In Saudi-Arabien denkt man groß. Innerhalb kurzer Zeit wurde ein eigener Grand Prix aus dem Wüstenboden gestampft. Doch der Stadtkurs in Jeddah, direkt an der Küste des Roten Meeres, ist den Verantwortlichen nicht prunkvoll genug. Mit Hilfe des deutschen F1-Baumeisters Hermann Tilke wird bereits eine neue Strecke geplant.
Die Anlage der Superlative soll 50 Kilometer vor den Toren der Hauptstadt Riad, im Herzen der Retortenstadt Qiddiya City, entstehen. Nach den letzten Plänen führt der neue Grand-Prix-Kurs halb durch die Stadt und halb durch die vorgelagerte Hügellandschaft. Gerüchten zufolge wird die Strecke mit 7,777 Kilometer Länge sogar den aktuellen Rekordhalter Spa-Francorchamps (7,004 Kilometer) übertreffen.
Saudi-Arabien hat in den letzten Jahren bereits viel Geld in den Motorsport investiert. Das staatliche Mineralöl-Unternehmen Aramco liefert den nachhaltigen Sprit für die Nachwuchsserien Formel 2 und Formel 3. Dazu ist der Öl-Gigant mit seinen Logos auch noch als Seriensponsor auf den Werbebanden am Streckenrand und als Titelpartner auf den Autos von Aston Martin vertreten.
Formel-1-Verkauf frühestens 2027
Zuletzt kamen auch immer wieder Gerüchte auf, dass Saudi-Arabien die komplette Rennserie übernehmen will. Unter dem aktuellen Eigentümer, Liberty Media, schoss der Wert der Königsklasse seit der Übernahme von Bernie Ecclestone im Jahr 2016 immer weiter in die Höhe. Zuletzt schrieb die britische "Times" darüber, dass die US-Amerikaner nun gerne Kasse machen und die Rechte verkaufen wollen.
Neben Saudi-Arabien soll auch Katar an einem Übernahme-Deal interessiert sein. Doch nach Informationen von auto motor und sport wird der Verkauf wohl nicht vor 2027 stattfinden. Erst nach Ablauf der Zehnjahres-Frist würde die Acht-Milliarden-Dollar-Investition nicht mehr als Spekulationsgeschäft gelten, auf das Steuern fällig werden. Vor einem möglichen F1-Besitzerwechsel müsste zudem noch die bereits vereinbarte MotoGP-Übernahme durch Liberty Media abgewickelt werden.
Jetzt gibt es noch eine weitere Idee, wie der Wüstenstaat sein Engagement in der Formel 1 ausbauen kann. Angeblich wollen die Öl-Scheichs künftig auch ncoh ein eigenes Team an den Start bringen. Bei einem Pressegespräch im Vorfeld des Jeddah-GPs verriet der Vorsitzende des saudischen Automobilclubs, Prince Khalid bin Sultan Al-Abdullah Al-Faisal, dass es bereits Überlegungen in diese Richtung gebe: "Das könnte passieren. Das könnte sogar schnell passieren, wenn man sich das Wachstum anschaut", erklärte der Funktionär.

Aston Martin ist bereits eng mit dem saudischen Öl-Konzern Aramco verbandelt.
Kauft Saudi-Arabien Aston Martin?
Ein eigenes Team würde als eine Art Aushängeschild für die aufstrebende Öl-Nation fungieren, die künftig verstärkt Touristen anlocken will – so wie es andere Golfstaaten bereits vormachen. "Normalerweise werden Formel-1-Teams gekauft, um damit Gewinne zu erzielen, vor allem wenn staatseigene Unternehmen als Investoren involviert sind. Wir sehen die Formel 1 aber eher als Hilfsmittel, um neue Märkte zu erreichen", so Al Faisal.
Bei der Frage, welches Team sich als Übernahmekandidat eignen würde, kommt einem natürlich als erstes Aston Martin in den Sinn. Der britische Rennstall unter der Führung von Lawrence Stroll ist wie erwähnt schon länger mit Aramco verbandelt. Stroll hatte zuletzt immer wieder angedeutet, neue Investoren in das Team holen zu wollen und Anteile zu verkaufen. Die Automobilsparte von Aston Martin gehört dem saudischen Staatsfonds bereits zu einem Fünftel.
Laut dem Chef des nationalen Automobil-Verbands ist die Entscheidung aber noch nicht gefallen: "Es ist nicht einfach zu sagen, welches Team man kaufen soll und wie man es managt. Es gibt auf unserer Seite aber ein großes Interesse. Wir sind Gastgeber eines eigenen Rennens und treten als Sponsor auf. Es wäre also keine Überraschung, wenn es irgendwann auch die Bekanntgabe eines saudischen Teams geben würde."