Auf Austin haben alle gewartet. Eine Rennstrecke, die alles bietet, was die Qualität eines Rennautos definiert. Nach den Ausreißern Monza, Baku und Singapur sollte der Circuit of the Americas die absolute Standortbestimmung werden. Ferrari war dort eine Macht. Das muss aber nicht heißen, dass der SF-24 damit schon den McLaren MCL38 als bestes Auto ablöst. Aber er kommt ihm gefährlich nahe. Am Red Bull RB20 ist er auf jeden Fall schon vorbei.
Den Kampf um die Pole-Position machen immer noch McLaren und Red Bull unter sich aus. Doch die harte Währung ist das Rennen. Und da punktet Ferrari mit der geringsten Reifenabnutzung. Charles Leclerc und Carlos Sainz fuhren Kreise um die Konkurrenz. Red Bull hat sich ein bisschen verbessert, doch das Team braucht einen Max Verstappen, um das umzusetzen. McLaren machte einen Schritt seitwärts. Nach Aussage von Teamchef Andrea Stella, weil Austin nicht zu dem Auto passt.
Aston Martin bewegt sich rückwärts
Mercedes brachte ein letztes großes Upgrade an den Start. Es ist wahrscheinlich eine Verbesserung. Das wahre Potenzial blieb wegen der Unfälle verborgen. Der Freitag zeigte jedoch: Wenn die Ingenieure das Setup genau treffen, dann könnten die Silberpfeile McLaren, Ferrari und Red Bull gefährlich werden. Doch sie treffen es zu selten. Die Launenhaftigkeit ist dem Auto geblieben.
Aston Martin bewegte sich auch mit dem vierten großen Entwicklungsschritt rückwärts. Haas dagegen landete wieder einen Treffer. Auch bei Toro Rosso und Alpine zeigten die neuen Unterböden Wirkung. Damit stehen die zuletzt so starken Williams wieder unter Druck. Aus Grove kommen keine neuen Teile mehr. Sauber hat mit einem neuen Frontflügel den Abstand zum Feld reduziert, bleibt aber Letzter.

1. McLaren
McLaren änderte seinen MCL38 in sechs Punkten. Doch die große Überlegenheit der letzten Rennen war verschwunden. Die Pole Position am Samstag war glücklich. In den beiden Rennen hatten Lando Norris und Oscar Piastri nie eine Siegchance. Teamchef Andrea Stella schob es darauf, dass der Circuit of the Americas keine ideale Strecke für den McLaren sein.

2. Ferrari
Seit Ferrari in Monza sein letztes großes Upgrade brachte, fahren die Roten auf Podestkurs. Wenn dann auch noch die Abläufe stimmen wie in Austin, dann ist der SF-24 ein Siegerauto. Weil er mit den Reifen am besten umgeht. Das wird auf allen Strecken zum Matchwinner, die kritisch für die Reifen sind. Auf eine Runde fehlt allerdings der Speed für die Pole Position.

3. Red Bull
Der neue Unterboden hat Red Bull wieder ein Stück näher an die Form vom GP China gebracht, doch es reicht noch nicht, den Fortschritt konstant über ein Wochenende umzusetzen. Der RB20 ist weiterhin schwer in sein Fenster zu bringen. Im Sprint fraß er die Hinterreifen, im Rennen machten die Vorderreifen schlapp. Ohne Verstappen stünde Red Bull mit leeren Händen da.

4. Mercedes
Mercedes hat in der Theorie einen Schritt vorwärts gemacht. Am Freitag war der Speed da, um beide Autos in die erste Startreihe zu stellen. Im Sprint war die Pace wie weggeblasen. Am Sonntag kehrte nach einem Setup-Umbau die alte Form wieder zurück. Allerdings mit der Singapur-Spezifikation. Die neuen Teile waren nach Russells Crash im Q3 Schrott.

5. Haas
Auch das vierte Upgrade des Jahres funktioniert. Der Unterschied zur alten Version war im ersten Versuch noch marginal, doch mit mehr Erfahrung wird Haas noch mehr aus dem letzten Aero-Paket des Jahres herausholen. Hülkenberg punktete in beiden Rennen. Das wäre auch Magnussen gelungen, hätte man nicht wieder mal mit der falschen Strategie WM-Zähler verschenkt.

6. Toro Rosso
Seit dem GP Spanien lief Toro Rosso seiner Anfangsform hinterher. Schuld war ein Unterboden, der instabiles Fahrverhalten mit sich brachte. Die jüngste Version brachte einen klaren Fortschritt. Es reichte nicht für WM-Gegner Haas, doch wenigstens hatte Red Bulls B-Team wieder die Williams und Alpine im Griff.

7. Williams
Williams kam wie Ferrari ohne Upgrades nach Austin. Dass beide Fahrer schon im Q1 scheiterten, hatte nichts damit zu tun. Albon und Colapinto brachten die Soft-Reifen nicht in das magische Fenster. Im Rennen lief es besser. Colapinto holte mit der Reifenfolge Hart-Medium einen Punkt. Seine schnellste Runde lag auf dem Niveau von Russell.

8. Alpine
Alpine hat einen Schritt vorwärts gemacht. Da mangels Ersatzteilen nur Gasly den neuen Unterboden bekam, ließen sich alte und neue Spezifikation gut vergleichen. Gasly schaffte es komfortabel ins Q3, während Ocon im Q2 hängenblieb. Falsches Boxenstopp-Timing, ein Reifenwechsel von 6,4 Sekunden und Probleme mit den harten Reifen kosteten Alpine Punkte

9. Aston Martin
Das Upgrade war das nächste Downgrade. Zu Saisonbeginn noch einsam Fünfter rauscht jetzt das ganze Mittelfeld an Aston Martin vorbei. Der siebte Startplatz von Alonso war ein Kraftakt des Spaniers. Im Rennen ging es nur rückwärts. Der limitierende Faktor war erneut die zu hohe Temperatur der Hinterreifen. Das Problem begleitet Aston Martin schon das ganze Jahr.

10. Sauber
Der neue Frontflügel und die Retuschen an den Querlenkern vorne und hinten und den hinteren Bremshutzen haben Sauber etwas näher an den Rest des Feldes gebracht. Bottas fehlten anderthalb Zehntel auf die Williams. Auch das Renntempo war besser. Noch steht ein Aero-Paket aus. Es soll Sauber aufschließen lassen und ein Start in die Saison 2025 sein.