Christian Horner hat in den letzten Jahren einige Krisen überstanden. Doch jetzt hat die Geduld der Rennstallbesitzer ein Ende. Wie Red Bull am Mittwoch (9.7.) offiziell bestätigte, wurde der 51-jährige Brite mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden. Nach einem Bericht der Bild-Zeitung soll sich Horner in der Fabrik schon von den Angestellten verabschiedet haben.
Ein Grund für die Entscheidung dürfte in der sportlichen Talfahrt seit Mitte der vergangenen Saison liegen, die Red Bull den Konstrukteurspokal im Vorjahr kostete. Dieses Jahr ist der erfolgsverwöhnte Rennstall aus Milton Keynes weit davon entfernt, weitere Titel einzufahren. Aktuell liegt das Team nur auf Rang vier im WM-Klassement.
Dazu werden Horner auch noch personelle Fehlentscheidungen angelastet. Sergio Perez wurde in der Winterpause mit viel Geld aus seinem Vertrag gekauft. Damit konnte die Baustelle des zweiten Fahrers aber nicht beseitigt werden. Liam Lawson und Yuki Tsunoda konnten die Rolle neben Max Verstappen nicht adäquat ausfüllen.
Verstappen gewinnt Machtkampf gegen Horner
Die sportliche Krise wird auch mit dem Abgang von Adrian Newey in Verbindung gebracht. Der Stardesigner hatte das Team verlassen, weil Horner seinen Arbeitsumfang reduzieren wollte. Dass sich eine Angestellte von Red Bull intern über ein unangemessenes Verhalten des Teamchefs beschwert hatte, trug ebenfalls zum Zerfall des Teams bei. Neben Newey hatte Red Bull noch einige weitere prominente Abgänge zu verkraften.
Weil in den 20 Jahren unter Horner aber auch acht Fahrertitel, sechs Kontrukteurspokale und 124 Siege eingefahren wurden, hatten die thailändischen Mehrheitseigner stets ihre schützende Hand über den Teamchef gehalten. Nun konnte Red-Bull-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff die Eigentümer aber offenbar doch noch überzeugen, den Personalwechsel an der Spitze zu vollziehen.
Geärgert haben dürfte die Verantwortlichen des Energy-Drink-Imperiums auch, dass Red Bull nach aktuellen Fan-Umfragen die niedrigsten Beliebtheitswerte aufweist. Das kleine Schwesterteam Racing Bulls dagegen rangiert in der Sympathie-Wertung auf Rang zwei.
Ausschlaggebend für den Rauswurf soll auch gewesen sein, dass Horner zu viele Posten auf sich vereint hatte, die er nicht abgeben wollte. Die Machtfülle Horners war offenbar auch Max Verstappen und seinem Beraterteam ein Dorn im Auge. Der vierfache Weltmeister kokettierte zuletzt immer wieder mit einem Wechsel zu Mercedes. Mit dem Abgang von Horner sollte nun immerhin die Gefahr des Verstappen-Verlusts erst einmal gebannt sein.

Laurent Mekies wird künftig den Red-Bull-Rennstall anführen.
Mekies wird neuer Red-Bull-Teamchef
Trotz des Rauswurfs hatte Mintzlaff zum Abschied noch ein paar nette Worte parat: "Wir wollen Christian Horner für seine außergewöhnliche Arbeit in den letzten 20 Jahren danken. Mit seinem unermüdlichen Engagement, seiner Erfahrung, seinem Fachwissen und seinem innovativen Denken hatte er einen entscheidenden Anteil daran, dass sich Red Bull als eines der erfolgreichsten und attraktivsten Teams in der Formel 1 etabliert hat. Danke für alles, Christian! Du wirst immer ein wichtiger Teil in der Geschichte dieses Teams sein."
Eine Nachfolgeregelung wurde auch schon getroffen. Horner wird auf der Position des Teamchefs durch Laurent Mekies ersetzt. Zusammen mit Geschäftsführer Peter Bayer hatte der Franzose zuletzt das Racing-Bulls-Team geleitet und dabei gute Arbeit geleistet.
"Es war ein absolutes Privileg, dieses Team in den letzten anderthalb Jahren zusammen mit Peter (Bayer) zu führen. Es war ein aufregendes Abenteuer, zusammen mit unseren vielen talentierten Leuten an der Geburt der Racing Bulls beteiligt zu sein. Der Geist dieses Teams ist unglaublich. Ich glaube fest daran, dass dieses Team erst am Anfang steht", erklärte Mekies zu seinem Abschied.

Alan Permane ist schon mehr als 35 Jahre in der Formel 1. Jetzt wird der Brite zum ersten Mal Teamchef.
Permane rückt als Racing-Bulls-Teamchef nach
Bei den Racing Bulls wird Sportdirektor Alan Permane auf die Position des Teamchefs nachrücken. Der Brite war erst Anfang des letzten Jahres zum Schwesterteam gestoßen. Zuvor hatte der Ingenieur lange in Enstone bei Alpine und Renault gearbeitet. "Alan ist der perfekte Mann, um jetzt das Zepter zu übernehmen und den eingeschlagenen Pfad weiterzugehen", lobte Mekies seinen Nachfolger. "Er kennt das Team in- und auswendig und er war einer der Pfeiler unseres schnellen Erfolgs."
Für Permane, der seine Formel-1-Karriere 1989 bei Benetton startete, kam die Beförderung etwas unverhofft, aber nicht ungelegen: "Ich fühle mich sehr geehrt, dass ich jetzt die Rolle des Teamchefs einnehmen darf. Ich möchte mich bei Oliver (Mintzlaff) und Helmut (Marko) für das Vertrauen bedanken. Ich freue mich schon auf die Zusammenarbeit mit Peter (Bayer). Natürlich will ich die gute Arbeit, die er zusammen mit Laurent (Mekies) geleistet hat, fortführen und das Team weiter nach vorne bringen. Das ist eine ganz neue Herausforderung für mich, aber ich weiß, dass ich auf die Unterstützung von allen im Team zählen kann."
Nun lautet nur noch die Frage, wer die anderen Posten bei Red Bull Racing besetzt, die Horner ebenfalls innehatte. Der starke Mann in Milton Keynes fungierte nicht nur als Teamchef, sondern leitete auch noch die Motorenabteilung, die Marketingabteilung und die Technologie-Sparte des Unternehmens.