So wird man ein Formel 1-Team: Bewerbung in fünf Schritten

So wird man ein Formel 1-Team
Bewerbung in fünf Schritten

Veröffentlicht am 02.07.2017
Start - GP Aserbaidschan 2017 - Baku
Foto: Wilhelm

Die Formel 1 ist ein Haifischbecken. Man kommt schwer hinein und fällt ganz leicht wieder raus. 2010 lockte der damalige FIA-Präsident Max Mosley drei neue Teams mit dem Versprechen in die Königsklasse, das Budget auf 50 Millionen Dollar zu begrenzen. LotusGP, Virgin und Hispania bissen an. Mosley konnte das Versprechen nie einlösen. Ende 2016 verschwand der letzte der drei Neulinge. Er hatte sich in der Zwischenzeit zwei Mal umbenannt. Von Virgin in Marussia und schließlich in Manor.

HaasF1 kam 2016 und hat sich bereits im zweiten Jahr in der Formel 1 etabliert. Der US-Rennstall fährt regelmäßig in die Punkte. Teamchef Guenther Steiner erfand ein Modell, mit dem auch ein Privatteam überleben kann. Es ist bei der Komplexität der Technik heute der einzig mögliche Weg. HaasF1 kauft alles bis auf das Chassis und die Aerodynamik bei Ferrari ein.

Eine Aufbruchstimmung wie 2010

Trotzdem braucht man ein Budget von jährlich 100 Millionen Dollar, um in der höchsten Motorsport-Kategorie mitspielen zu können. Das schreckt viele ab. Seit Liberty Media das Geschäft übernommen hat, bewegt sich die Szene wieder. Die Amerikaner haben sich eine gerechtere Geldverteilung und eine Kostenkontrolle zum Ziel gesetzt. Und schon herrscht wieder eine Aufbruchstimmung wie einst zu Max Mosleys Zeiten.

Ross Brawn, Mitglied im Direktorium der neuen Besitzer, verrät: „Wir wurden bestimmt von zehn Interessenten kontaktiert.“ Darunter sind auch zwei chinesische Investoren. Einer hat sich bereits im englischen Handelsregister unter dem Namen „China F1 Racing Team Ltd.“ eintragen lassen. Der andere will sich mit einem spanischen Formel 2-Team zusammenspannen. Liberty schickt alle Bewerber an die FIA weiter. Wer die Hürde in Paris nicht schafft, bekommt keine Lizenz.

20 Millionen Euro als Garantie

Doch wie wird man eigentlich ein Formel 1-Team? Es ist ein kostspieliger und langwieriger Prozess. Zuerst muss man die FIA überzeugen, damit überhaupt eine Prüfung eingeleitet wird. Wer wie einer der chinesischen Bewerber sich beim GP Monaco vorstellt und behauptet, er wolle 2018 antreten, hat keine Glaubwürdigkeit.

Im zweiten Schritt wird die Bewerbung öffentlich. Jedermann kann dann auf der FIA-Website nachlesen, wer sich da mit welchen Grundlagen bewirbt. Im FIA-Fachchinesisch heißt das „call of interest“. Danach muss der Interessent bei der Sportbehörde alle Dokumente einreichen. Wo die Fabrik stehen soll, wie viele Leute er einstellen will, über welche Werkzeuge er verfügt, welchen Motorpartner er hat, wie die ersten fünf Jahre finanziert werden sollen.

Ist die Dokumentation ausreichend, wird der Bewerber bei der FIA für eine Präsentation und eine Fragestunde vorgeladen. Da fließt zum ersten Mal Geld. Die Anmeldegebühr beträgt 150.000 Euro. Sie ist nicht rückerstattbar, selbst wenn der Bewerber abgelehnt wird. Wenn das Expertengremium des Weltverbandes das Gesuch als realistisch einstuft, wartet der größte Brocken. Der Interessent muss eine Garantiesumme von 20 Millionen Euro hinterlegen. Er bekommt das Geld zurück, wenn er mindestens zwei Jahre in der Formel 1 fährt.