Sauber bekommt die Kurve in der Formel 1

Saubers starker Formel-1-Endspurt
Ein guter Start für 2025

Veröffentlicht am 17.12.2024

Der achte Platz von Guanyu Zhou in Katar war ein Befreiungsschlag in letzter Sekunde. Wie 2016. Damals holte Felipe Nasr für Sauber im vorletzten Rennen die ersten WM-Punkte der Saison. Jetzt steht eine "4" auf dem Konto. Das sieht nicht nur optisch besser aus. Es war für Sauber nach einer Saison des Stillstands ein Zeichen, dass man die gleiche Geschichte schreiben kann wie Haas oder Alpine.

Nachdem zwei größere und neun kleinere Upgrades über das Jahr ins Leere liefen und nichts an Saubers Position am Tabellenende geändert hatten, begann mit einer Serie von Entwicklungsschritten ab dem GP USA zuerst in vorsichtiger, dann ein spürbarer Aufschwung. Ab dem GP Mexiko war immer mindestens ein Sauber im Q2. In Katar beide. Dazu die Punkte mit Zhou. In Abu Dhabi schaffte es Valtteri Bottas sogar ins Q3. Und Zhou verfehlte die Top-Ten im Rennen um knapp 15 Sekunden.

Mattia Binotto - Sauber - GP Italien 2024
Motorsport Images

Drei Schritte zu ersten WM-Punkten

Audis neuer Formel-1-Chef Mattia Binotto notierte zufrieden: "Wir haben uns definitiv verbessert. Das war ein wichtiger Schritt für uns, weil er der Mannschaft zeigt, dass wir es besser können." Gerade daran arbeitet der frühere Ferrari-Rennleiter. Die Einstellung morgen besser sein zu wollen als heute.

Die letzte Ausbaustufe des Sauber C44 wurde auf drei Schritte verteilt. In Austin kamen ein neuer Frontflügel ans Auto, dazu neu verkleidete Querlenker vorne und hinten und die hinteren Bremsbelüftungen. Zum GP Brasilien wurde die Vorderradaufhängung modifiziert. Der entscheidende Schritt aber war ein komplett neuer Unterboden ins Las Vegas. Der wurde in Abu Dhabi noch durch kleine Änderungen am Diffusor komplettiert. Das Ziel war, das Aerodynamik-Kennfeld abzuflachen. Vorher konnte der Sauber nur einige wenige Kurven gut, verlor aber in den anderen mehr als er in seinen starken Passagen gewann.

Valtteri Bottas - Sauber - GP Italien - Formel 1 - Monza - 30. August 2024
Motorsport Images

Arbeit an den Schwachstellen

Die Problemzone des Autos waren vor allem langsame und mittelschnelle Kurven. Chefingenieur Xavi Pujolar verrät: "Genau diese Schwachstellen haben wir mit dem neuen Unterboden adressiert und auch gleich in Las Vegas einen Fortschritt gespürt. Wir sind jetzt nicht mehr nur in drei oder vier Kurven pro Strecke stark. Der Abtrieb ist besser verteilt."

Dass es auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke in Katar noch besser lief, relativiert der Spanier: "Da haben wir unsere Zeit in den ersten beiden Sektoren mit den langsameren Kurven geholt. In Sektor 3 mit den schnellen Kurven dagegen haben wir noch Zeit verloren." Abu Dhabi bestätigte den Trend. Valtteri Bottas war bei seiner Q3-Runde gleichmäßig unterwegs. Platz 13 im schnellen ersten Teil, Rang acht in der Sektion mit den beiden Geraden, Platz neun im letzten Sektor mit den langsamen Kurven. Die Eingriffe an den mechanischen Systemen halfen der Traktion. Und natürlich verbiegt sich auch die jüngste Version des Frontflügels im erlaubten Rahmen. Für eine ausgeglichene Aero-Balance in allen Geschwindigkeitsbereichen.

Valtteri Bottas - Sauber - Formel 1 - GP Singapur 2024
xpb

Zwei Zehntel machen den Unterschied

Laut Pujolar bewegte sich der Fortschritt im Zweizehntelbereich. Hört sich nicht nach viel an, ist es aber bei den engen Abständen im Feld. "Das hat uns vom letzten Platz zurück ins Geschäft gebracht." Sauber hat mit dem letzten Upgrade den Spagat zwischen mehr Abtrieb und besserer Fahrbarkeit geschafft. "Die Fahrer hatten seitdem wieder mehr Vertrauen in ihr Auto."

Die wichtigste Nachricht für Sauber ist jedoch, dass die Ingenieure unter James Key jetzt eine Richtung gefunden haben, auf der sich 2025 aufbauen lässt. "Der nächste Schritt ist der entscheidende", glaubt Pujolar. "Jetzt müssen wir ein zweites Mal beweisen, dass es in diese Richtung vorwärtsgeht. Auch bei anderen Teams hat man gesehen, dass man leicht den Rückwärtsgang einlegen kann, wenn man es übertreibt. Das Ziel muss sein, den Abtrieb zu erhöhen, ohne die Charakteristik der Aerodynamik zu beschädigen."

Mattia Binotto atmet auf: "Besser mit Punkten durch den Winter als ohne. Wir haben zwar für den Erfolg in Katar immer noch ein bisschen Mithilfe der anderen gebraucht, doch vorher hätte uns auch Hilfe von außen nichts geholfen. Das Ergebnis hat im Team Emotionen geweckt. Ich habe in der Garage Leute mit Tränen in den Augen gesehen. Das zeigt, wie die Mannschaft dem Team verbunden ist. Darauf müssen wir aufbauen."