Bei Red Bull ist momentan der Wurm drin. Das gilt nicht nur für die Performance des Autos, sondern auch für die Boxenstopps. Vor allem den Grand Prix von Bahrain dürfte Max Verstappen noch in schlechter Erinnerung haben. Beim ersten Reifenwechsel gab es Probleme mit der Ampel, beim zweiten Service ließ sich das rechte Vorderrad nicht lösen.
Es sind aber nicht nur die großen Patzer, die Red Bull dieses Jahr im Boxenstopp-Ranking zurückgeworfen haben. Die Schrauber aus Milton Keynes sind einfach nicht mehr absolute Spitze im Feld – weder in Sachen Bestmarken noch bei der Konstanz. Von 2018 bis 2024 hatten sie sieben Mal in Folge den Pokal geholt, der jedes Jahr von Seriensponsor DHL ausgeschrieben wird.
Wie in der Teamwertung scheint nun auch der Titel im Boxenstopp-Ranking für Red Bull außer Reichweite zu geraten. Aktuell liegt der frühere Abo-Meister hier nur auf Rang fünf. Über den Grund für den Absturz lässt sich nur spekulieren. Die Abgänge von Sportdirektor Jonathan Wheatley und einigen wichtigen Mechanikern haben sich auf jeden Fall nicht positiv ausgewirkt.

Viele Formel-1-Mechaniker leiden unter Rückenproblemen. Bei Ferrari versucht man, Ausfälle zu vermeiden.
Sieben Ferrari-Bestzeiten in neun Rennen
Der neue Marktführer in der Boxengasse heißt Ferrari. Bei den ersten neun Grands Prix der Saison lieferten die Italiener gleich sieben Mal den schnellsten Boxenstopp ab. Auf das Konto der Scuderia gehen auch die sechs schnellsten Reifenwechsel des Jahres. Bei diesem Tempo kann aktuell keiner mithalten.
Laut Sportdirektor Diego Ioverno legt man es in Maranello aber gar nicht auf absolute Bestzeiten an. Viel wichtiger sei es, den Service konstant im Bereich zwischen zwei und drei Sekunden abzuwickeln und sich keine großen Ausrutscher zu leisten. Das ist leichter gesagt als getan, wenn man sich die Probleme der Konkurrenz vor Augen führt.
Auch bei der Besetzung der einzelnen Positionen setzt Ferrari auf Konstanz: "Mechaniker müssen immer auf ihrer angestammten Seite bleiben. Sie können nicht einfach von links nach rechts wechseln. Über die Zeit entwickeln sie ein Gefühl für das ankommende Auto und perfektionieren ihren Bewegungsablauf. Wechselt man die Seiten, gerät alles durcheinander", verrät Ioverno.

Bei Ferrari sind die Boxenstopp-Markierungen parallel zur Boxengasse angebracht. Das erhöht die Sicherheit.
Gesundheit geht bei Ferrari vor
Damit es im Team keine Ausfälle gibt, legen die Verantwortlichen viel Wert auf die Belastungssteuerung: "Man muss eine gute Balance finden", erklärt Ioverno. "Wenn man zu viel trainiert, kann es zu einer Überlastung kommen. Viele Mechaniker leiden unter Rückenproblemen. Die Gesundheit geht vor."
Auch beim Ablauf des Reifenwechsels geht Ferrari lieber auf Nummer sicher. In der Formel 1 setzt sich immer mehr der Trend durch, die Parkposition leicht schräg vor der Garage einzurichten. So können die Piloten den Service-Bereich leichter anfahren. Bei Ferrari sind die Markierungen dagegen parallel zur Boxengasse angebracht.
Das könnte zwar in der Theorie ein paar Zehntel kosten, ist aber die sichere Variante. Bei schrägen Parkboxen droht das Heck des Autos beim Losfahren mehr oder weniger stark auszubrechen. Das kann für die Mechaniker zu brenzligen Situationen führen.
Neben Ferrari heißt der größte Gewinner im Boxenstopp-Ranking Sauber. Die Schweizer Schrauber sind die Einzigen, die sich neben Ferrari dieses Jahr schon Bestzeiten sichern konnten. In Miami und Barcelona wurde Gabriel Bortoleto jeweils am schnellsten abgefertigt. In der Galerie zeigen wir Ihnen noch einmal die besten Boxenstopps aller zehn Teams aus den ersten neun Rennen.
