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Taktik-Check GP Abu Dhabi
Einstopp-Strategie gewinnt

GP Abu Dhabi 2022

Ein Stopp, zwei Stopps: Das war die Frage beim Saisonfinale. Ein Stopp gewann das Rennen, aber es war nicht für alle Fahrer im Feld die richtige Lösung. Für Sebastian Vettel war es definitiv die falsche.

George Russell - GP Abu Dhabi 2022
Foto: xpb

Der GP Abu Dhabi war eines dieser Rennen, bei denen die Strategen vor dem Rennen nicht mit Bestimmtheit sagen konnten, wie viele Boxenstopps am Ende schneller sein würden. Das Maß an Unsicherheit an den Kommandoständen zeigte sich darin, dass fünf Teams in den Top Ten die Taktik splitteten. Red Bull, Ferrari, Mercedes, McLaren und Aston Martin ließen je ein Auto mit einem Reifenwechsel und das andere mit zwei über die Distanz fahren. "Der Speed der Autos entschied, welche Taktik besser war", erklärten die Mercedes-Ingenieure.

Unsere Highlights

Bei Red Bull stand der Plan vor dem Rennen fest. Ein Stopp für Verstappen, zwei für Perez. Das hätte sich nur geändert, wenn der Start anders ausgegangen wäre. Ferrari kalkulierte ursprünglich mit zwei Stopps für beide Autos. Das verrät die Reifenwahl. Charles Leclerc und Carlos Sainz hatten jeweils zwei Satz harte Reifen in der Reserve und nur einen Medium.

Bei Mercedes entschied die Rennsituation. Lewis Hamilton schonte die Reifen eine Spur besser. Als George Russell meldete, dass die Hinterreifen abbauen, war das das Signal für seinen Stopp in Runde 15. Hamilton hatte in der Anfangsphase des Rennen wegen einem körnenden rechten Vorderreifen zwei Plätze an Sainz und Russell verloren, doch dann stabilisierte sich der Reifen wieder, und der Ex-Champion machte wieder Boden gut. Mercedes entschied sich für einen Stopp.

Charles Leclerc - Formel 1 - GP Abu Dhabi 2022
xpb
Charles Leclerc konnte Perez mit einer Einstopp-Strategie knacken.

Leclerc macht das Gegenteil von Perez

"Mit der Doppelstrategie wollten wir Ferrari unter Druck setzen. Als wir Lewis auf einen Stopp disponierten, hatten wir die Chance, vor Sainz rauszukommen. Ferrari war jetzt gezwungen etwas zu tun, um uns abzudecken", erklärten die Strategen.

Auch Red Bull reagierte auf die Rennsituation. Perez sah den Ferrari von Leclerc immer größer in seinem Rückspiegel. Um bei 1,5 Sekunden Vorsprung der Undercut-Gefahr zu entgehen, holte der Kommandostand den Mexikaner in Runde 33 zum zweiten Mal an die Box. Leclercs Renningenieur Riccardo Adami teilte seinem Fahrer mit: "Mach einfach das Gegenteil." Als Perez in die Boxen abbog, war für Leclerc klar, dass er mit dem Reifensatz, den er in Runde 21 bekommen hatte, überleben musste.

Weder Leclerc noch Hamilton waren sich im Auto sicher, ob die Entscheidung richtig war. Beide bettelten phasenweise um einen zweiten Stopp, doch da war es längst zu spät. Ob Hamilton sich gegen Sainz bis zum Schluss behauptet hätte, blieb ungeklärt. Ein Hydraulikdefekt legte die Servolenkung und die Schaltung lahm.

Bei Leclerc ging der Plan auf. Der Monegasse rettete 1,3 Sekunden Vorsprung gegen Perez ins Ziel. "Der Hamilton hat uns im Duell mit Perez eineinhalb Sekunden gekostet", ärgerte sich Sportchef Helmut Marko. Auch nicht hilfreich war, als Alexander Albon und Pierre Gasly in der Schlussphase vor der Nase des WM-Dritten ein Duell um Platz 13 austrugen.

Max Verstappen - Red Bull - GP Abu Dhabi 2022 - Rennen
Wilhelm
Verstappen schonte seine Reifen besser als Teamkollege Sergio Perez.

Ein Stopp gewinnt internen Vergleich

Im internen Vergleich der drei Topteams war der eine Stopp jeweils besser. Verstappen kam zehn Sekunden vor Perez ins Ziel. Der Champion ist mittlerweile ein Meister des Reifenmanagements. Verstappen ließ es die ersten zwölf Runden mit den harten Reifen ruhig angehen und Leclerc bis auf 4,5 Sekunden aufschließen, bevor er richtig Gas gab.

Auch bei Ferrari gewann das Einstopp-Rennen. Leclerc war über 58 Runden um 16,1 Sekunden schneller als Sainz. Der Monegasse überraschte Freund und Feind. Er hatte schon im ersten Stint in der Anfangsphase klug die Reifen geschont und ab der 16. Runde wieder den Abstand zu Verstappen verkürzt. Den zweiten Teil des Rennens ging Leclerc aggressiver an, ohne dafür am Ende zu bezahlen. Das traute man weder ihm noch dem Ferrari zu.

Im Fall von Mercedes hätte sich ebenfalls das Einstopp-Rennen durchgesetzt. Auch dann, wenn George Russells erster Boxenstopp nicht 5,2 Sekunden gedauert hätte, und wenn er beim zweiten nicht fünf Sekunden extra wegen einer Strafe für die gefährliche Freigabe des Autos beim ersten Reifenwechsel absitzen hätte müssen. Hamilton lag kurz vor Beginn seiner Hydraulikprobleme 9,8 Sekunden vor dem Teamkollegen.

Lando Norris - Formel 1 - GP Abu Dhabi 2022
xpb
Bei Ricciardo wurde die Strategie während des Rennens umgestellt.

Für McLaren waren zwei Stopps schneller

Bei McLaren und Aston Martin waren zwei Stopps die bessere Wahl. Das liegt daran, dass Daniel Ricciardo und Sebastian Vettel nach ihrem ersten Stopp tief ins Feld fielen und im Verkehr viel Zeit verloren. Die Kollegen an der Spitze hatten meistens freie Fahrt.

Ricciardos Taktik wurde während des Rennens angepasst. Sein Stopp in Runde 19 ließ beides offen. Als Ricciardo nach zwei Dritteln des Rennens meldete, dass die harten Reifen noch in gutem Zustand sind und klar war, dass er nur dann in die Punkte fahren kann, wenn er durchhält, musste McLaren das Risiko eingehen.

Es zahlte sich aus. Ricciardo kam vor Vettel ins Ziel, obwohl er vor seinem Boxenstopp vier Positionen und 6,3 Sekunden hinter dem Aston Martin-Piloten lag. Aston Martin machte den Fehler, den ersten Stopp um fünf Runden zu lang hinauszuzögern. Vettel verlor in der Zeit zehn Sekunden auf die Konkurrenz. Er schloss zwar in der Schlussphase wieder zu Ricciardo auf, kam aber nicht mehr vorbei.

Zhou Guanyu - Formel 1 - GP Abu Dhabi 2022
Motorsport Images
Alfa Romeo und Alpine richteten ihre Strategie auf die jeweiligen Gegner in der WM-Wertung aus.

Alpine taktiert mit Blick auf McLaren

Bei McLaren diktierte das Duell gegen Alpine die Strategie, bei Aston Martin der Zweikampf mit Alfa Romeo. Bei 19 Punkten Rückstand hatte McLaren nichts zu verlieren. Alpine richtete seine ganze Taktik darauf aus, mit wenigstens mit einem Auto vor Ricciardo zu bleiben. Dann hätte Lando Norris schon gewinnen müssen, um den Rückstand noch wettzumachen. Und solange die drei Topteams ihre Autos ins Ziel bringen würden, waren die Chancen von McLaren ohnehin gleich null.

Alpine taktierte konservativ. Beide Fahrer hatten je zwei Garnituren harter Reifen in ihrem Arsenal. Das allein sprach für ein Zweistopp-Rennen. Esteban Ocons Boxenstopp in Runde 14 schaffte Fakten. Zwei Stopps waren damit in Stein gemeißelt. Fernando Alonso ließ sich mit seinem Reifenwechsel fünf Runden später theoretisch alle Möglichkeiten offen. Wir werden nie wissen, wo und mit welcher Taktik der Spanier gelandet wäre, weil zum dritten Mal in dieser Saison ein Wasserleck den Motor killte.

Ocons früher Reifenwechsel zwang auch Norris an die Box, um einen Undercut abzuwehren. Damit wusste Alpine, dass McLarens Nummer eins im Mittelteil des Rennens auf den harten Reifen lange aushalten musste, um den Stint auf den Medium-Reifen am Ende so kurz wie möglich zu gestalten. Norris stoppte 16 Runden vor Schluss.

Wie kritisch der Medium-Gummi an diesem Tag war, zeigte sich prompt. Norris machte sofort Attacke, um sich den Zusatzpunkt für die schnellste Runde zu sichern. Der Medium-Reifen verzieh nicht. Der Vorsprung auf Ocon schrumpfte in den letzten sechs Runden von acht auf eine Sekunde.

Sebastian Vettel - Formel 1 - GP Abu Dhabi 2022
Motorsport Images
Sebastian Vettel harrte zu lange im ersten Stint auf den Medium-Reifen aus.

Stroll ab Runde 48 schneller als Vettel

Alpine-Sportdirektor Alan Permane gab zu, dass man ohne das WM-Duell mit McLaren ein anderes Rennen gefahren wäre. "Dann hätten wir versucht, Norris in einen längeren Schluss-Stint zu zwingen, damit er auf den Medium-Reifen länger leiden muss. Wir hätten Estebans ersten Stopp ein bisschen verlängert, den zweiten etwas verkürzt." Am Ende reichte es auch so für Alpine.

Aston Martin holte die fünf Punkte zu Alfa Romeo noch auf, verlor aber wegen des schlechteren Einzelresultats. Wäre man mit beiden Fahrern auf eine Zweistopp-Strategie gegangen oder hätte man Vettels Stopp fünf Runden früher abgewickelt hätten die Aston Martin-Piloten auf den Plätzen 7 und 8 landen können. Aus Sicht des Teams aus Silverstone waren zwei Stopps klar schneller. Lance Stroll ging schon elf Runden vor Schluss an seinem Teamkollegen vorbei.

Vettel fehlte der Top-Speed, um Ricciardo am Ende des Rennens zu überholen. Mit 324 km/h war er mit DRS kaum schneller als Ricciardo ohne. Der Aussteiger konnte froh sein, dass Alpha Tauris Verzweiflungsstrategie mit Yuki Tsunoda nicht funktionierte. Der Japaner bekam für die letzten 20 Runden Soft-Reifen mit auf den Weg. Viel zu früh. Am Ende brach der weiche Gummi bei Tsunoda total ein. Im Ziel fehlten ihm 5,4 Sekunden auf Vettel.

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