Der Formel-1-Fachjargon spricht von TPC-Tests. Damit sind Testfahrten mit Autos gemeint, die mindestens zwei Jahre alt sind. Die Teams nutzen sie, um ihren Talenten eine Fahrgelegenheit zu verschaffen. Es ist neben den vier Freitags-Einsätzen im Rahmen der Grand-Prix-Wochenenden die einzige Gelegenheit, junge Fahrer an die Formel 1 heranzuführen. Andrea Kimi Antonelli, Oliver Bearman, Jack Doohan und Felip Drugovich haben auf diesem Weg tausende von Kilometern abgespult. Die Übung kostet die Teams richtig Geld. Zwischen 600 000 und 700 000 uro pro Tag.
Für 2026 und 2027 muss eine Sonderregelung her. Problem ist das neue Technik-Reglement, das Autos, Motoren und Reifen massiv verändern wird. Viel lernen lässt sich mit den privaten Runs für die nächste Generation nicht mehr. Deshalb dürfen alle Teams in den ersten beiden Saisons nach der Regelreform direkt ihre 2025er-Autos für TPC-Testfahrten verwenden. Das soll den Rennställen die Aufgabe erleichtern, weil das Ersatzteil-Depot des letztjährigen Modells besser gefüllt ist als bei einem Auto, das bereits zwei Jahre alt ist.

Die nächste F1-Generation unterscheidet sich stark von den aktuellen Rennwagen. Deshalb dürfen bei TPC-Tests die 2025er-Autos zum Einsatz kommen.
Extrem teuer oder unmöglich
Für Teams, die über den Winter den Motorenpartner wechseln, werden TPC-Tests entweder teurer oder unmöglich. Sauber wird sich seine Ersatzfahrer in der Saison 2025 noch mit Ferrari teilen. Wenn ein Stammpilot ausfällt, springen Antonio Giovinazzi oder Guanyu Zhou ein. Ab 2026 will sich Audi eigene Ersatzfahrer und einen Talent-Pool mit Nachwuchspiloten heranziehen.
Die Frage lautet nur: Mit welchen Autos sollen sie fahren? Ferrari zeigt kein großes Interesse daran, Sauber weiter für das 2025er-Auto Motoren bereitzustellen, weil Audi dann einen Vergleichsmaßstab hätte und unter Umständen zu viele Informationen von einem Konkurrenzprodukt bekäme. Und selbst wenn Maranello zustimmen sollte, wäre der Preis so hoch, dass man sich fragen muss, ob es sich lohnt. Man spricht von drei bis fünf Millionen Dollar pro Motor.
Aston Martin schrecken die hohen Kosten nicht ab. Sie zählen immerhin nicht zum Budgetdeckel. Motorenlieferant Mercedes stellt nur eine Bedingung: Aston Martin muss sein TPC-Programm von einem externen Gebäude mit einem separaten Team betreiben und sich so klar vom Einsatzteam abgrenzen, das von Honda mit Motoren beliefert wird.

Alpine wechselt zwar auf Mercedes-Antriebe, wird aber für die TPC-Tests weiter eigene Motoren für das 2025er-Modell bauen.
Alpine hält Renault-Motoren in Reserve
Alpine gehört ab 2026 zum Kundenstamm von Mercedes. Für die TPC-Tests hält man eine kleine Gruppe von Renault-Ingenieuren in Viry-Châtillon bereit, die noch zwei Jahre lang die 2025er-Antriebseinheiten betreuen, bevor man 2028 dann auf den Alpine-Mercedes von 2026 zurückgreifen kann.
Für Red Bull wird es schon schwieriger. Der Rennstall aus Milton Keynes setzt ab 2026 eigene Motoren unter dem Ford-Banner ein. Für die Saison 2025 hat sich Honda gegen eine deftige Summe bereit erklärt, Motoren für TPC-Tests im 2023er-Red-Bull bereitzustellen. "Für die Zukunft gibt es da eine Abmachung", erklärt Sportchef Helmut Marko.
Sein Kollege Christian Horner dagegen geht davon aus, dass ab 2026 nur noch Tests mit noch älteren historischen Autos erlaubt sind, die keine Relevanz haben. Von einer Abmachung mit Honda ab 2026 will er nichts wissen. Die Konkurrenz und die FIA bestreiten, dass TPC-Tests ganz ausgesetzt werden. Im schlimmsten Fall können Audi und Red Bull damit erst 2028 wieder junge Fahrer ausbilden. Dann sind die 2026er-Autos erstmals für TPC-Tests zugelassen.