Regen-Angst der Formel 1: Wir wirken schwach

Regen-Angst der Formel 1
„Wir wirken schwach“

GP Ungarn 2025
Veröffentlicht am 01.08.2025

Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Formel 1 wasserscheu zeigt. Die Fans kennen dieses Szenario bestens. Sei es aus zahlreichen freien Trainings, in denen die Teams kein Risiko eingehen wollen, Schrott zu produzieren. Oder aus Spa im Jahr 2021 als das Rennen zu einer Farce wurde und die Bezeichnung Rennen gar nicht verdient hatte. Damals war man nur drei Runden hinter dem Safety Car gefahren.

Nun gab es beinahe ein Déjà-vu in Spa. Oder zumindest eine ähnliche Situation. Zunächst wurde das Rennen erst gar nicht gestartet, weil die Verhältnisse zu schwierig waren. Dann wartete man rund 80 Minuten, ehe man nach einigen Safety-Car-Runden das Rennen bei besseren Bedingungen und weitaus weniger Regen freigab. Viele Zuschauer schüttelten den Kopf und stellten sich die Frage: Wofür hat die Formel 1 Regenreifen, wenn man sie bei Regen nicht nutzt?

"Es liegt nicht daran, dass die Reifen nicht gut genug sind, sondern daran, dass wir nichts sehen können", erklärte Williams-Pilot Alex Albon in Budapest. "Und leider sind wir die Einzigen, die wirklich sagen können, wie es ist. Ich denke, die Fahrer sind in dieser Hinsicht tatsächlich in einer etwas unangenehmen Lage, weil wir schwach wirken."

Spa mit dunkler Vergangenheit

Spa ist in gewisser Weise ein Sonderfall. Hier kommen immer wieder die Erinnerungen an die tödlichen Unfälle von Anthoine Hubert und Dilano van’t Hoff hoch. Und auch der tödliche Unfall von Jules Bianchi im Regen in Suzuka 2014 ist präsent. "Diese Rennstrecke hat eine sehr dunkle Vergangenheit und die FIA hat bewusst einen sehr konservativen Ansatz gewählt. Das hat man uns schon am Donnerstag angekündigt", sagte Carlos Sainz. "Vielleicht hätten wir das besser kommunizieren sollen."

Gabriel Bortoleto - Sauber - GP Belgien 2025 - Spa - Formel 1
xpb

Der Spanier ist zwar der Meinung, man hätte etwas früher weiterfahren können, aber er kann sich auch in die Lage derjenigen versetzen, die die Verantwortung tragen – auch wenn er sich als Rennfahrer etwas anderes gewünscht hätte. Zumal die Sicht zeitweise extrem schlecht war.

"Bei null Prozent Sicht hängt es nur von Glück ab, ob es zu einem Unfall kommt", sagt Sainz. "Bei 20 Prozent kann ich mich immerhin noch auf mein eigenes Talent und meine Reflexe verlassen, um einem Auto mitten auf der Geraden auszuweichen." Albon sieht es ähnlich: "Es ist das schlimmste Gefühl, mit 250 km/h zu fahren und nicht einmal 20 Meter weit sehen zu können."

Verstappen hat andere Sichtweise

Etwas anderer Meinung ist Max Verstappen. Er hatte auf ein Regenrennen in Spa gehofft, weil er auch in Sachen Abstimmung voll auf diese Karte gesetzt hatte. "Einige Fahrer werden das Gegenteil von dem sagen, was ich denke. Und deshalb hat jeder seine eigene Meinung. Aber ich denke, Spa hätte ein fantastisches Rennen sein können. Wenn du viel Gischt hast und nicht viel sehen kannst, dann kannst du auch vom Gas gehen. Oder mehr Abstand lassen, wenn du nicht weißt, wo du hinfährst."

Und weiter: "Natürlich verstehe ich die Sicherheitsaspekte. Aber manchmal liegt es auch als Fahrer in deinen Händen, ob du die Sicherheit gewährleisten kannst oder nicht. Und wenn das nur bei trockenen Bedingungen funktioniert, dann müssen wir uns damit befassen."

Lösungsfindung schwierig

Wie könnten also mögliche Lösungen aussehen? Dafür muss man zunächst das Problem verstehen. Vor allem das Thema Ground Effect und die Diffusoren der Autos sind ein Faktor. Plus die breiten Reifen. Ein weiterer Aspekt: der Asphalt. "Es gibt diese neue Asphaltgeneration, die unter trockenen Bedingungen sehr schwarz und sehr griffig ist, aber bei Nässe wie ein Spiegel wirkt", sagt Fernando Alonso.

Sein Landsmann Sainz schlägt vor: "Ich war schon immer der Meinung, dass die Formel 1 möglichst innovativ sein und neue Wege gehen sollte. Es gibt bestimmte Asphaltarten, die nicht so viel Gischt verursachen, aber viele Rennstrecken haben sie leider nicht."

Bleibt noch die Hoffnung, dass sich mit dem neuen Reglement für 2026 alles ändert. Denn dann sind die Reifen schmaler und der Ground Effect nicht mehr so groß. Doch da winkt Alonso gleich ab. "Es wird so bleiben, da wird sich nicht viel ändern mit dem neuen Reglement."