Die Fans von Sauber hatten in der vergangenen Saison nicht viel Grund zur Freude. Der schleichende Abstieg nach dem ordentlichen Start in die Groundeffect-Ära mündete 2024 in einem Platz am Ende der Teamwertung. Erst beim vorletzten Rennen in Katar konnten überhaupt ein paar WM-Pünktchen gesammelt werden. Am Ende war es aber zu wenig, um die rote Laterne abzugeben.
Für die Ambitionen, die Audi mit dem Einstieg als Werksteam in der Saison 2026 mitbringt, war das natürlich viel zu wenig. Projektleiter Mattia Binotto weiß aber auch, dass der Erfolg nicht über Nacht kommt. Der Italiener plant langfristig: "Wir haben schon klar gesagt, dass wir 2030 um die Weltmeisterschaft kämpfen wollen. Jetzt geht es darum, für 2025, 2026, 2027 und danach die richtigen Ziele zu setzen."
Um irgendwann mit Audi an der Spitze anzukommen, darf es jetzt natürlich keine Rückschläge mehr geben. Den ersten Schritt auf dem Weg nach oben will man schon in der letzten Saison unter dem alten Teamnamen gehen. "Wir wollen 2025 besser zu sein als im letzten Jahr", fordert Binotto. "Für 2026 sind die Erwartungen natürlich hoch. Aber wir müssen geduldig sein. Es handelt sich um eine lange Reise."

Optisch setzt Sauber auch mit dem C45 ein Highlight. Aber das galt auch für den erfolglosen Vorgänger.
Sauber C45 muss Fortschritt zeigen
Mit dem großen Umbruch vor der Brust stellt sich natürlich die Frage, wie viele Ressourcen noch in das alte Modell gesteckt werden. Die kommende Saison ist zwar ein Übergangsjahr, bevor es unter dem Audi-Banner richtig ernst wird. Einfach abschenken kann Sauber aber auch nicht. Das Team muss jetzt schon beweisen, dass die Maßnahmen in die richtige Richtung gehen und das Team sich in eine schlagkräftige Truppe verwandelt.
Auch wenn das 2026er-Auto Priorität hat, verspricht Technikchef James Key, dass auch der C45 noch einige Upgrades erhalten wird: "Wir können es uns nicht leisten, beim C45 den Fuß vom Gas zu nehmen. Der Kampf im Mittelfeld ist extrem eng. Da zählt jedes Zehntel. Wir haben schon einen Plan erstellt, wie wir die Ressourcen auf beide Programme verteilen, ohne die Weiterentwicklung unter der Saison zu vernachlässigen."
Es war allerdings klar, dass man mit dem 2025er-Modell technisch keine großen Risiken mehr eingehen wird. Der Großumbau vor der vergangenen Saison hatte leider nicht wie gewünscht gezündet. Erst gegen Ende des Jahres konnte man mit einigen guten Upgrades wieder näher ans Mittelfeld rücken. "Dieser Lernprozess war bei der Entwicklung des C45 extrem wichtig", betont Key. "Wir wollen mit der Aerodynamik nun noch weiter in diese Richtung gehen."

Die Seitenkästen weisen einen starken Überbiss auf. Letzte Details zeigen die Renderings aber wohl noch nicht.
Mehr Vertrauen für die Fahrer
Die ersten Renderings zeigen stärker konturierte Seitenkästen mit einem markanten Überbiss an den Lufteinlässen. Der Heckflügel steht überraschend wieder auf zwei Stützen. Der Trend in der letzten Saison ging eigentlich bei allen Autos zu einem einzelnen Befestigungspunkt. Allerdings ist noch nicht ganz klar, wie detailliert die Computerbilder dem echten Modell entsprechen. Da müssen wir mal abwarten, wie der C45 bei den Testfahrten in Bahrain aus der Garage rollt.
Bei den Aufhängungen bleibt es generell beim Konzept mit Pullrod vorne und Pushrod hinten, so wie es auch Weltmeister McLaren fährt. Allerdings wurden laut Key unter dem Carbonkleid einige mechanische Modifikationen vorgenommen, um das Handling und die Berechenbarkeit zu verbessern. In der vergangenen Saison hatten die Piloten immer wieder darüber geklagt, dass sie vom Fahrverhalten überrascht wurden. Es fehlte das Vertrauen.
Apropos Fahrer: Beim Cockpit-Personal hat sich Sauber komplett neu aufgestellt. Statt Valtteri Bottas und Guanyu Zhou werden künftig Nico Hülkenberg und Rookie Gabriel Bortoleto auf Punktejagd gehen. "Ihr Fokus sollte auf der Weiterentwicklung als Team liegen und nicht auf individuellen Ergebnissen", fordert Binotto. "Nico wird als Mentor für Gabriel fungieren und ihm eine Messlatte bieten. Wenn wir einen starken Teamgeist entwickeln, ist das positiv für alle."

Nico Hülkenberg hat letztes Jahr mit Haas gezeigt, wie man aus dem Tabellenkeller wieder nach vorne kommt.
Sauber-Transformation auf gutem Weg
Hülkenberg hat bereits angekündigt, seinen jungen Teamkollegen zu unterstützen: "Meine Tür steht immer für ihn offen. Ich habe natürlich mehr Erfahrung. Da helfe ich gerne, wo ich kann. Ich weiß, was er gerade durchmacht. Die Bühne ist heute sogar noch größer als früher. Aber nur, weil er ein Rookie ist, heißt es nicht, dass er nicht schnell ist. Am Ende lernen immer beide Seiten voneinander. Wenn wir unsere Stärken verbinden, können wir das Team nach vorne bringen."
Im Hintergrund läuft dabei immer der Countdown zum Neustart als Audi-Werksteam. Ein Jahr bleibt noch Zeit, alle Steine an den richtigen Platz zu bringen. Binotto weiß, was für eine Mammutaufgabe bevorsteht: "Wir wollen die komplette Firma transformieren – von einem Team, das nicht gewinnt, zu einem Team, das Siege feiert. Dabei müssen wir an den Werkzeugen arbeiten, an den Arbeitsmethoden, den Prozessen, den Fähigkeiten der Mitarbeiter, der Ausstattung, der Kultur und unserem Verhalten. Wir haben viel vor, es ist aber schon alles aufgegleist."