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Formel-1-Teamorder im 21. Jahrhundert
Die größten Stallregie-Aufreger

McLaren sorgte mit seiner Teamorder in Ungarn für viele Diskussionen im Fahrerlager. Wir blicken deshalb auf die größten Stallregie-Aufreger des 21. Jahrhunderts zurück.

Stallregie GP Österreich 2002
Foto: xpb

Lando Norris fuhr beim GP Ungarn 2024 zur Seite und überließ seinem Teamkollegen Oscar Piastri den Sieg. Und das, obwohl Piastri in der WM hinter Norris liegt. Die Stallregie von McLaren trieb Fans und Experten um: War es die richtige Entscheidung oder hätte Norris gewinnen sollen? An Teamordern scheiden sich die Geister. In der engen Saison 2024 könnte es nicht die letzte gewesen sein. Für uns Grund genug, nochmal auf die Stallregie-Aufreger des 21. Jahrhunderts zurückzublicken.

Unsere Highlights

Dieser Satz ging in die Geschichte der Formel 1 ein, und Rubens Barrichello dürfte ihn in seinem Leben nie mehr vergessen: "Let Michael pass for the championship." Ausgesprochen hatte ihn Ferraris damaliger Teamchef Jean Todt beim Großen Preis von Österreich 2001. Dort lag der Brasilianer kurz vor Schluss auf dem zweiten Platz vor Schumacher und musste seinen Teamkollegen passieren lassen.

Doch 2001 war nur der Vorbote für den wohl bis heute bekanntesten Stallregie-Skandal in der Geschichte der Formel 1. Ferrari dominierte die Saison 2002 mit dem überlegenen F2002. Die Italiener gewannen 15 von 17 Rennen, während Schumacher davon elf für sich entschied und in jedem Rennen aufs Podest raste – bis heute ein Rekord. In Spielberg stand das sechste Rennen des Jahres an, von den ersten fünf hatte der Rekordweltmeister bereits vier für sich entschieden. Der Abstand zu seinem ersten Verfolger Juan Pablo Montoya betrug 21 Punkte. Da es damals lediglich zehn Zähler für einen Sieg gab, war der Vorsprung schon beträchtlich.

Doch das war kein Grund, Barrichello den Sieg zu überlassen. Auf der Zielgeraden ging der damals 29-Jährige vom Gas, und Schumacher überholte ihn. Die Fans auf den Tribünen quittierten die Aktion mit einem gellenden Pfeifkonzert.

Stallregie GP Österreich 2002
xpb
Nach dem geschenkten Sieg in Spielberg 2002 schubste Michael Schumacher seinen Teamkollegen Rubens Barrichello auf die oberste Stufe des Treppchens. Dieser stand anschließend unter der deutschen Flagge, als die deutsche Hymne gespielt wurde.

Podiums-Farce

Sichtlich unwohl fühlten sich die beiden Fahrer im Parc Fermé nach dem Rennen. Auf dem Siegerpodest sorgten die Ferrari-Piloten für die nächste Farce: Schumacher schubste Barrichello auf die oberste Stufe. Unter der schwarz-rot-goldenen Flagge lauschte der Brasilianer der deutschen Hymne. Die FIA bestrafte Ferrari für das Missachten der Siegerzeremonie mit einem Bußgeld in Höhe von einer Million US-Dollar. Für die Stallorder hatte der Weltverband keine Handhabe, da sie nicht verboten war. Erst 2003 ließ die FIA Teamorder offiziell verbieten.

Einige Jahre später ignorierte Ferrari das Verbot und sprach erneut eine Stallregie aus. In der umkämpften Saison 2010 befand sich der Spanier Fernando Alonso für die Scuderia im WM-Kampf. In Hockenheim dominierten die Italiener mit Alonso und dessen Teamkollegen Felipe Massa den Großen Preis von Deutschland.

Zum Missfallen der Teamführung lag der Brasilianer vor dem zweimaligen Weltmeister. Da Stallregie verboten war, entschied sich der Kommandostand zu einem Trick: Massas Renningenieur Rob Smedley säuselte seinem Schützling ebenfalls unvergessene Worte ins Ohr.

"Fernando is faster than you" ging wie Todts Kommando am Funk in die Geschichte der größten Aufreger der Formel 1 ein. Obwohl Massa seit Brasilien 2008 kein Rennen mehr gewonnen hatte, machte er Platz und stellte sich in den Dienst des Teams. Die FIA nahm diesen Vorfall als Grund, die Stallregie ab der Saison 2011 wieder zu erlauben, da es keine Handhabe gegen versteckte Codes und Absprachen gab. Dennoch belegte der Verband Ferrari mit einer Strafe von 100.000 US-Dollar. Massa gewann bis zum Ende seiner Karriere im Jahr 2017 kein Rennen mehr. Trotz der Stallregie reichte es für Alonso nicht zum Gewinn des WM-Titels im Jahr 2010. Der Spanier musste sich am Ende der Saison Sebastian Vettel im Red Bull geschlagen geben.

Stallregie GP Deutschland 2010
Wilhelm
In Hockenheim 2010 musste Felipe Massa seinem Teamkollegen Fernando Alonso Platz machen. Die Worte seines Renningenieurs Rob Smedley "Fernando is faster than you" wurden legendär.

"Multi 21" in Sepang

Das erwähnte Red-Bull-Team war selbst Teil von Stallregie-Aufregern in der Formel 1 – im berühmtesten Fall beim Großen Preis von Malaysia 2013. Die Teamleitung hatte Mark Webber und seinen Stallgefährten Sebastian Vettel angewiesen, die Positionen nach dem letzten Boxenstopp zu halten. Die beiden führten mit großem Abstand vor den Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg.

Die Ansage "Multi 21" stand dabei für die Startnummern der Fahrer. Webber fuhr mit der 2 und Vettel mit der 1. Somit sollte Webber das Rennen vor Vettel beenden. Dieser Code erlangte Berühmtheit, nachdem Webber im "Cool-Down-Room" vor der Siegerehrung Vettel auf die Bedeutung hinwies. Der damals dreimalige Weltmeister hielt von dem Befehl seines Teams wenig und ignorierte ihn. Mit frischeren Reifen setzte der Heppenheimer zur Jagd auf den Australier an und rang ihn nach mehreren Kurven nieder. Während der Siegerehrung herrschte Eiszeit zwischen den beiden Red-Bull-Piloten. Webber beschwerte sich im Podium-Interview, dass Vettel vom Team geschützt werde – das sei immer so. Die Verantwortlichen um Christian Horner, Adrian Newey und Helmut Marko verfolgten die Siegerehrung mit versteinerten Mienen.

Der Deutsche entschuldigte sich nach dem Rennen. Das hielt aber nicht lange. Drei Wochen später sagte Vettel im Vorfeld des China-GP, dass er wieder so handeln würde, wenn er sich in der gleichen Situation befände. Das Tischtuch zwischen den beiden Fahrern war nach dem Vorfall zerschnitten, und der Australier verabschiedete sich am Ende der Saison aus der Formel 1.

Stallregie GP Malaysia 2013
xpb
Sebastian Vettel widersetzte sich in Sepang 2013 der Teamorder, griff Mark Webber an und rang ihn in einem packenden Zweikampf über mehrere Kurven nieder.

Bottas gehorcht artig

Einen sicheren Sieg an seinen Teamkollegen abtreten musste in seiner Karriere auch schon Valtteri Bottas. Über das ganze Wochenende dominierte der Finne den GP von Russland 2018. Das hinderte die Teamführung um Toto Wolff nicht daran, Lewis Hamilton kampflos an Bottas vorbeizuwinken. Zur Rennhälfte fuhr der heutige Sauber-Pilot zur Seite und ließ den Rekordsieger passieren, der im Anschluss das Rennen gewann.

Der Engländer lag zu diesem Zeitpunkt 40 Punkte vor seinem ärgsten Widersacher Sebastian Vettel im Ferrari. Sechs Rennen standen in der Saison noch aus. Für Mercedes Grund genug, Bottas zurückzupfeifen. Umso bitterer für Bottas: Es wäre sein einziger Sieg in 2018 gewesen. Der Finne hatte mit seiner Performance zu kämpfen und beendete die Saison nur auf dem fünften Platz. Sein Status als Nummer zwei zementierte Mercedes mit dieser Stallregie. Wenige Wochen zuvor hatte ihn Teamchef Toto Wolff in Ungarn als "Wingman" bezeichnet.

Interessanterweise entschied sich Ferrari während des Jahres mehrfach gegen eine Bevorzugung Vettels. Die Scuderia pfiff Vettels Teamkollegen Kimi Räikkönen bei mehreren Rennen nicht zurück. Das machte Vettel das Leben im Kampf um den Titel unnötig schwer.

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