In Spielberg rückten diesen Winter die Bagger an. Nach Abstimmungen mit den Sicherheitsexperten des Motorrad-Weltverbands begannen im November die Bauarbeiten. Das Ziel bestand darin, den Red-Bull-Ring für Zweirad-Veranstaltungen, wie zum Beispiel das Gastspiel der Königsklasse MotoGP, noch sicherer zu machen.
Dafür entstand eine neue Streckenvariante, die über eine Schikane in der langen Geraden zwischen Niki-Lauda-Kurve und Remuskurve verfügt. Mit den Planungen der Arbeiten wurde niemand Geringeres als Bauingenieur Hermann Tilke beauftragt, der sich schon 2011 für die grundlegende Renovierung der Strecke verantwortlich zeigte, die früher mal unter den Namen Österreichring bzw. A1-Ring bekannt war.
"Mit dem F1-Projekt hat für uns alles begonnen", erklärt Tilke. "Seitdem haben wir immer wieder kleinere und auch größere Veränderungen am Red-Bull-Ring planerisch begleitet. Es ist eine wunderschöne Rennstrecke vor einem atemberaubenden Alpen-Panorama, die zurecht von Zuschauern und Fahrern gleichermaßen geliebt wird."

MotoGP künstlich eingebremst
Wichtigstes Ziel des aktuellen Umbaus war die Reduzierung der Top-Speeds oben am Berg an der ehemaligen dritten Kurve. Hier hatte es 2020 einen schweren Unfall gegeben, als Johann Zarco und Franco Morbidelli kurz vor der Bremszone kollidiert waren. Die außer Kontrolle geratenen Motorräder schossen damals mehr als hundert Meter quer über die Strecke. Nur mit viel Glück wurde dabei niemand schwerer verletzt.
Aus 15 Entwürfen kristallisierte sich schließlich das finale Layout-Konzept mit einer Schikane als ideale Lösung heraus. Mit Simulationen zu den gefahrenen Geschwindigkeiten in dem neuen Teilstück wurden dann die Dimensionierung der Auslaufzonen und weiterer Sicherheitseinrichtungen errechnet.
"Für die MotoGP war im betreffenden Streckenbereich ein reduziertes Geschwindigkeitsprofil notwendig", erklärt Tilke. "Dies wurde durch die kompakte Variante mit einer kreuzenden Rechts-Links-Kombination erreicht, ohne hierdurch die vorhandene Strecke zu beeinträchtigen. Die Planung war vor allem auch aufgrund der Geländetopographie eine echte Herausforderung."

Auswirkungen auf die Formel 1?
Während sich für die Bikes der Motorrad-WM mit dem Umbau eine weitere Überholmöglichkeit bildet, lassen die Formel-1-Renner die neuen Kurven der Schikane bei ihrem nächsten Gastspiel am 10. Juli einfach links und rechts liegen. Hamilton, Verstappen und Co. werden weiter ungebremst den Berg hinauf rasen, um aus dem Windschatten Attacken vor der engen Rechtskurve zu lancieren.
Die Frage lautet hier nur, ob die neuen Auslaufzonen an der Schikane noch einmal für den Grand-Prix-Zirkus angepasst werden müssen. Durch die Recht-Links-Kombination stehen die Banden nun nicht mehr parallel zur Strecke, sondern in einem stumpfen Winkel. Beim Aufprall nach einem Highspeed-Abflug ist das sicher nicht optimal, wie man zuletzt 2020 beim Feuer-Crash von Romain Grosjean in Bahrain sehen konnte.