Rennanalyse GP Japan 2025

Rennanalyse GP Japan 2025
McLaren verflucht den Asphalt

GP Japan 2025
Zuletzt aktualisiert am 06.04.2025

Welche Bedeutung hatte das Qualifying?

Der Jubel bei Red Bull war bereits nach der Zeitenjagd am Samstag (5.4.) groß. Max Verstappen hatte dank seiner Fabelrunde den RB21 auf die Pole-Position gestellt. Die McLaren-Piloten Lando Norris und Oscar Piastri schauten in die Röhre. Was da noch niemand ahnen konnte: Das Samstags-Ergebnis war auch das Resultat am Sonntag. Alle Experten waren davon ausgegangen, dass bei einem Trockenrennen die McLaren ihre Stärke wegen eines geringeren Reifenverschleißes besser ausspielen werden.

Doch dazu kam es nicht. Teamchef Christian Horner brachte es nach dem Grand Prix auf den Punkt: "Ich kann mich an kein Überholmanöver erinnern. Fast alle sind auf ihrer Start-Position ins Ziel gefahren. Das war ein Vollgas-Rennen von der ersten bis zur letzten Runde." Der Engländer lobte seinen Star-Piloten: "Das war eines seiner besten Wochenenden seiner Karriere."

Entscheidend war auch, dass er, bis auf ganz wenige Ausnahmen, seinen Verfolger Norris nie ins DRS-Fenster ließ. Horner wusste den Grund dafür: "Er war besonders stark beim Ausgang der Schikane vor Start- und Ziel. Da hatte er auch gestern bereits die Pole-Position rausgeholt."

Am Trainingsfreitag (4.4.) stand Red Bull noch im Wald. Sportchef Helmut Marko sprach da von einem "schlechten Auto". Doch massive Umbauarbeiten beim Setup zeigten Wirkung. Pünktlich zum Q3 traf man das Fenster. Ab diesem Moment lieferte der Weltmeister ab. Marko schwärmte: "Er hat alle Attacken pariert, war 53 Runden am Limit und hat keinen Fehler gemacht."

Das einzige Mal wurde es brenzlig, als Verstappen und Norris gleichzeitig im 21. Umlauf die Reifen wechselten. Der Stopp bei Red Bull dauerte länger als der von McLaren. Verstappen und Norris fuhren fast auf gleicher Höhe aus der Box. Beim Beschleunigen wollte Norris vorbei, doch Verstappen gab nicht nach, Norris rodelte kurz durch das Gras.

Der Engländer beschwerte sich umgehend am Funk, Verstappen konterte: "Er ist von sich aus ins Gras gefahren." Die Stewards leiteten keine Untersuchung ein. Nach dem Rennen hatte auch Norris, zumindest öffentlich, eine andere Meinung: "Ich glaube, das ist Racing. Und Max würde sowieso als letzter Pilot freiwillig Platz machen."

Christian Horner klärte auf, wieso der Stopp bei Verstappen zu lange dauerte: "Wir wollten etwas am Frontflügel verstellen. Das hat aber nicht geklappt und Zeit gekostet. Außerdem sorgte das für mehr Untersteuern."

Oscar Piastri - McLaren - GP Japan 2025 - Suzuka - Formel 1
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Weshalb holte McLaren zuerst Piastri rein?

Glück hatte Red Bull, dass McLaren mit Norris nicht den Undercut versucht hatte. Statt den Zweitplatzierten zuerst in die Box zu holen, bekam Piastri in Runde 20 den harten Reifen. Ab diesem Moment wusste man bei Red Bull, dass Norris einen Umlauf später stoppen würde und beorderte seinen Fahrer ebenfalls an die Box. Auf den ersten Blick wäre es im Kampf um den Sieg sinnvoller gewesen, Norris vorzuziehen. Aber McLaren musste sich gegen George Russell im Mercedes wehren.

Der Engländer war bereits in Runde 19 an der Box gewesen. Mercedes rechnete vor, dass der Undercut 1,5 Sekunden pro Runde brachte, wenn man vom Medium-Reifen auf den harten Gummi gewechselt hatte. Außerdem hatte Piastri Schwierigkeiten mit der mittleren Mischung. "Ich war ohnehin im Fenster, um zu stoppen und hatte auch etwas Graining mit den Vorderreifen. Wir haben das gemacht, um die Jungs hinter mir zu covern."

Max Verstappen - Red Bull - GP Japan 2025 - Suzuka - Formel 1
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Warum gab es so wenige Überholmanöver?

Während Verstappen dank seines Sieges nur noch einen Zähler hinter WM-Leader Norris liegt, war man bei McLaren trotz der Ränge zwei und drei nicht glücklich. Teamchef Andrea Stella ärgerte sich über die Tatsache, dass man in Suzuka im ersten Sektor und ab der Ausfahrt der Schikane einen neuen Asphalt verlegt hatte. In Kombination mit dem härtesten verfügbaren Reifen-Set, das Pirelli nach Suzuka gebracht hatte, gab es kaum Verschleiß. "Das war ein Rennen mit nahezu keinem Reifenabbau und das hat uns geschadet, weil wir unsere Stärken in diesem Bereich nicht ausspielen konnten", führte Stella aus.

Anders sah die Thematik Sauber-Urgestein Beat Zehnder. "Ich würde nicht sagen, dass man es nur auf den neuen Asphalt schieben sollte. Wir hatten hier auch die härtesten Reifenmischungen zur Verfügung." Der Schweizer kann sich vorstellen, das Resultate wie in Suzuka zu einem anderen Ansatz beim Reifenausrüster führen werden. "Vielleicht wird Pirelli nächstes Jahr die weicheren Mischungen nach Japan bringen.

Einen weiteren Grund für die wenigen Platztausche lieferte Zehnder auch: "Wenn man schaut, wie eng das Feld beieinander liegt, werden Überholmanöver fast unmöglich. Nach zehn Runden war das ganze Feld nur 17 Sekunden auseinander." Das Überhol-Delta ist dann einfach zu gering. Die Mercedes-Strategen sprachen von 1,2 Sekunden, die man schneller sein muss, um vorbeizukommen.

Lando Norris - McLaren - GP Japan 2025 - Suzuka - Formel 1
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Wieso tauschte man bei McLaren nicht die Plätze?

Das Rennen glich einer Prozession. Etwas Würze hätte aber McLaren noch reinbringen können. Schon im ersten Stint wirkte Oscar Piastri nach der Anfangsphase einen Tick schneller als sein Teamkollege Lando Norris. Es kam aber zu keinem Platztausch.

Auch gegen Rennende hatte es den Anschein, als könne Piastri eine höhere Pace als Norris gehen. Der Australier fragte deshalb am Funk nach, ob man ihn vorbeilassen würde, damit er versuchen kann, Max Verstappen zu attackieren.

McLaren entschied sich dagegen. Teamchef Andrea Stella erklärte: "Oscar war kaum schneller. Das hätte nichts gebracht. Sobald der Abstand im Bereich von einer Sekunde war, waren die Turbulenzen wegen der Dirty Air zu groß. Das Gleiche wäre auch Oscar passiert." Red-Bull-Sportchef Helmut Marko sagte verschmitzt: "Wir hätten getauscht. Aber McLaren hat ja die Papaya-Regeln und das sind halt eigene Regeln."

Charles Leclerc - Ferrari - GP Japan 2025 - Suzuka - Formel 1
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Was war bei Ferrari und Mercedes los?

Bis zum Qualifying hatte noch George Russell als Hauptgegner der McLaren gegolten. Doch mit Startplatz fünf war sein Rennen quasi verloren. Er kam nicht an Charles Leclerc im Ferrari vorbei. Der bereits erwähnte Undercut funktionierte nicht. Russell lief im Verkehr auf Yuki Tsunoda auf. Leclerc kontrollierte nach dem einzigen Stopp seinen Gegner. Russells Stallgefährte Andrea Kimi Antonelli kam am Ende noch nahe an den Teamleader heran. Das lag an dem langen ersten Stint auf den Medium-Reifen. Die deutlich frischeren Gummis konnte der Italiener dann nutzen.

Lewis Hamilton überquerte als Siebter den Zielstrich. Der Rekordsieger war auf den harten Reifen gestartet. Ferrari-Teamchef Frédéric Vasseur sagte den Grund: "Das lag an der Start-Position. Lewis war nur Achter. Wir wollten nicht beide Fahrer mit der gleichen Strategie ins Rennen schicken."

Der Franzose musste sich nach einem durchschnittlichen Wochenende wieder kritischen Fragen stellen. Ferrari liegt zu weit hinter den Gegnern. "Uns fehlen in der Qualifikation zwei bis drei Zehntelsekunden. Im Rennen ist es dann noch mehr. Wir sprechen dann von drei bis vier Zehnteln." Der durchwachsene Saisonstart bringt Vasseur aber nicht dazu, in Aktionismus zu verfallen: "Wir müssen und werden nicht den Ansatz zum letzten Jahr ändern." Hoffnung auf ein Wunder machte er aber nicht: "Du wirst dich nie auf einen Schlag um drei bis vier Zehntel verbessern."