Bei Sauber wusste man nach dem Doppelschlag zum Saisonauftakt nicht so ganz, ob man sich ärgern oder freuen soll. Im Regenchaos von Melbourne hatte Nico Hülkenberg sechs WM-Punkte eingeheimst – mehr als der Schweizer Rennstall in der kompletten vergangenen Saison sammelte. In Shanghai gab es sieben Tage später eine unglückliche Nullnummer. Immerhin geigt das Team mit dem C45 nun wieder im Mittelfeld mit.
Die sechs WM-Punkte auf der Habenseite dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass in den ersten beiden Rennen noch nicht alles nach Plan lief. Gabriel Bortoleto kämpfte bei seiner F1-Premiere in Melbourne lange mit Bremsproblemen. Auf feuchter Bahn schmiss der Brasilianer sein Auto in der 45. Runde in die Bande, was das Ersatzteillager ordentlich schröpfte. Hülkenberg hatte schon im Training einen Unterboden beschädigt. Deshalb musste für Shanghai eilig Ersatz eingeflogen werden.
Doch auch die neuen und reparierten Teile hielten nicht lange. Bortoleto wurde im Sprint von Jack Doohan auf die Hörner genommen, wobei nicht nur der Unterboden, sondern auch noch der Seitenkasten in Mitleidenschaft gezogen wurde. Nico Hülkenberg beschädigte seinen Unterboden bei einem Ausflug ins Kiesbett in der ersten Runde des Rennens. Mit dem angeschlagenen Auto gab es anschließend keine Chance mehr auf Punkte.

Nach dem Bortoleto-Abflug in Melbourne sorgte Jack Doohan mit seinem Sprint-Crash direkt für den nächsten Unterboden-Schaden bei Sauber.
Sauber hinter Williams und Toro Rosso
In beiden Rennen starteten die Sauber-Piloten aus der unteren Hälfte der Aufstellung. Die Ingenieure glauben aber, dass im neuen C45 Potenzial für mehr steckt. Doch noch zeigte sich der grün-schwarze Renner nicht in Bestform. In Melbourne ärgerte die Piloten nerviges Untersteuern. In Shanghai wurden die Ingenieure von einem Unterboden-Problem überrascht. Um zu vermeiden, dass sich die Bodenplatte zu stark abschleift, musste das Fahrwerk höher gesetzt werden.
Das Auto zeigt im Vergleich zum Vorgänger zwar Fortschritte bei der Pace, ist aber nicht leicht zu bändigen. Beide Piloten klagen über das unberechenbare Fahrverhalten und eine schlechte Balance. Im Mittelkampf scheinen Williams und Toro Rosso aktuell die Nase vorne zu haben. Es geht aber so eng zur Sache, dass kleine Fahrfehler und falsche Setup-Entscheidungen den Unterschied machen können.

Nico Hülkenberg zeigte sich zuletzt noch nicht zufrieden mit dem Fahrverhalten. Ein besseres Setup und Technik-Upgrades machen Hoffnung für Suzuka.
Technik-Upgrade im Suzuka-Köcher
"Wir müssen irgendwie zwei Zehntel finden, bevor alle anderen zwei Zehntel finden", erklärte Sauber-Manager Beat Zehnder die Aufgabe für die Ingenieure. In Japan soll das Upgrade-Rennen beginnen. Sauber wird mit neuen Teilen anrücken, die eigentlich schon für den Saisonstart geplant waren. Nach dem Frontflügel und dem Unterboden soll vor allem am Seitenkasten Hand angelegt werden. "Wir sind einigermaßen zuversichtlich, dass wir da was Gutes im Köcher haben", so Zehnder.
Auch in der Setup-Arbeit liegt noch Potenzial, um die Performance zu verbessern. Hier sind nicht nur die Ingenieure, sondern auch die Piloten gefragt. Neuzugang Hülkenberg gibt die Richtung vor. "Nico war bis jetzt wirklich brillant", lobt Technikchef James Key. "Mit seiner Erfahrung kann er ganz ruhig und klar erklären, was das Auto macht. Er spürt selbst kleine Details und kann sie sehr gut vermitteln. Das hilft uns extrem weiter."
Offenbar lag hier auch eine Schwäche in den letzten Jahren, als noch Valtteri Bottas und Guanyu Zhou in den Sauber-Cockpits saßen: "So ein gutes Fahrer-Feedback hatte das Team lange nicht", gibt Key zu. "Wir bekommen ganz frische Eindrücke und neue Richtungen für die Entwicklung. Leider wird es aber noch etwas dauern, bis man das auch am Auto sieht."