Eigentlich hätte es Daniel Ricciardo verdient gehabt, sich gebührend aus der Formel 1 zu verabschieden. Nach 257 Grand-Prix-Starts – den zehntmeisten aller Formel-1-Piloten überhaupt – sowie acht Siegen und 32 Podiumsplätzen musste sich der Australier bei seinem letzten Auftritt beim GP Singapur aber vor allem mit Gerüchten und Spekulationen um sein unklares Schicksal herumschlagen.
Sowohl die Toro-Rosso-Bosse als auch die Verantwortlichen von Red Bull wollten am Rennwochenende noch nicht bestätigen, dass das Nachtrennen den Abschluss einer langen und erfolgreichen Karriere gewesen sein könnte. Dabei schien die Entscheidung längst gefallen. Doch erst mit vier Tagen Verspätung kam endlich die offizielle Bestätigung dessen, was die meisten im Fahrerlager von Singapur ahnten und viele wohl auch schon wussten.
Red-Bull-Sportchef Helmut Marko will Toro Rosso wieder zu einem echten Juniorteam machen.
Toro Rosso wird wieder Junior-Team
Liam Lawson fährt den Rest der Saison für Toro Rosso, ließ das Red-Bull-Schwesterteam aus Faenza am späten Donnerstagabend (26.09.) per Pressestatement verlauten. Das bedeutet, dass der 22-Jährige Neuseeländer schon direkt nach der dreieinhalbwöchigen Herbstpause in Austin zum neuen Teamkollegen von Yuki Tsunoda befördert wird.
Sein Debüt hatte Lawson schon vor einem Jahr in Zandvoort gefeiert. Damals ersetzte er den an der Hand verletzten Ricciardo für fünf Rennen. Mit guten Ergebnissen empfahl sich der Youngster für weitere Einsätze. So holte er beim GP Singapur 2023 seine ersten WM-Punkte als Neunter. Man kann dem DTM-Vizemeister von 2021 nur wünschen, dass der zweite Stint etwas länger dauert.
Teamchef Laurent Mekies erwartet, dass sein Schützling direkt abliefert und etwas regelmäßiger Punkte sammelt als der zuletzt glücklose Ricciardo: "Er kennt das Team gut. Letztes Jahr hat er unter schwierigen Umständen stark abgeliefert. Es wird für ihn ein natürlicher Übergang werden. Es ist schön zu sehen, wie junge Talente aus der Red-Bull-Familie den nächsten Schritt machen."
Ricciardo erklärte schon in Singapur, dass er dem Rennsport im Falle eines Rauswurfs wohl den Rücken kehren wird.
Reise von Ricciardo geht zu Ende
Für Ricciardo hatte der Franzose auch noch ein paar nette Worte parat: "Wir alle im Team wollen Daniel für seine harte Arbeit in den letzten zwei Saisons danken. Er hat jede Menge Erfahrung und Talent in das Team gebracht, gepaart mit einer fantastischen Einstellung, die allen dabei geholfen hat, einen starken Teamgeist zu entwickeln. Daniel war immer ein wahrer Gentleman, auf und abseits der Strecke, und er hatte immer ein Lächeln im Gesicht. Wir werden ihn vermissen. Er wird immer einen besonderen Platz innerhalb der Red-Bull-Familie haben."
Parallel zur Pressemitteilung des Teams meldete sich auch der unfreiwillige Formel-1-Rentner über seine Social-Media-Kanäle zu Wort: "Ich habe diesen Sport mein ganzes Leben lang geliebt. Er ist wild und wundervoll – es war eine echte Reise. An alle Teams und Personen, die daran Teil gehabt haben, vielen Dank. An die Fans, die diesen Sport manchmal mehr geliebt haben als ich (haha), vielen Dank. Es gab immer Höhen und Tiefen, aber es hat Spaß gemacht und ganz ehrlich, ich möchte nichts daran ändern. Bis zum nächsten Abenteuer."
Wer im nächsten Jahr die vier Cockpits von Red Bull und Toro Rosso besetzt lässt die Pressemitteilung offen. Teamchef Christian Horner teilte in Singapur mit: "Wir werden die Performance unserer Fahrer am Ende der Saison bewerten und dann eine Entscheidung treffen."
