F1 mit Schutzblech: Ferrari testet Radverkleidung

Formel-1-Autos mit Schutzblechen
Ist das die Rettung für Regenrennen?

Veröffentlicht am 15.05.2024

Normalerweise zeichnen sich Formelserien im Vergleich zu anderem Motorsport-Kategorien dadurch aus, dass die Räder frei in der Luft stehen. Doch bald schon müssen sich die Fans vielleicht an einen neuen Look gewöhnen. Die FIA tüftelt bereits seit einer Weile an neuen Ideen, wie man die Gischt bei Regenrennen reduziert und damit die Sicht für die Fahrer verbessern kann. Die Hoffnung der Regelhüter liegen auf nachträglich montierbaren Radverkleidungen aus Carbon.

Die Lösung ist nicht schön, aber notwendig. Moderne Groundeffect-Autos wirbeln jede Menge Wasser auf. In den vergangenen Jahren hatten sich die Fahrer regelmäßig über das hohe Sicherheitsrisiko beklagt, wenn es im Blindflug hinter einem anderen Auto über die Gerade ging. Kaum bilden sich die ersten Pfützen auf der Bahn, ist die Rennleitung praktisch sofort zum Abbruch gezwungen – noch weit, bevor Aquaplaning droht.

Ferrari - Test mit Radverkleidungen - Fiorano - Formel 1 - 2024
Rudy Carezzevoli / Getty Images Europe

Erster Regen-Test ohne Erfolg

Die ersten Testfahrten wurden schon letztes Jahr in Silverstone durchgeführt. Zum Einsatz kam dabei ein Mercedes mit Mick Schumacher am Steuer. Der Erfolg fiel allerdings bescheiden aus. Eine messbare Reduzierung der Gischt-Entwicklung durch den hinterherfahrenden McLaren mit Oscar Piastri im Cockpit konnte nicht festgestellt werden. Also besserte die FIA an den "Kotflügeln" nach und präsentierte nun in Fiorano die neueste Version, die an einen Ferrari geschraubt wurde.

Getestet wurden gleich mehrere Varianten, sowohl an der Vorderachse als auch an der Hinterachse. Mal mit Öffnungen an der Außenseite, mal geschlossen. Sie verkleiden das Rad jetzt deutlich mehr als die Lösung, die beim ersten Test im Vorjahr zum Einsatz kam. Befestigt wurden die Kohlefaser-Schutzbleche über den Zentralverschluss an der Radnabe. Vor dem Umbau mussten zudem die nach außen gebogenen Leitbleche innen an den Vorderrädern abgeschnitten werden. Sie hätten sonst im Weg gestanden.

Ferrari - Test mit Radverkleidungen - Fiorano - Formel 1 - 2024
Rudy Carezzevoli / Getty Images Europe

Ist der Diffusor das Problem?

Das Testprogramm wurde von der FIA geleitet. Arthur Leclerc, der Bruder von Stammfahrer Charles Leclerc, saß im 2023er-Modell, das mit den unterschiedlichen Schutzblechen ausgerüstet war. Ersatzfahrer Oliver Bearman folgte ihm im aktuellen Scuderia-Modell und versuchte auf der künstlich gewässerten Piste, Unterschiede zwischen den einzelnen Versionen aus der Cockpit-Sicht zu identifizieren.

Die Bilder, die von den Formel-1-Paparazzi am Streckenrand geschossen wurden, deuten allerdings nicht darauf hin, dass eine deutliche Verbesserung erzielt wurde. Die Gischtwolken der beiden Autos sehen auf den ersten Blick ähnlich voluminös aus. Es ist zu befürchten, dass nicht nur die großen Räder, sondern auch der riesige Diffusor der modernen Groundeffect-Autos das Wasser vom Asphalt saugen und in die Luft wirbeln. Das hintere Ende des Unterbodens lässt sich aber nicht so einfach abdecken wie die Reifen.

Es ist also nicht zu erwarten, dass die Radverkleidungen schon bald als neue Standard-Komponenten ins Reglement aufgenommen werden und bei Regenrennen zum Einsatz kommen. Die FIA wird vorher wohl noch einige Testläufe durchführen müssen, bis man eine befriedigende Lösung findet. Bis dahin muss man hoffen, dass sich die Regengötter gnädig zeigen, wenn die Formel 1 am Start steht.