Hockenheim und Co.: Die verschwundenen F1-Kurse

Formel 1 setzt auf Stadtkurse
Diese Rennstrecken mussten weichen

Zuletzt aktualisiert am 24.01.2024

Seit Dienstag (23.1.) ist klar: Die Formel 1 fährt ab 2026 in Madrid. Die Hauptstadt nimmt den Platz von Barcelona als Grand Prix von Spanien ein. Im Gegensatz zu der permanenten Rennstrecke in Katalonien, flitzen die Formel-1-Renner zukünftig in Madrid über ein Messegelände. Der Zirkus kommt in die Stadt.

Die Königsklasse hat sich in den letzten Jahren dazu entschieden, vermehrt Stadtkurse in den Kalender aufzunehmen. Die letzten Neulinge vor Madrid hießen Las Vegas, Miami, Jeddah, Baku und Katar. Nur das Rennen in Loasail wird auf einer permanenten Piste ausgetragen.

Dass bei der Stadtkurswelle einige Traditionstrecken weichen mussten, kam bei den Fans nicht überall gut an. Für alle, die sich schon nicht mehr erinnern können, hier schon einmal eine kleine Auswahl der Rennen, die uns leider verlassen haben.

Nürburgring 2020 (Deutschland)

Das erste Formel-1-Rennen auf dem Nürburgring fand 1951 statt. Bis zu Niki Laudas Feuerunfall 1976 fuhr die Rennserie auf der gefährlichen Nordschleife. Erst ein Umbau lockte die Formel 1 zurück an den Ring. Die neue Version war deutlich kürzer als die alte Streckenführung. 1984 hieß das Rennen offiziell GP Europa, 1985 war es der GP Deutschland, den die Formel 1 auf dem Ring austrug.

Nach zehn Jahren Pause feierte die Königsklasse ein bis 2007 andauerndes Revival auf dem Grand-Prix-Kurs. Danach wechselte sich der Nürburgring als Austragungsort des GP Deutschland mit dem Hockenheimring ab. 2014 verlor die Rennstrecke in der Eifel diesen Status. Lediglich 2020 fuhr die Formel 1 noch einmal auf dem Nürburgring. Im von der Corona-Pandemie durcheinandergewirbelten Rennkalender 2020 fand der sogenannte Eifel-Grand-Prix statt.

Lewis Hamilton - Mercedes - GP Eifel 2020 - Nürburgring
xpb

Hockenheimring 2018 (Deutschland)

Als der Nürburgring sein letztes F1-Rennen austrug, war der deutsche Bruder aus dem Badischen bereits seit zwei Jahren raus aus dem Zirkus. Die Königsklasse gastierte 2018 zuletzt in Hockenheim. Ab dem Jahr 2008 wechselte der Hockenheimring sich mit dem Nürburgring ab. Zuvor bestritt die Königsklasse 21 Rennen in Folge in Hockenheim. Erstmals jagten die Rennwagen 1970 über die langen Waldgeraden. Der charakteristische Highspeed-Kurs wich 2002 dem Neubau. Lediglich das legendäre Motodrom blieb unberührt.

Zu Hochzeiten der Formel 1 in Deutschland gab es in der Bundesrepublik zwei Rennen pro Jahr. Michael Schumachers Boom löste eine Welle der Begeisterung aus. Nachdem dieser abgeebbt war, und finanzstarke Interessenten aus neuen Märkten in die Formel 1 drängten, verschwand die Formel 1 komplett aus Deutschland. Die Comeback-Aussichten sind nach wie vor ungewiss.

Ein Ferrari beim Deutschland GP 1987.
Wolfgang Wilhelm

Le Castellet 2022 (Frankreich)

Ein ähnliches Schicksal erlitt auch unser Nachbarland Frankreich. Die Rennserie gab sich 2022 letztmals die Ehre und gastierte in Le Castellet. Der Circuit Paul Ricard war 2018 nach 28 Jahren Abstinenz zurück in den Rennkalender gekehrt. Doch die anfängliche Begeisterung wich schnell der Enttäuschung. Die Piste hatte wegen riesiger Auslaufzonen und der aufgrund einer Schikane beschnittenen Mistral-Geraden ihren Charme verloren. Nach vier Grands Prix mussten die Franzosen ihren Platz wieder räumen. 2020 war das Rennen aufgrund der Corona-Pandemie ausgefallen.

Kimi Räikkönen - Formel 1 - GP Frankreich 2021
xpb

Magny-Cours 2008 (Frankreich)

Bevor die Formel 1 zum bisher letzten Mal in Frankreich Rennen fuhr, war Magny-Cours lange Zeit Austragungsort des Grand Prix. Von 1991 bis 2008 fanden insgesamt 18 WM-Läufe auf dem Retorten-Kurs statt. Der Circuit de Nevers Magny-Cours war eine der ersten Rennstrecken, die sich beim Layout des Kurses an Abschnitten anderer Strecken bediente. Vor allem die langgezogene Estoril-Kurve oder die Adelaide-Haarnadel blieben im Gedächtnis der Formel-1-Fans hängen.

Trotz des anspruchsvollen Layouts war Magny-Cours im F1-Zirkus nie beliebt. Der Kurs lag in der Mitte Frankreichs – besser gesagt im Niemandsland. Der Glamour-Faktor war sehr gering. Ein nicht zu unterschätzender Faktor in diesem Sport. Es ist kaum vorstellbar, dass die Königsklasse jemals nach Magny-Cours zurückkehrt.

Michael Schumacher - Ferrari - GP Frankreich 2006 - Magny-Cours - Formel 1
xpb

Istanbul 2021 (Türkei)

Eine kürzere Geschichte in der Königsklasse als Frankreich und Deutschland weist die Türkei auf. Im Jahr 2005 debütierte die Formel 1 in Istanbul. Der deutsche Architekt Hermann Tilke hatte die Strecke entworfen.

Dem Architekturbüro war mit Istanbul Park Circuit ein guter Wurf gelungen. Die anspruchsvolle Strecke stieß bei den Piloten auf positive Resonanz. Insbesondere die schnelle Kurve 8 gilt als Markenzeichen des Kurses. Sieben Jahre in Folge schlug die Formel 1 ihre Zelte in Istanbul auf.

Nach 2011 war zunächst Schluss. Die Türkei flog aus dem Rennkalender. Erst 2020 kehrte die Strecke wegen des angepassten Kalenders zurück. Die Corona-Pandemie bescherte Istanbul zwei weitere Formel-1-Rennen. Seit 2022 ist der Kurs wieder aus der Königsklasse verschwunden.

Lewis Hamilton - Mercedes - GP Türkei - Istanbul - Formel 1 - 9. Oktober 2021
Wilhelm

Sepang 2017 (Malaysia)

Deutlich länger hielt sich der Grand Prix von Malaysia in der Königsklasse. Die Rennserie debütierte 1999 im südostasiatischen Land. Es war die erste Formel-1-Strecke aus der Feder von Hermann Tilke. Der körperlich herausfordernde Kurs bot einige spektakuläre Rennen. Das hatte auch mit dem Monsunregen zu tun, der das ein oder Mal die Piste unter Wasser setzte. Die hohe Luftfeuchtigkeit war zudem eine Tortur für Mensch und Maschine.

Nach 19 Grands Prix auf dem Sepang International Circuit verabschiedete sich die Formel 1 nach dem WM-Lauf 2017 bis zum heutigen Tag aus Malaysia. Die schnelle und an einigen Stellen extrem breite Piste ist nun lediglich Austragungsort der MotoGP.

GP Malaysia 2009 - Sepang - Formel 1
Wilhelm

Die Gefahr ist groß, dass sich diese Liste demnächst noch verlängert. Nicht nur in Barcelona läuft der Vertrag aus. Auch Spa-Francorchamps, Zandvoort, Monza und Suzuka sind von der Streichung bedroht. Wenn große Metropolen aus Übersee mit dem Scheckbuch wedeln, können die Klassiker oft nicht mithalten.

Manchmal kommt es aber auch vor, dass eine der beliebten Rennstrecken temporär zurückkehrt in die Königsklasse. Imola hat es vorgemacht. Die Italiener verschwanden nach 2006 für insgesamt 14 Jahre aus der Formel 1. Die Corona-Pandemie spülte den Traditionskurs zurück in den Rennkalender. Unter dem Namen Emilia-Romagna gastiert die Königsklasse auch 2024 in Imola.