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Streit um den Budgetdeckel
„Stellt einfach den Windkanal ab“

Sechs Teams fordern einen Inflationszuschlag und stoßen dabei auf Widerstand von Alpine, Alfa Romeo und Williams. Die betrachten die Inflation nicht als höhere Gewalt und raten den Teams, die am Limit operieren, einfach ihre Entwicklung einzustellen.

Vasseur & Binotto - F1 - Saison 2022
Foto: Motorsport Images

Es ist ein unversöhnliches Thema in dem es gute Argumente für und Wider gibt. Für Alfa-Sauber-Teamchef Frédéric Vasseur ist es ein Thema, das die Weltmeisterschaft entscheiden kann. Vorne, mitten und hinten im Feld. Es wird Teams geben, die ab Saisonmitte einen Joker in der Hand halten. Sie werden noch Entwicklungsbudget übrighaben, während andere kein Geld mehr für neue Teile einsetzen können. Trotz voller Kassen.

Da besteht natürlich die Sorge, dass es einige Teams in ihrer Not darauf ankommen lassen, das Budget zu überziehen. Alles unter fünf Prozent gilt als "kleinere" Verletzung des Finanz-Reglements. In dem Fall bestimmen die Sportkommissare das Strafmaß. Es ist ein Risikospiel mit unbekanntem Ausgang. "Wenn die Strafe niedrig ist, dann hat derjenige der überzieht einen riesigen Vorteil. Man stelle sich vor, der könnte dafür drei zusätzliche Upgrades bringen", warnt Vasseur.

Unsere Highlights
Ferrari - Fabrik - Maranello - 2022
Ferrari
Bei den großen Teams mit vielen Angestellten muss die Entwicklung bald eingestellt werden.

Was ist Höhere Gewalt?

Der Budgetdeckel ist in dieser Saison eine ganz besondere Herausforderung. Nicht nur weil der Grenzwert von 145 auf 140 Millionen Dollar gesunken ist. Viel mehr, weil es wegen der neuen Autos keine Übernahmen aus der Vorsaison gab. In einer normalen Saison spart das 30 Millionen Dollar.

Dann kommt da noch die Inflation hinzu, die mit dem Russland-Krieg gegen die Ukraine sprunghaft in die Höhe geschossen ist. Im September 2021 lag sie trotz Corona noch bei 2,9 Prozent. Jetzt sind es 6,1 Prozent, und kein Ende ist in Sicht.

Frachtkosten, Strom, Benzinpreise und Materialeinkauf haben sich teilweise verdoppelt. Die Teams rechnen mit einem Ausgabenplus von acht bis neun Millionen Dollar. Ferrari, Mercedes und Red Bull sprechen von Force majeur. Keiner konnte eine Inflation wie diese auf der Rechnung haben.

Vasseur widerspricht: "Eine Pandemie ist höhere Gewalt. Die Inflation ist ein natürlicher Prozess, der von Zeit zu Zeit eintritt. Das muss man in seine Planungen mit einbeziehen. Auch für uns sind Fracht, Strom und Material teurer geworden. Wir schaffen es trotzdem irgendwie." Alpine-Kollege Otmar Szafnauer fügt an: "Die Budgetpläne für eine Saison werden immer im November und Dezember des Vorjahres gemacht. Da war schon abzusehen, dass die Inflation anziehen wird."

Alfa Romeo - GP Spanien 2022
Alfa Romeo
Die Teams müssen sich genau überlegen, wie viel Geld sie in Upgrades investieren.

Liegt ein Monza-Paket noch drin?

Viele Teams sind nach internen Berechnungen der Konkurrenz schon nah an der Grenze. Demnach dürfte es bei denen, die den Budgetdeckel voll ausschöpfen, ab dem GP Kanada keinen neuen Teile mehr geben. Da wäre ein Inflationszuschlag von vier Millionen Dollar Balsam auf die Wunden.

Vasseur hat dafür ein Rezept: "Stellt einfach den Windkanal ab. Wir liegen zehn Prozent unter dem Kostenlimit. Ich muss auch Lösungen dafür finden, dass die Lebenshaltungskosten höher geworden sind. Dann geht es halt nicht mehr, dass zu jedem Rennen neue Teile kommen."

Red Bull-Teamchef Christian Horner warnt, dass sieben Teams gar nicht mehr zu den letzten vier Rennen antreten könnten, wenn es keine Entlastung gibt. Szafnauer antwortet mit beißendem Spott: "Das ist doch super. Dann können wir in der WM-Wertung aufrücken. Können wir mit dem Ausfall schon planen oder hat er nur einen Witz gemacht?"

Aston Martin-Teamchef Mike Krack sieht das Ganze ebenfalls pragmatisch: "Wenn sie nicht antreten, bleiben mehr Punkte für die anderen Teams. Wir halten uns genau an die Regeln. Jetzt ist die Zeit, in der man sich überlegen muss, wie man sein Geld ausgibt. Unser Team ist es gewohnt effizient zu arbeiten. Wir sind nicht an dem Punkt, wo Rennteilnahmen in Gefahr sind, aber auch wir müssen uns zum Beispiel überlegen, ob ein Monza-Paket noch drin liegt."

Carlos Sainz - Imola - 2022
Motorsport Images
Unfälle können ungeplante Ausgaben verursachen.

Gefahr für das Prinzip des Kostendeckels

Formel-1-Technikchef Pat Symonds differenziert. Das Urgestein unter den Ingenieuren hat keinerlei Sympathie für die Teams, die auf hohem Budget jammern. "Jetzt erleben die großen Teams mal das, womit ich den Großteil meiner Karriere konfrontiert war. Selbst bei Renault war in der Regel nach Monza Schluss mit neuen Teilen. Bei größeren Unfällen schon vorher."

Symonds räumt aber auch ein, dass die aktuelle Inflation eine Ausnahmeregel rechtfertigt: "Mit diesem Anstieg konnte keiner rechnen. Man kann es ja als einen rücknehmbaren Zuschuss rechtfertigen und dann ab 2023 wieder streng nach dem Reglement vorgehen."

Vasseur sieht in dem aktuellen Streit eine generelle Nagelprobe für die Budgetdeckelung. "Es gibt Teams, die schreien bei jedem Anlass nach mehr Geld. Wenn die Sonne länger scheint oder der Wind stärker weht. Es besteht die Gefahr, dass wir immer nachgeben. Bei der Budgetdeckelung muss es Regeln geben, und die sind einzuhalten. Wenn wir das Prinzip aufweichen, wäre das auch das Ende der Idee des Kostendeckels."

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