen?

Im ersten Teil des zweiten Trainings fuhren alle Fahrer auf den Reifen, die später den Longrun bestreiten sollten. Allerdings noch mit weniger Benzin an Bord. Charles Leclerc führte die Rangliste mit einer Zeit von 1.29,002 Minuten knapp vor Piastri mit 1.29,140 Minuten und Norris mit 1.29,272 Minuten an. Tsunoda lag mit 1.21,417 Minuten schon klar zurück. Auch wenn Leclerc die Zeit später gefahren war als die McLaren-Piloten, ist es ein Zeichen dafür, dass der Ferrari besser ist, als es die Zeitentabelle ausweist.

Die Rundenzeiten auf dem Medium-Reifen können am Sonntag noch an Bedeutung gewinnen. McLaren-Chef Zak Brown kann sich vorstellen, dass Jeddah trotz der weicheren Reifenmischungen als im Vorjahr ein Einstopp-Rennen bleibt. Mit dem Medium am Start und harten Reifen im zweiten Teil. Williams-Teamchef James Vowles warnt jedoch: "Im Verkehr neigen die Hinterreifen schnell zu überhitzen." Damit wird die Position an der Spitze einer Gruppe noch mehr zur Trumpfkarte.