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Rennanalyse GP Abu Dhabi 2021
Warum hat Mercedes protestiert?

GP Abu Dhabi 2021

Selbst auf den letzten Kilometern der Saison 2021 sorgte das WM-Duell zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton wieder für Kontroversen. Mercedes legte Protest ein und Rennleiter Michael Masi hatte am Funk einiges zu tun. Wir beantworten die offenen Fragen in der Rennanalyse zum GP Abu Dhabi.

Lewis Hamilton - Mercedes - Formel 1 - GP Abu Dhabi - 12. Dezember 2021
Foto: xpb

Es ist so etwas wie das Wunder der Wüste gewesen. Eine späte Safety Car-Phase in Runde 53 wendete das Blatt im Grand Prix von Abu Dhabi. Zugunsten von Max Verstappen und Red Bull. Zum Frust von Mercedes. "Ich habe das ganze Rennen gekämpft", sagte Verstappen. "Zum Schluss habe ich ein Wunder gebraucht. Es ist passiert." Danach entbrannten allerdings die Diskussionen im Fahrerlager rund um das Regelwerk und Michael Masis Entscheidungen. Wir erklären die Hintergründe und beantworten die offenen Fragen in unserer Rennanalyse zum GP Abu Dhabi.

Unsere Highlights
Lewis Hamilton - Mercedes - Formel 1 - GP Abu Dhabi - 12. Dezember 2021
xpb
Die Szenen rund um die Safety Car-Phase sorgten für hitzige Gemüter.

Worum ging es beim Protest von Mercedes?

Nach der letzten Runde in Abu Dhabi hatte die Formel 1 einen Weltmeister. Und irgendwie auch nicht. Denn innerhalb kurzer Zeit folgten zwei Proteste von Mercedes. Das war wenig überraschend und lag schon nach den Diskussionen mit Rennleiter Michael Masi am Funk in der Luft. Nach dem Rennen hatte aber nicht gleich jeder verstanden, worum es bei den Protesten überhaupt ging, denn das war nicht gleich klar.

Zum einen stand Artikel 48.8 aus den Regularien zur Debatte. Darin heißt es, dass während der Safety Car-Phase kein Auto überholt werden darf. Der Ärger von Mercedes war in diesem Fall tatsächlich etwas kleinkariert. Denn das Ballett aus Beschleunigen, Abbremsen, Beschleunigen ist bei einem Restart ziemlich üblich. Dass da mal der eine auf der Höhe des anderen ist oder die Nase minimal voraus hat, passiert schon mal. Genau so sahen es auch die Sportkommissare und lehnten die Beschwerde von Mercedes ab.

Der Punkt 48.12 des Reglements, auf den sich die Silberpfeil-Mannschaft mit dem zweiten Protest bezog, ist da schon etwas kniffliger. Es ging darum, dass der Re-Start nicht den Regeln entsprochen habe und das Rennen eigentlich nach Runde 57 hätte gewertet werden müssen. Einerseits weil von den acht überrundeten Fahrer nur fünf zu ihrem Recht kamen, am Safety Car vorbeizuziehen. Das waren Lando Norris, Fernando Alonso, Esteban Ocon, Charles Leclerc und Sebastian Vettel. Warum nur die? Weil die zwischen Hamilton und Verstappen lagen und den WM-Kampf beeinflusst hätten. Im Gegensatz dazu blieben Daniel Ricciardo, Lance Stroll und Mick Schumacher trotz Rundenrückstand an ihren Positionen. Es hätte zu viel Zeit gekostet, sie rechtzeitig zurückrunden zu lassen. Und es hätte am Ergebnis auch nichts geändert.

Zudem sah man bei Mercedes einen Fehler darin, dass das Safety Car nach dem Zurückrunden des letzten Autos erst in der folgenden Runde an die Boxen hätte kommen dürfen. Sprich: Ende der Runde 58. Das Rennen wäre also hinter dem Safety Car zu Ende gegangen. Ein Szenario, das keiner wirklich wollte – außer natürlich Mercedes.

Beim ersten Teil kamen die Sportkommissare zum Schluss, dass im Regelwerk nicht "all", sondern "any car" steht. Das entspreche nicht der Bedeutung von "allen überrundeten Autos". Was die Dauer der Safety Car-Phase selbst angeht, argumentierte man, dass der Rennleiter gemäß Artikel 15.3 die volle Autorität beim Einsatz des Safety Cars hat. Entscheidend war Masis Meldung um 18.31 Uhr, als er die Teams über das Ende der Neutralisation informierte. Die Meldung "Safety Car in this lap" mache diesen Befehl zur Pflicht, egal ob er gegen die Regel verstößt oder nicht. Mercedes hat übrigens die Absicht angezeigt, in Berufung zu gehen und dafür eine Zeitspanne von 96 Stunden.

Max Verstappen - Red Bull - Daniel Ricciardo - McLaren - Formel 1 - GP Abu Dhabi - 12. Dezember 2021
xpb
Gemeinsam mit Honda jubelte man bei Red Bull über den Sieg und den Titel.

Warum kam Lewis Hamilton nur ein Mal an die Box?

Die Mechaniker bei Red Bull hatten im Rennen ziemlich viel zu tun. Denn gleich drei Mal kam Max Verstappen zum Service in die Boxengasse. Dabei war eigentlich nur ein Stopp vorgesehen, um von den weichen Reifen auf die harten zu wechseln. Der fand in Runde 13 statt. Dieses Rennen schrieb aber seine eigenen Geschichten. Der Holländer nutzte auch die Virtuelle Safety Car-Phase, die von Antonio Giovinazzi in Runde 36 ausgelöst wurde, um vom harten auf einen weiteren Satz derselben Mischung zu gehen. Schließlich bedeutete das keinen so großen Zeitverlust wie unter normalen Rennbedingungen und man hatte wieder frisch gewetzte Messer gegen Lewis Hamilton.

Dem waren aber die Hände als Führender gebunden. Hätte er dieselbe Taktik wie Verstappen gewählt, wäre seine Führung futsch gewesen, weil die VSC-Phase gerade wieder aufgehoben wurde. Der Mann an der Spitze ist in so einem Fall immer der Gekniffene, weil er nur reagieren kann. Das gleiche Schicksal ereilte ihn, als in Runde 53 das Safety Car wegen des Unfalls von Nicholas Latifi auf die Strecke kam und Verstappen wieder schnurstracks seine Boxencrew besuchte, um sich dieses Mal einen Satz Soft-Reifen abzuholen. Wieder musste der Mercedes-Kommandostand erst beobachten, konnte dann aber nicht handeln, weil man dann hinter Verstappen gefallen wäre. Mit seinen 44 Runden alten harten Reifen war er für Verstappen mit fünf Runden alten weichen Gummis ein gefundenes Fressen.

Hätte Verstappen ohne Safety Car eine Chance gehabt?

Hier lautet die Antwort ganz klar: Nein. Dessen war sich der neue Champion auch selbst bewusst. "Ich hätte Lewis nicht eingeholt, selbst mit neuen Reifen war es nicht einfach", sagte er. Das wurde vor allem nach dem zweiten Stopp von Verstappen deutlich. Er hatte etwas über 20 Sekunden Rückstand. Pro Runde hätte er rund eine Sekunde aufholen müssen, um den siebenmaligen Weltmeister noch niederzuringen. Stattdessen waren es aber immer nur wenige Zehntel, die der 24-Jährige abknabbern konnte.

Bevor das Safety Car fünf Runden vor Schluss auf die Bahn ging, trennten Verstappen noch satte 11,9 Sekunden von Hamilton. Zu viel für die restliche Renndistanz. Mit der Neutralisation bekam er diese Zeit geschenkt und den schnelleren Reifen als Bonus on top. Generell fuhr Mercedes im Renntrim in Abu Dhabi in einer eigenen Welt. Zumindest Hamilton. Er dominierte das Rennen schon von Beginn an mit einem souveränen Start. Wäre alles normal verlaufen, hätte er Michael Schumacher mit dem achten WM-Titel überholt.

Start - Formel 1 - GP Abu Dhabi - 12. Dezember 2021
Motorsport Images
Schon am Start hatte Verstappen das Nachsehen gegenüber Hamilton.

Warum fiel Sergio Perez aus?

Sergio Perez war sozusagen der Sieger der Herzen in Abu Dhabi. Er machte Red Bull einen großen Gefallen, indem er seine Taktik komplett darauf ausrichtete, Max Verstappen zur Weltmeisterschaft zu verhelfen. Als Lewis Hamilton nach seinem ersten und einzigen Stopp wieder auf der Strecke war, lief er nach kurzer Zeit in Runde 19 auf den Mexikaner auf, der schon auf ihn wartete. Er hatte seinen Boxenstopp mit den weichen Reifen eigens rausgeschoben. Ein legitimer Joker von Red Bull, um Hamilton aufzuhalten.

Perez und Hamilton lieferten sich ein heißes Duell. Erst schnappte sich Hamilton Perez, dann konterte der wieder. Erst in Runde 21 fand der Silberpfeil-Pilot einen Weg an Perez vorbei. Das half Verstappen, der knapp sieben Sekunden näher an Hamilton ran rückte. Perez bog schließlich an die Box ab.

Wie Verstappen hätte er beim Restart auch nochmal angreifen können und Hamilton womöglich genauso gefährlich werden können, denn er kam auch in der Safety Car-Phase erneut an die Box. Er fuhr wieder raus, wurde aber kurz darauf noch während der Safety Car-Phase wieder an die Box zitiert, weil der Öldruck sank und musste aufgeben.

"Es ist sehr selten, einen solchen Teamkollegen zu haben", sagte Verstappen. "Und heute hat sich wieder einmal gezeigt, dass er ein Teamplayer ist, und ich hoffe wirklich, dass wir das noch lange fortsetzen können."

Wie holte Carlos Sainz auf und wieso fiel Lando Norris zurück?

Nach dem Trainingsfreitag, in dem bei Carlos Sainz noch Frust herrschte, hätte der Ferrari-Pilot das Angebot für Platz drei im Rennen sicher ohne Zögern unterschrieben. Es brachte ihm Platz fünf in der Fahrer-WM ein – vor Teamkollege Charles Leclerc. Doch wie kam er eigentlich von Startplatz fünf dahin? Am Start profitierte er davon, dass Lando Norris zwei Plätze zurück fiel. Danach managte er die Reifen optimal und kam erst in Runde 19 mit dem Soft zur Box, den er für den harten Pneu eintauschte. Es sollte sein einziger Stopp bleiben. Letztlich kam ihm am Ende zudem der Ausfall von Perez noch entgegen.

Carlos Sainz - Ferrari - Formel 1 - GP Abu Dhabi - 12. Dezember 2021
Motorsport Images
Carlos Sainz gilt als einer der Fahrer, die unterschätzt werden.

"Wir wussten, dass es ein hartes Rennen für die Reifen werden würde, aber wir nutzten unsere Erfahrung aus dem ganzen Jahr, um die Lebensdauer meiner Softs im ersten Stint zu verlängern und dann die Harten bis zum Ende des Rennens zu schonen", sagte Sainz.

Für Norris lief es gerade andersherum. Der Brite mischte sich nicht etwa in das WM-Duell beim Start ein, sondern fiel eben um zwei Ränge zurück. Später ereilte ihn wieder einmal ein Reifenschaden – der dritte in den letzten vier Rennen. "Wir hatten einen schleichenden Plattfuß, der uns aus dem Rennen warf, und dadurch habe ich viele Punkte und viele Positionen verloren. "Ich habe das Gefühl, dass ich ein solides Rennen gefahren bin, und es war einfach wieder einmal unglücklich", sagte Norris.

GP Abu Dhabi 2021: Ergebnis Rennen

Fahrer

Team

Zeit/Rückstand

1. Max Verstappen

Red Bull

1:30:17.345 h

2. Lewis Hamilton

Mercedes

+ 2.256 s

3. Carlos Sainz

Ferrari

+ 5.173 s

4. Yuki Tsunoda

Alpha Tauri

+ 5.692 s

5. Pierre Gasly

Alpha Tauri

+ 6.531 s

6. Valtteri Bottas

Mercedes

+ 7.463 s

7. Lando Norris

McLaren

+ 59.200 s

8. Fernando Alonso

Alpine

+ 61.708 s

9. Esteban Ocon

Alpine

+ 64.026 s

10. Charles Leclerc

Ferrari

+ 66.057 s

11. Sebastian Vettel

Aston Martin

+ 67.527 s

12. Daniel Ricciardo

McLaren

+ 1 Runde

13. Lance Stroll

Aston Martin

+ 1 Runde

14. Mick Schumacher

Haas

+ 1 Runde

15. Sergio Perez

Red Bull

Ausfall

16. Nicholas Latifi

Williams

Ausfall

17. Antonio Giovinazzi

Alfa Romeo

Ausfall

18. George Russell

Williams

Ausfall

19. Kimi Räikkönen

Alfa Romeo

Ausfall

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