Die Formel 1 befindet sich am Ende eines Reglement-Zyklus. Die Abstände zwischen den Autos sind ganz eng. Die Rennwagen wurden bis ins letzte Detail ausgefeilt, so dass sich Turbulenzen in der Anströmung extremer auswirken als früher. In der Dirty Air eines vorausfahrenden Autos ist Überholen kaum noch möglich. Der Abtriebsverlust senkt die Pace und erhöht den Reifenverschleiß.
Um für mehr Abwechslung zu sorgen, wollen die Formel-1-Verantwortlichen nun die taktischen Möglichkeiten für die Strategen verbessern. Der Trend zu immer mehr Einstopp-Rennen lässt sich schon seit der vergangenen Saison beobachten. 14 von 24 Rennsiegern kamen 2024 nur ein einziges Mal zum Service. Wenn Überholen auf der Strecke schwierig wird und auch über die Strategie kaum was möglich ist, drohen die Rennen vorhersehbar zu werden.
In Monaco versucht man dieses Jahr, das Spektakel mit zwei Pflichtboxenstopps künstlich zu verbessern. F1-Boss Stefano Domenicali hat auch schon Pirelli-Sportchef Mario Isola gebeten, bei der Reifenwahl aggressiver vorzugehen, so dass die Piloten über den Verschleiß mindestens zwei Mal zum Service gezwungen werden. Bisher ist diese Taktik aber noch nicht aufgegangen.

In engen Boxengassen wie in Zandvoort gilt Tempolimit 60 km/h und nicht wie sonst üblich 80 km/h.
Tempoanhebung von 60 auf 80 km/h
Um die Strategen zu mehr Boxenstopps zu verleiten, kam nun noch eine weitere Initiative auf die Agenda. Die Verantwortlichen der Formel 1 erwägen, das Tempo in der Boxengasse zu erhöhen. Die Idee dahinter: Wenn für den Reifenwechsel weniger Zeit eingeplant werden muss, kommen die Piloten häufiger bei ihren Mechanikern vorbei. Bis zu fünf Sekunden soll die Maßnahme im Idealfall bringen.
Dabei konzentrieren sich die Experten vor allem auf die Rennen, bei denen das Tempolimit wegen der engen Boxengassen aktuell nur 60 km/h beträgt. Das wären Melbourne, Monaco, Zandvoort und Singapur. In Monaco ist es so eng, dass man hier aus Sicherheitsgründen nicht höher gehen kann. Für diese Saison würde die Maßnahme also nur noch in Zandvoort und Singapur greifen.
Die Verantwortlichen überlegen, das Limit hier von 60 km/h auf 80 km/h anzuheben. Aston-Martin-Einsatzleiter Mike Krack mahnt, die Sicherheit nicht aus den Augen zu verlieren: "Es gibt auf Seiten der Formel 1 eine Arbeitsgruppe, die das Thema untersucht, um die Rennen unterhaltsamer zu machen. Da muss man natürlich den Faktor Sicherheit gegen die Show abwägen."

Aston-Martin-Einsatzleiter Mike Krack ist kein Fan der neuen Idee.
Maßnahme mit begrenztem Effekt
Krack erinnert die Maßnahme an frühere Zeiten: "Wir wissen noch alle, wie Nigel Mansell Vollgas in die Box rein und Vollgas aus der Box rausgefahren ist. Das war schon cool anzusehen. Aber das wird es nicht mehr geben." Die Teams sind bei den Diskussionen aktuell nicht involviert. Die Frage lautet, wie weit die FIA bei den Überlegungen mitziehen würde. Der Weltverband ist schließlich verantwortlich für die Sicherheit.
Laut Krack eignen sich nicht alle Strecken für eine Erhöhung des Tempolimits. "In Zandvoort ist es einfach zu eng. Außerdem hat es auch nur eine begrenzte Wirkung, wenn man das Limit anhebt. Den Speed zu erhöhen, nur um die Show zu verbessern, halte ich nicht für das richtige Rezept."