Sauber wird Werksteam: Umstellung für die Ingenieure

Sauber wird zum Audi-Werksteam
Ingenieure müssen sich umstellen

Veröffentlicht am 29.04.2025

Bei Sauber bleibt aktuell kein Stein auf dem anderen. Noch acht Monate geht der Schweizer Traditionsrennstall unter dem eigenen Namen in der Formel 1 an den Start. Zum Jahreswechsel beginnt dann die neue Audi-Ära. Mit einem großen Autohersteller im Rücken wachsen natürlich auch die Ansprüche. Dafür wurde am Standort Hinwil ordentlich expandiert.

200 neue Mitarbeiter wurden alleine in den letzten 18 Monaten eingegliedert. Damit ist das Ende der Fahnenstange aber noch nicht erreicht. Um noch mehr Talente zu rekrutieren, öffnet das Formel-1-Team demnächst eine zweite Filiale. In Bicester, dem Herz des britischen Motorsport-Valleys, entsteht ein Entwicklungszentrum, mit dem man Ingenieure von den englischen Universitäten anlocken will.

Für die Techniker, die schon an Bord sind, geht es aktuell um die Frage, wann die Arbeit am aktuellen Modell komplett eingestellt wird. In der kommenden Saison wartet bekanntlich ein ganz neues Reglement, das einen frühen Switch bei der Entwicklung verlangt. Einige Teams, wie zum Beispiel Williams oder Aston Martin, haben angekündigt, schon bald alle Ressourcen auf den Neuwagen zu verschieben.

Audi - F1-Fabrik - Neuburg - 2023
Audi

Switch auf 2026 bleibt flexibel

Die Entwicklung des Auslaufmodells läuft bei Sauber noch. James Key macht aber klar, wo die Prioritäten liegen: "Das 2026er-Modell ist ein wichtiges Auto für uns, weil es der erste Audi ist. Das neue Reglement gibt uns zudem die Chance, einen Schritt nach vorn zu machen. Aber wir müssen auch realistisch bleiben. Wir sind ein Team, das sich immer noch im Aufbau befindet."

Der oberste Ingenieur verrät, dass schon jetzt im Hintergrund fleißig am Projekt für 2026 gearbeitet wird. "Nach der harten letzten Saison wollen wir dieses Jahr aber auch noch mit dem aktuellen Auto Fortschritte zeigen. Es gibt einen Plan, wann wir den Switch vornehmen. Aber der lässt sich noch leicht anpassen, je nachdem, wie sich die Saison entwickelt."

Als Ausgleich für den letzten Platz in der Vorsaison bekommt Sauber für die erste Jahreshälfte 2025 die meisten Windkanalstunden und die meisten CFD-Runs aller Teams zugestanden. "Man kann die beiden Projekte parallel laufen lassen", erklärt Key. "Für uns ist das aber nicht so einfach, wie für die größeren Teams. Wir müssen flexibel bleiben und uns Kapazitäten für das 2025er-Auto offenhalten, wenn wir sie brauchen."

Audi - F1-Fabrik - Neuburg - 2023
Audi

Ingenieure dürfen Motorwünsche äußern

Zwischen dem aktuellen und dem nächstjährigen Auto gibt es im Heck einen wichtigen Unterschied. Aktuell schlägt noch ein Ferrari-Herz unter der Haube. Das nächste Modell aus der Schweizer Rennwagenschmiede wird dann vom selbst entwickelten Audi-Motor befeuert. Der Antriebsstrang läuft schon längst auf den Prüfständen der Motorenfabrik in Neuburg. Sauber wird vom Kunden- zum Werksteam.

Key erhofft sich von der hauseigenen Motorenentwicklung einen großen Vorteil: "Es macht einen riesigen Unterschied. Als Kunde wird man gut versorgt. McLaren ist ja auch ein Kundenteam, und sie liefern fantastische Arbeit ab. Aber wenn man eng mit der Motorenentwicklung kooperieren kann, um am Ende das beste Gesamtprodukt zu liefern, dann macht es die Arbeit deutlich einfacher."

Es ist nicht das erste Mal, dass Sauber zum Werksteam wird. Von 2006 bis 2009 übernahm BMW das Kommando in Hinwil und lieferte maßgeschneiderte V8-Motoren aus München. "Viele hier bei Sauber sind noch aus der BMW-Ära an Bord. Sie erinnern sich gerne daran, wie die Partnerschaft damals funktioniert hat. Und sie versuchen, das jetzt mit Audi zu wiederholen", so Key.

Ingenieure, die nur die jüngeren Zeiten als Kundenteam kennen, müssen sich jetzt umgewöhnen: "Ich muss die Jungs manchmal daran erinnern, dass sie nachfragen können, ob zum Beispiel ein Hitzeschild geändert werden kann. Wenn es ein Problem gibt, muss man nur mit den Kollegen in Neuburg reden. Die sind da sehr entgegenkommend. Daran müssen wir uns noch gewöhnen."