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Trainingsanalyse GP Belgien 2024
Ein Verstappen gegen zwei McLaren

GP Belgien 2024

McLaren landete am ersten Trainingstag zum GP Belgien wieder einen Doppelsieg. Doch Max Verstappen ist dem neuen Klassenbesten der Formel 1 dicht auf den Fersen. Ferrari und Mercedes dagegen plagen Sorgen. In der Analyse haben wir alle wichtigen Infos zum Training.

Lando Norris - GP Belgien 2024
Foto: Motorsport Images

Der angekündigte Regen blieb aus. Am Samstag soll er sicher kommen, während für das Rennen wieder trockene Fahrbahn vorhergesagt ist. Deshalb splitteten viele Teams die Arbeit, ließen ihre Piloten mit unterschiedlichen Reifen und Abtriebsniveaus Rennsimulationen fahren. Manche investierten sogar einen zusätzlichen Satz Soft-Reifen. Man wird Pirellis weichste Mischung im Angebot in der Qualifikation im Regen kaum brauchen.

Im ersten Training kam Max Verstappen am besten aus den Startlöchern. Der Weltmeister fuhr die Konkurrenz an die Wand. Nach der Lehrstunde zur Mittagszeit optimierten alle ihre Autos. Und plötzlich hatten die beiden McLaren wieder die Nase vorne. Auf eine Runde nahm Lando Norris seinem WM-Gegner Verstappen zwei Zehntel ab. Bei Oscar Piastri waren es zwei Tausendstel. Piastris Zeit ist aber höher einzustufen, weil der Australier seine persönliche Bestzeit acht Minuten früher auf schlechterer Strecke fuhr und noch einen massiven Quersteher in Kurve 7 einbaute.

Unsere Highlights

Mercedes und Ferrari konnten nicht in das Duell an der Spitze eingreifen. Beide klagten über zu viel Zeitverlust auf den Geraden. Ferrari fehlte eine halbe, Mercedes eine ganze Sekunde auf die Freitags-Pole von Norris. Das erklärt sich nicht damit, dass man die Motorleistung weniger stark aufgedreht hatte. Eher schon mit der Abstimmung. Beide gaben dem Kurvenspeed und Reifenschonen den Vorrang. Trotzdem war die Reifenabnutzung relativ hoch. Dazu kam Körnen auf den Medium-Reifen. Schuld am Abschälen des Reifengummis waren die neu asphaltierten Stellen des Kurses.

Max Verstappen - GP Belgien 2024
xpb

Max Verstappen wird am Sonntag um zehn Plätze zurückgestuft. Das dürfte zu viel sein, um vom Sieg zu träumen.

Hinter den Top 4 hinterließ Alpine mit einem modifizierten A524 einen guten Eindruck. Die Aston Martin sortierten sich ungefähr dort ein, wo sie in Budapest waren. Bei Haas gab es große Unterschiede. Kevin Magnussen fuhr mit viel Abtrieb in die Top Ten. Nico Hülkenberg war mit weniger Anpressdruck unterwegs und bezahlte dafür im zweiten Sektor.

Überraschend viele Fahrer legten ihre Longruns auf Soft-Reifen zurück, obwohl die C4-Mischung für das Rennen kaum in Frage kommt. "Die Teams wollten sich so viele Reifensätze der Mischungen hart und medium für das Rennen aufheben. Einige haben es übertrieben. Die haben nach unserer Rechnung nur noch drei Sätze Soft für die Qualifikation übrig. Wenn es nicht wie vorhergesagt regnet, haben die ein Problem", rechnete Red-Bull-Teamchef Christian Horner vor.

Sechs Dinge, die Sie wissen müssen…

McLaren vorne, aber Verstappen besser?

Nach dem Ungarn-Doppelsieg führen schon wieder zwei McLaren. Doch trotz der Bestzeit von Lando Norris und einer Superrunde von Oscar Piastri mit Fehler bestimmte gefühlt Max Verstappen das Tempo. In der ersten Sitzung mit einem Vorsprung von über einer halben Sekunde. In der zweiten war er fast zeitgleich mit Piastri, der in Kurve 7 auf dem äußeren Randstein aufsetzte und dabei mindestens zwei Zehntel in den Sand setzte.

Lando Norris fuhr seine Bestzeit erst acht Minuten später. Da war die Strecke schon in einem besseren Zustand. Wenn Norris der Maßstab auf eine Runde war, dann gilt das für Piastri im Longrun. Der Budapest-Sieger führte die Rangliste der Dauerläufe auf der Medium-Mischung vor Verstappen und Sainz an.

Max Verstappen - GP Belgien 2024
xpb

Verstappen rückte in den beiden Trainingssessions mit unterschiedlichen Flügeln aus.

Red-Bull-Teamchef Christian Horner blickt dennoch zuversichtlich in den Rest des Wochenendes: "Wir sind dabei. Nach unserer Messung hatte Norris den Motor mehr aufgedreht. Wir vergleichen uns eher mit Piastri." Auch mit den Longruns ist Horner zufrieden, obwohl Piastri im Schnitt Red Bulls Teamkapitän um drei Zehntel davonfuhr. "Wir waren am Anfang konstanter, McLaren hinten raus besser. Keiner aber war lang genug unterwegs, um zu erfahren, ob das Körnen der Reifen wieder weggeht."

Verstappen probierte im zweiten Training einen anderen Heckflügel-Typ mit einem wellenförmigen Flap. Er konnte damit seine Zeit aus dem ersten Training um neun Zehntel verbessern, doch am Nachmittag war auch die Strecke schneller. Die McLaren legten um 1,5 Sekunden zu.

Da Verstappen wegen des Wechsels auf den fünften Motor zehn Startplätze verlieren wird, darf er nicht mit einem Sieg wie im Vorjahr rechnen. Bis er sich durch das Feld gekämpft hat, sollten die McLaren mit ihrem Speed über alle Berge sein. Ferrari und Mercedes könnten aber zu schlagen sein.

Sergio Perez - GP Belgien 2024
xpb

Sergio Perez konnte das Tempo von Teamkollege Verstappen wieder einmal nicht mitgehen.

Was bremst Perez?

Sergio Perez fällt wieder ins Bodenlose zurück. Auf eine Runde verlor der Mexikaner eine Sekunde auf seinen Teamkapitän. Der Großteil der Zeit bleibt im Mittelsektor liegen. Perez beklagte sich, dass er in den langsamen und mittelschnellen Kurven kein Gefühl für das Auto aufbauen könne.

"Checo verliert zu viel Zeit im Mittelsektor. Der Zeitabstand zu Max ist zu groß. Da muss er noch zulegen", warnte Teamchef Horner. Als positiv war der Longrun des Mexikaners zu werten. Mit einem Schnitt von 1.50,278 Minuten über zwölf Runden war Perez knapp schneller als George Russell im Mercedes.

George Russell - Mercedes - GP Belgien - Spa - Formel 1 - 26. Juli 2024
Motorsport Images

Mercedes blieb zu weit hinter der Spitze zurück.

Wieso ist Mercedes abgeschmiert?

Trotz Upgrade landeten die zuletzt so starken Mercedes auf den Plätzen 6 und 10. Auf die Bestzeit von Norris fehlte mehr als eine Sekunde. Lewis Hamilton musste beide Versuche auf den Soft-Reifen abbrechen. Die schnellste Runde fuhr er erst in seiner dritten fliegenden Runde. Sein zehnter Platz ist deshalb nicht repräsentativ. Doch auch Russell war zu langsam. Er verlor auf allen Geraden neun Zehntel auf Norris. "Das ist zu viel, auch in Anbetracht des gewählten Abtriebsniveaus", rätselten die Ingenieure.

Mercedes hatte nach dem ersten Training bei Hamilton den Anpressdruck erhöht. Da ging zu viel Zeit im Sektor 2 verloren. Prompt holte Hamilton im Mittelabschnitt Zeit auf, büßte dafür aber auf den Geraden. Es war wie linke Tasche, rechte Tasche. "Wir haben die Verluste von einer Disziplin in die andere geschoben."

Im Longrun spiegelten sich die Zeiten auf eine Runde wider. Hamilton wurde auf Soft-Gummis auf die Reise geschickt und war im Mittel sechs Zehntel langsamer als Norris. Russell auf Medium-Reifen fehlte auch in der Rennsimulation über eine Sekunde auf Piastri. Der Österreich-Sieger bilanzierte: "McLaren und Red Bull sind uns einen Schritt voraus. Da steht uns viel Arbeit im Simulator bevor." Das sieht auch Chefingenieur Andrew Shovlin so: "Beides hängt mit mangelhafter Balance und fehlendem Grip zusammen."

Charles Leclerc - Ferrari - GP Belgien - Spa - Formel 1 - 26. Juli 2024
xpb

Ferrari sah verbessert aus, ist aber noch nicht zufrieden.

Hat Ferrari die Kurve gekriegt?

Die Positionen vier und fünf für Charles Leclerc und Carlos Sainz machen den Eindruck eines Fortschritts. Doch der Rückstand auf die McLaren fällt mit fünf respektive acht Zehnteln relativ groß aus. Gleiches Bild bei den Longruns. Norris nimmt Leclerc auf den Soft-Reifen durchschnittlich eine Sekunde ab. Auf dem Medium-Gummi fällt der Rückstand etwas gnädiger aus. Sainz verliert sechs Zehntel auf Piastri und drei auf Verstappen.

Ferrari-Teamchef Frédéric Vasseur bemängelte das gleiche Problem wie bei Mercedes. "Wir büßen zu viel Zeit auf den Geraden ein. Weil alle viel experimentiert haben und jeder sein individuelles Programm fuhr, ist das Trainingsergebnis schwer zu lesen." Das gefürchtete Bouncing blieb bis jetzt aus. Doch Vasseur traut dem Frieden nicht. "Es kann noch kommen, wenn die Rundenzeiten schneller werden oder Wind aufkommt. Da reichen 2 bis 3 km/h mehr aus, und schon geht die Schaukelei los."

Charles Leclerc traute sich noch keine Prognosen zu: "Wir müssen jetzt den besten Kompromiss für uns selbst suchen. Wenn es am Samstag wie angekündigt regnet, werden wir erst im Rennen erfahren, ob wir die richtige Wahl getroffen haben." Carlos Sainz brachte den neuen Asphalt ins Spiel, der auf 50 Prozent der Strecke hauptsächlich in den Sektoren 1 und 3 aufgetragen hatte. "Er bietet viel mehr Grip, hat aber auch großen Einfluss auf die Reifenabnutzung. Deshalb waren die Longruns heute unheimlich wichtig."

Nico Hülkenberg & Kevin Magnussen - GP Belgien 2024
Haas

Hülkenberg und Magnussen rückten in der zweiten Session mit unterschiedlichen Flügeln aus.

Wieso verliert Hülkenberg so viel Zeit auf den Teamkollegen?

Kevin Magnussen auf Platz 8, Nico Hülkenberg auf Rang 16. Differenz: 0,361 Sekunden. Der Däne war mit der alten Flügelspezifikation und daher mehr Abtrieb, der Deutsche mit dem neuen Heckflügel und weniger Abtrieb unterwegs. "Ich bin noch nicht so happy mit dem Auto. Wir müssen einen Kompromiss zwischen guter Fahrzeugbalance und Rundenzeit finden", klagte Hülkenberg. Magnussen relativiert seine gute Rundenzeit. "Es bringt dir nicht viel, wenn du auf eine Runde schnell bist. Hier ist das Überholen relativ einfach. Du musst einen guten Rennspeed haben."

Teamchef Ayao Komatsu erklärt den unterschiedlichen Ansatz: "Wir erwarten am Samstag Regen. Deshalb haben wir den Freitag für Experimente genutzt, um rauszufinden, was am Sonntag besser sein könnte." Für den Grand Prix wird wieder trockenes Wetter erwartet. Um maximal zu lernen, wurde Hülkenberg mit harten Reifen in die Longruns geschickt, Magnussen mit den Soft-Gummis. Daraus lesen wir, dass sich Haas zwei Garnituren Medium für den Sonntag aufheben wird.

Pierre Gasly - Alpine - GP Belgien - Spa - Formel 1 - 26. Juli 2024
xpb

Alpine scheint mit dem großen Upgrade-Paket einen Sprung nach vorne gemacht zu haben.

Hat Alpine einen Sprung gemacht?

Der siebte Platz von Esteban Ocon ist in Ausrufezeichen. Besonders, weil der Franzose das erste Training aus der Garage beobachtete. Ein Leck im Kühlsystem der Batterie verlangte den Ausbau des Motors, um das Loch zu flicken.

Das Technik-Upgrade hat offensichtlich angeschlagen, denn Spa ist nicht die Rennstrecke, auf der sich Alpine viel ausgerechnet hat. 75 Prozent der Runde werden mit Vollgas abgespult. Da wirkt sich das Power-Defizit des Motors entsprechend aus. Ocon war zufrieden mit seiner schnellsten Runde, mahnte angesichts seines Longruns aber an: "Wir mussten zu viel auf die Reifen aufpassen. Da haben wir noch Arbeit vor uns."

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