Wechselnde Wetterbedingungen sind ein Risiko und eine Chance zugleich. Für Mick Schumacher und Sebastian Vettel war der Regenguss vor der Qualifikation, der den letzten Sektor der Strecke bis zum Schluss einseifte, eine Chance. Die Rutschpartie im Schlussabschnitt der Strecke hätte aber auch schnell das Ende aller Hoffnungen bedeuten können. Die beiden Deutschen Fahrer rutschten quasi in letzter Sekunde ins Q2.
Haas und Aston Martin hatten richtigerweise während des Q1 einen frischen Satz Intermediates aufziehen lassen. Der gab den Extra-Grip, den Bottas, Ricciardo, Ocon, Albon und Latifi vermissten und sie aus dem Rennen warf. Schumacher und Vettel war klar, dass die zweite K.O.-Runde eine noch größere Zitterpartie werden würde. Sie haben nicht unbedingt die Autos, mit denen man mit Leichtigkeit ins Q3 fährt.

Reifen bei Schumacher zu heiß
Haas-Kollege Kevin Magnussen schaffte es und zeigte sich selbst überrascht. "Platz 9 ist mehr als wir erwartet haben. Das habe ich auch den richtigen Entscheidungen meines neuen Renningenieurs Mark Slade zu verdanken." Magnussen zählte zu den drei Fahrern, die das Q3 auf Intermediates begannen, dann aber noch rechtzeitig umschwenkten, als man merkte, dass es trocken genug für Slicks war.
Schumacher hätte es lieber etwas nasser gehabt: "Da fühlte sich mein Auto besser an. In meiner letzten Runde habe ich die Reifen zu Beginn des zweiten Sektors ein bisschen zu heiß werden lassen. Dann sind die Hinterreifen für den Rest der Runde zu viel herumgerutscht. Insgesamt aber bin ich zufrieden, weil wir uns kontinuierlich gesteigert haben."
Teamchef Günther Steiner lobte Team und Fahrer: "Wir haben den Grundstein für ein gutes Rennen gelegt. Unser Hauptgegner Alpha Tauri steht mit einem Auto vor und mit dem anderen zwischen uns. Wir dürfen aber im Kampf um den siebten Platz in der WM auch Aston Martin nicht aus dem Auge verlieren. Die sind im Rennen immer stärker als auf eine Runde."
Letzter Sektor zu nass für Slicks
Aston Martin verlor beide Fahrer im Q2. Dabei griff man zu drastischen Maßnahmen. Sebastian Vettel und Lance Stroll waren die ersten Fahrer im Feld, die auf Slicks wechselten. Und fast hätte der Schachzug Erfolg gehabt. "Ich lag schon eine Sekunde unter meiner Bestzeit, als mir beim Anbremsen von Kurve 16 die Räder stehengeblieben sind. Es war immer noch ein bisschen zu nass dort für die Slicks. Trotzdem war es richtig, es zu versuchen. Es hätte ja fast geklappt", sagte Stroll.
Auch Vettel verteidigte die Entscheidung des Teams: "Im Rückblick ist es immer einfach zu sagen, dass wir zu früh auf Slicks gegangen sind. Vielleicht hätte ich meinem Instinkt etwas mehr trauen sollen. Ich war auf den Slicks gezwungen, auf den trockenen Abschnitten zu attackieren. Dabei habe ich beim Bremsen ein Mal die Rädern blockiert. Im letzten Sektor war die Strecke aber noch zu nass."
Vettel wünscht sich wie Schumacher eine nasse Piste für das Rennen, weil das immer die Chance derer erhöht, die von weiter hinten starten. Doch die Aston Martin-Piloten können auch bei trockener Piste aus eigener Kraft in die Punkte fahren. Die Longruns am Freitag lagen auf dem Niveau von Alpine und waren klar besser als die von Haas und Alpha Tauri.