Technik-Offensive in Belgien: So will Red Bull Verstappen halten

Technik-Offensive beim Belgien-GP
So will Red Bull Verstappen halten

GP Belgien 2025
Zuletzt aktualisiert am 14.07.2025

Das Unternehmen Weltmeisterschaft wird für Max Verstappen immer schwieriger. Manche sagen, fast schon unmöglich. 69 Punkte Rückstand auf Oscar Piastri entsprechen praktisch drei GP-Siegen. Und es ist ja nicht so, dass McLaren eine Schwäche zeigt. Die Autos sind überall schnell und kugelsicher. Die Mercedes-Motoren gehen überall kaputt, nur nicht im McLaren. Oscar Piastri und Lando Norris halten sich weitgehend an die Papaya-Regeln.

Kein Zweifel. Die jüngsten Upgrades am Unterboden von Red Bull haben aus dem RB21 ein besseres Rennauto gemacht. Est ist berechenbarer. Weniger launisch. Kompatibler mit mehr Rennstrecken. Das Fenster, in dem es funktioniert, ist ein bisschen größer geworden. Es soll nicht mehr so lange dauern, bis man die richtige Abstimmung findet. In Silverstone war es aber erst im dritten Training so weit.

Gäbe es McLaren nicht, wäre alles viel einfacher. Doch gegen die Papaya-Renner hilft oft nur Risiko. Auch beim Setup. Ein Vergleich von zwei Heckflügel-Typen in Silverstone ergab: Mit dem einen hat man mehr Abtrieb, aber Untersteuern. Mit dem anderen eine gute Balance, aber weniger Anpressdruck. Verstappen entschied sich für die Balance. Der Flügel war ein Exemplar, das eigentlich nur für Spa getestet werden sollte, dann aber doch zu einem unerwarteten Renneinsatz kam.

Setup erlaubte keine Risiken

Mit Verstappen im Auto, Gegenwind in den kritischen Kurven, extra Grip von den frischen Reifen und dem DRS-Vorteil reichte es am Samstag zur Pole Position. Bis dahin hatte Red Bull alles richtig gemacht. Das Setup hätte auch am Sonntag funktionieren können, weil man zwar mit deaktiviertem DRS wieder mehr Untersteuern bekommen hätte, was aber die Hinterreifen schont.

Der Wettergott war am Renntag aber ein McLaren-Fan. "Wir wussten, das Regen kommt", ärgerte sich Ex-Teamchef Christian Horner. "Aber der sollte am Vormittag durch sein. Keiner hat erwartet, dass es noch einmal so spät so hart regnen würde. Für uns hätte das Rennen zwei Stunden später beginnen müssen." Auf nasser Fahrbahn stand Verstappen mit seinem Abtriebs-Niveau auf verlorenem Posten. Deshalb konnte sich Red Bull bei der Strategie auch keine Extratouren leisten.

Ein Wechsel auf Slicks nach der Formationsrunde kam für Red Bull ebenso wenig in Frage wie das Überleben auf alten Intermediates in der Regenphase. Mit dem gewählten Flügel wäre beides Selbstmord gewesen. "Den Wechsel auf Slicks in der 41. Runde haben wir perfekt getroffen", fand Horner.

Max Verstappen - Red Bull - Formel 1 - GP England 2025
Anadolu via Getty Images

Verstappen von Piastri abgelenkt?

Nach Horners Meinung hat der GP England wieder einmal die herausragende Qualität des McLaren gezeigt. "Bei allen anderen Autos werden bei abtrocknender Strecke irgendwann die Intermediates zu heiß. Nur die McLaren halten sie im Fenster. Du fährst ein paar Runden mit ihnen mit. Dann verschwinden sie am Horizont."

Für Verstappen ging es danach nur noch um Schadensbegrenzung. Solange er in einem DRS-Zug steckte, war es wegen des Mini-Flügels schwer voranzukommen. "Mit wenig Abtrieb leidest du in verwirbelter Luft noch mehr." Die letzten paar Runden auf trockener Strecke haben aber trotzdem gezeigt, was bei normalen Bedingungen möglich gewesen wäre. "Wir hätten auf trockener Strecke definitiv um das Podest kämpfen können", glaubt Horner.

Über die Strafe für Piastri zeigten sich Verstappen und auch sein Team überrascht. Vor allem, weil ähnliche Vergehen vorher nie bestraft wurden. Horner wollte nicht ausschließen, dass Piastris heftiges Bremsmanöver seinen Fahrer etwas aus dem Konzept gebracht hat, was dann schließlich in einen Halb-Dreher führte. "In der Phase hast du alle Hände voll zu tun am Lenkrad die entsprechenden Einstellungen vorzunehmen. Da kann es schon ablenken, wenn du plötzlich ausweichen musst."

Max Verstappen - Red Bull - Formel 1 - GP England 2025
Clive Mason via Getty Images

Hoffnung auf Spa-Upgrade

Noch will Red Bull die Titelverteidigung nicht aufgeben. Es gehört zur DNA dieses Teams, dass man bis zuletzt kämpft, selbst wenn eine große Regelreform ansteht. Das hat man 2021 auch so gehalten und wurde am Ende Weltmeister. Verstappen wägt jedoch ab. "Damals waren wir näher an Mercedes dran als wir es jetzt sind. Da machte jede Weiterentwicklung Sinn."

Die ganze Hoffnung des Teams liegt jetzt auf einem großen Upgrade, das in Spa debütieren soll. Der in Silverstone verwendete Heckflügel war nur ein Teil des Aerodynamik-Pakets, das die Wende bringen soll. "Wir müssen Max zeigen, dass es Licht am Ende des Tunnels gibt", erklärt Sportdirektor Helmut Marko.

Christian Horner & Max Verstappen - Red Bull - Formel 1 - 2025
Wilhelm

Verstappen will Trendwende sehen

Nicht nur, um dem niederländischen Superstar zurück ins Titelrennen zu bringen. Es geht darum, Verstappen bei Red Bull zu halten. Horners Amtsenthebung heißt nicht automatisch, dass der Weltmeister seinen Vertrag bis zum Ende der Laufzeit 2028 erfüllen wird.

Red Bull will seinen RB21 auch nach Spa noch weiter verbessern. Verstappen ist mit dem Entwicklungsfahrplan zufrieden: "So wie das Team die Entwicklung jetzt aufteilt, wird es beiden Projekten gerecht."

Horner hatte in Silverstone verraten: "Ein paar neue Teile wird es noch geben. Aber zu 90 Prozent läuft der Windkanal schon für 2026." Für Verstappens zweites Heimspiel in Spa hat das Team schon mal eine positive Nachricht im Gepäck: "Zum ersten Mal seit langer Zeit werden wir dort ohne Motorstrafe in das Rennen gehen."