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Neuer Sauber C44 für die F1-Saison 2024
Die Hoffnung ist giftgrün

Sauber wagt einen Neuanfang, auch wenn es streng genommen nur eine Übergangsphase ist. Bevor der Sauber ein Audi sein wird, bekommt er einen neuen Namen, eine neue Farbe und neue Technik.

Sauber hängt zwischen zwei Identitäten. Die alte will man abstreifen und die neue darf man noch nicht annehmen. Die alte, das war die Epoche seit 2018, in der sich das Team den Namen Alfa Romeo gab. Die neue, das ist Audi. Doch die vier Ringe darf der Sauber erst 2026 tragen. Obwohl bis dahin nur noch zwei Saisons ins Land gehen, beschwört der Schweizer Rennstall jetzt schon einen Neuanfang. Präziser wäre es, vom Anfang einer Übergangsphase zu sprechen.

Unsere Highlights

Das geht schon beim Namen los. Sauber heißt es jetzt offiziell Stake F1 Team. Weil Online-Wettbüros nicht in jedem Land ohne Einschränkungen erlaubt sind, darunter auch die Schweiz, musste die Präsentation des neuen Autos nach London verlegt werden. Ungewohnt ist auch die Lackierung. Seit 2018 dominierte die Farbe Rot. In diesem Jahre bestimmt giftgrün das Bild. Diesen Anstrich gab es in der Geschichte des Rennstalls, der 1993 in der Formel 1 debütierte, noch nie. Natürlich ist auch wieder viel Schwarz dabei. Das ist ein Zugeständnis an die Techniker. Nur mit viel blanker Kohlefaserhaut ist das Mindestgewicht von 798 Kilogramm zu schaffen oder zu unterbieten.

Sauber C44 - Präsentation - Vorstellung - Formel 1 - Saison 2024
Sauber

Sauber hat erste Renderings des neuen Autos C44 gezeigt. Ein giftiges Grün akzentuiert den neuen Renner.

Ein Platz besser als 2023

Für das viertälteste Team der Königsklasse geht es 2024 darum, den Abwärtstrend des letzten Jahres zu stoppen. Nach dem sechsten Platz 2022 sackte Sauber alias Alfa Romeo an die vorletzte Stelle ab. "Unser Mindestziel ist einen Platz besser zu sein 2023", bestätigt Interims-Teamchef Alessandro Alunni Bravi. Sauber-Chef Andreas Seidl zieht weiter bis zum Start des Audi-Werkseinsatzes aus dem Hintergrund die Fäden. Ein Großteil betrifft die Modernisierung der Infrastruktur und die Rekrutierung des Personals. Das Team soll im Verlauf der nächsten beiden Jahre von 550 auf 900 Mitarbeiter wachsen.

Alunni Bravi gibt sich vier Wochen vor dem Saisonstart vorsichtig optimistisch: "Ein Neustart bedeutet nicht, dass automatisch alles besser wird. Aber nachdem, was sich über den Winter alles bei uns verändert hat, stimmt es mich optimistisch, dass wir einen Schritt vorwärtsmachen können." Der Italiener lobt vor allem den mutigen Designansatz beim neuen C44. "Die umstrukturierte Technikabteilung unter der Leitung von James Key hat in vielen Bereichen extreme Lösungen und in jedem Detail Verbesserung gesucht."

Sauber C44 - Präsentation - Vorstellung - Formel 1 - Saison 2024
Sauber

Guanyu Zhou und Valtteri Bottas sollen mit dem neuen Rennwagen wieder regelmäßig für Punkte sorgen.

Kampf der Unbeständigkeit

Die Daten von CFD und Windkanal versprechen, dass der Sauber C44 ein besseres Auto sein wird als sein Vorgänger. Ob das ausreicht, werden erst die Testfahrten zeigen. "Wir gehen davon aus, dass auch die anderen einen Schritt nach vorne machen", räumt der Teamchef ein.

Alunni Bravi beschränkt die Fortschritte aber nicht nur auf das Auto. "Wir wollen in allen Bereichen besser werden. Im Rennteam, bei den Boxenstopps, der Strategie und der Weiterentwicklung während der Saison." In der DHL-Boxenstoppwertung landete das Team aus Hinwil im letzten Jahr wie in der WM-Tabelle nur auf Rang neun. Beim Umfang der Upgrades lagen die Eidgenossen mit 38 Detailänderungen, vier großen und neun kleineren Ausbaustufen im Mittelfeld.

Trotzdem sackte Sauber nach einem ordentlichen Saisonstart auf den vorletzten Platz ab. Damit war auch klar, dass man mit dem eigenwilligen Konzept des C43 in einer Sackgasse gelandet war. Das Auto war nur unter bestimmten Bedingungen auf bestimmten Rennstrecken halbwegs konkurrenzfähig. Die Reifen kamen nur bei warmem Wetter auf Temperatur. "Wir waren zu unbeständig", blickt Alunni Bravi zurück. "Manchmal sah es am Samstag noch gut aus, und dann konnten wir am Sonntag im Rennen nicht halten, was die Startplätze versprachen. Oder umgekehrt."

Andreas Seidl & Alessandro Alunni Bravi - Formel 1 - 2023
xpb

Interims-Teamchef Alessandro Alunni Bravi (rechts) und Andreas Seidl fordern 2024 eine Verbesserung.

Ein schwarz-grüner Red Bull

Die Antwort ist ein Auto, das in seinen Konturen und Eckpunkten dem Red Bull ähnelt. Damit steht Sauber nicht alleine da. Die meisten Konkurrenten folgen dem besten Auto im Feld. Für Sauber war es jedoch ein Quantensprung, weil man sich von vielen charakteristischen Eigenschaften der beiden Vorgänger-Konstruktionen verabschieden musste. Dazu zählt auch ein neues Chassis. Es ist unten abgerundet, so wie beim großen Vorbild.

Nase und Frontflügel näherten sich schon in der zweiten Saisonhälfte 2023 dem an, was jetzt beim C44 in einer weiteren Evolutionsstufe gezeigt wird. Die Nase ist noch ein bisschen spitzer, das Frontflügelhauptelement und die drei Flaps kommen konturierter daher als im letzten Jahr. Der zweite Flap hat im Vergleich zur Vorsaison etwas weniger Volumen.

Den größten Aufwand betrieb die Technikmannschaft um James Key an der Vorderachse. Die Umstellung vom Pushrod auf Pullrod und die Geometrie der Querlenker mit großem Höhenversatz zwischen vorne unten hinten bedeutet einen hohen mechanischen Aufwand. Und sie erlaubt mehr Anti-Dive, um die aerodynamische Plattform bei Lastwechseln stabiler zu halten. Trotzdem beteuert Key: "Diese Änderung hat ausschließlich aerodynamische Gründe."

Sauber C44 - Präsentation - Vorstellung - Formel 1 - Saison 2024
Sauber

An der Vorderachse stellt Sauber von Pushrod- auf eine Pullrod-Aufhängung um.

Abkehr von zweigeteilter Airbox-Öffnung

Am meisten erinnern die Seitenkästen und die Kühleinlässe an den Red Bull. Der Einlass ist rechteckiger und schmaler als zuvor, was den Luftwiderstand verringert. Das soll den Topspeed verbessern. Fast identisch mit dem Meisterauto ist die weit nach vorne reichende Unterlippe des Kühlschachts.

Beim Unterschnitt der Seitenteile ist Sauber fast noch extremer als Red Bull. Der Einschnitt zieht sich fast bis zu dem Punkt hin, an dem die rampenförmige Verkleidung auf den Unterboden trifft. Das erlaubt mehr Freiheiten bei den vorderen Venturi-Kanälen. Man sieht es an den starken Konturen. In der Seitenansicht fallen sie in zwei Wellen zur Bodenplatte hin ab, wobei unter einer der Ausbuchtungen die untere seitliche Crashstruktur steckt. Was sich unter dem Venturi-Dach befindet, verraten die Fotos noch nicht. Das wird genauso wie der Diffusor erst in Bahrain sichtbar werden.

Komplett neu ist auch die Airbox mit ihrem zentralen ovalen Einlass. Sauber hatte lange an seiner Lösung mit zwei bis vier tiefer liegenden Öffnungen links und rechts des Überrollbügels festgehalten.

Das Plateau unterhalb der Airbox fällt wuchtiger aus, was daran liegt, dass ein Großteil der heißen Kühlluft wie beim Red Bull über einen großen Auslass im Heck oberhalb des Beam-Wings entweicht. Damit erspart man sich viele störende Kühlkiemen in der seitlichen Verkleidung. Diese Lösung trägt zu einer effizienteren Aerodynamik bei.

Sauber C44 - Präsentation - Vorstellung - Formel 1 - Saison 2024
Sauber

Die Airbox gestaltet Sauber beim C44 im Gegensatz zum Vorjahr oval.

Alte Prinzipien im Heck

Im Gegensatz zu vielen anderen Autos schafft es Sauber, die Motorabdeckung unter dem Plateau noch einzuziehen, was auf eine bessere Verpackung des Ferrari-Antriebs und des eigenen Getriebes schließen lässt. Laut Key war ein kompakteres Heck eines der Hauptziele in der Entwicklung.

Prinzipiell blieb man im hinteren Bereich des Autos alten Prinzipien zum Teil treu. Auf eine Pushrod-Aufhängung hatten die Sauber-Ingenieure bereits 2022 umgestellt. Der Heckflügel ist immer noch an zwei Stelzen befestigt. Alle anderen begnügen sich mit einem Steg. Der Flügel selbst hat einen etwas größeren Flap und demzufolge ein etwas kleineres Hauptblatt. Der Übergang in die ebenfalls neu gestalteten Endplatten ist runder als in den vergangenen Jahren.

James Key übernimmt nur zum Teil Verantwortung für Saubers 28. Formel-1-Auto seit 1993. "Als ich zum Team stieß, lief das Projekt schon. Ich muss sagen, dass die Designabteilung einen großartigen Job gemacht hat. Es ist abgesehen von ein paar Übernahmen im Heck ein komplett neues Auto, für das wir einen ambitionierten Entwicklungsfahrplan aufgestellt haben."

Laut Key kann das eine Schlüsselrolle spielen. Das Feld schob sich im Verlauf der vergangenen Saison immer enger zusammen. Teilweise trennte im Q1 nur eine Sekunde den Ersten vom Letzten. Da bestimmen Zehntelsekunden über Sein oder Nichtsein.

Sauber C44 - Präsentation - Vorstellung - Formel 1 - Saison 2024
Sauber

Unter dem Seitenkasten zieht sich der C44 Richtung Heck kompakt zusammen.

Stabilität im Cockpit

Alt ist bei Sauber in diesem Jahr nur die Fahrerpaarung. Teamchef Alunni Bravi sieht in der Stabilität eine Stärke. Allerdings mussten sich Valtteri Bottas und Guanyu Zhou auch Vorwürfe gefallen lassen, dass sie in der Startphase und im Zweikampf zu zögerlich sind und so einige Punkte verschenkt haben.

Bottas schützte ein Dreijahresvertrag und bei Zhou hat offenbar eine Mitgift aus China den Ausschlag gegeben. Darauf lassen auch chinesische Schriftzeichen auf den Innenseiten der vorderen Kotflügel und am Cockpitrand schließen. Alternativ-Kandidat Felipe Drugovich konnte da nicht mithalten. "Wir müssen unseren Fahrer nur die richtigen Werkzeuge in die Hand geben, dann werden sie auch die Ergebnisse liefern, die wir von ihnen erwarten", verteidigt Alunni Bravi die Fahrerwahl.

Der Druck liegt auf Bottas und Zhou. Nach den jüngsten Entwicklungen auf dem Fahrermarkt gibt es viele Konkurrenten mit großen Namen, die 2025 einen Sitz suchen. In dem Zusammenhang fallen immer wieder Namen wie Carlos Sainz und Nico Hülkenberg.

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