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Red-Bull-Teamchef Horner verteidigt sich
Drakonische Strafen kosten halbe Sekunde

Red Bull hat Stellung zum Kostendeckel-Urteil genommen. Teamchef Christian Horner erklärt, warum die eigene Rechnung um 5,6 Millionen Pfund von der FIA-Prüfung abwich. Und er beklagte die drakonischen Strafen des Weltverbands.

Christian Horner - Red Bull - GP Mexiko 2022
Foto: xpb

Irgendwie ging ein Aufatmen durch das Fahrerlager. Endlich ist die Kostendeckel-Affäre um Red Bull vom Tisch. Endlich gibt es ein Urteil, das Signal und Abschreckung zu gleich ist. Signal, weil die FIA keinen davonkommen lässt, auch wenn es sich nach Aussage von Red Bull nur um eine Bagatelle und Meinungsverschiedenheiten bei der Interpretation von mehreren Kostenpunkten handelt. Abschreckung, weil jetzt klar ist, dass die Strafen für einen Regelverstoß in der Saison 2022 noch härter ausfallen müssen.

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Red Bull hat das Urteil und die Strafe zähneknirschend akzeptiert. "Im Sinne des Sports", wie Teamchef Christian Horner erwartbar kommentierte. Man hätte die Angelegenheit bis zur Kostendeckel-Jury und dem Berufungsgericht ausfechten können, doch damit wäre keinem gedient gewesen.

"Es handelt sich um ein neues und ein komplexes Regelwerk, das die FIA da geerbt hat. Wenn wir alle juristischen Möglichkeiten ausgenutzt hätten, hätte sich der Prozess noch zwölf Monate hinziehen können. Das wären Monate mit weiteren Spekulationen, Anschuldigungen von Heckschützen und rufschädigenden Kommentaren geworden. Deshalb schlucken wir die Kröte und schließen das Buch."

Max Verstappen - Red Bull - GP USA 2022
Red Bull
Nach dem Gewinn des Konstrukteurstitels in Austin musste Red Bull in Mexiko kleinere Töne spucken.

Immer in guter Absicht gehandelt

Horner betonte immer wieder, dass Red Bull nie in böser Absicht gehandelt habe, dass man nie betrügen wollte und nie etwas verheimlich habe. Es habe lediglich unterschiedliche Auffassungen in 13 Punkten gegeben, die dann zu einem Fehlbetrag von 5,6 Millionen Pfund geführt hätten.

Darüber hinaus habe man noch eine Steuerrückzahlung zu eigenen Ungunsten falsch verbucht, was die Überziehung des Kontos von 1,864 Millionen auf 432.652 Pfund reduziere. Man spreche also nicht von einem Verstoß von 1,6 Prozent sondern nur 0,37 Prozent.

Da ist natürlich auch Augenwischerei dabei, weil die Steuerrückzahlung erst spät im Jahr kam und keinen Einfluss mehr auf das bereits ausgegebene Geld hatte. Der FIA-Report spricht nicht ohne Grund immer wieder von den 1,864 Millionen Pfund und erwähnt die nachträgliche Korrektur um die Steuerrückzahlung in einem Absatz unterhalb der Auflistung der Verfehlungen. Die Strafe bemisst sich deshalb auch an den 1,8 Millionen.

Horner verwies in seiner Erklärung ein weiteres Mal darauf, dass man viel zu spät von den abweichenden Interpretationen des Kostendeckel-Verwalters erfahren habe. "Wir haben der FIA im April 2021 eine vorläufige Aufstellung unserer Kosten für 2020 übermittelt. Für uns war das der Ersatz des Probelaufs, der den Teams 2020 angeboten wurde, an dem wir aber nicht teilgenommen haben. Wir haben danach nie wieder etwas von der FIA gehört und mussten deshalb davon ausgehen, dass alles in Ordnung war."

Auch das Echo auf die Kostenaufstellung für 2021, die im März 2022 verschickt worden war ließ laut Horner auf sich warten. "Wir haben erst im September eine Antwort bekommen und waren überrascht und schockiert zugleich, dass es da zu unterschiedlichen Ansichten kam."

Während des GP Singapur erfuhr Red Bull, dass man auf die Anklagebank gesetzt wurde. In der Nacht des Titelgewinns von Max Verstappen wurden dann die Details nachgereicht, die darin gipfelten, dass Red Bull das Budget von den erlaubten 118.036.000 Pfund um 1,84 Millionen überzogen hatte und deshalb eine Geldbuße und Verlust von Windkanalzeit erwarten müsse.

Red Bull Windkanal
Red Bull
Horner bezifferte die Kombination aus Positions-Handicap und Budget-Strafe in puncto Windkanal als bis zu einer halben Sekunde.

Windkanal-Strafe ist schwerer Wettbewerbsnachteil

Nach langem hin und her akzeptierte Red Bull das Urteil und die Strafe. Horner findet, dass sein Team für ein relativ kleines Vergehen übermäßig hart bestraft wurde. Er geht dabei natürlich von den 432.652 Pfund aus, die nach der Fehlbuchung des Steuerbonus übrig blieben.

"Es handelt sich um eine drakonische Strafe. Sieben Millionen Dollar, zahlbar in 30 Tagen, sind kein Pappenstiel. Der Abzug von zehn Prozent Windkanalzeit ist ein gravierender Nachteil. Als Weltmeister haben wir ohnehin schon die geringste Windkanalnutzung. Zusammen mit der Strafe sind das jetzt 15 Prozent weniger als der Zweite der WM und 20 Prozent weniger als der Dritte. Umgerechnet in Rundenzeit entspricht das zwischen einer viertel und einer halben Sekunde", rechnete Horner vor.

Für die Windkanalversuche bedeutet das nach jetzigem Stand pro Jahr 202 Runs für Red Bull, 240 für Ferrari und 256 für Mercedes. Deshalb macht sich bei Red Bull eine Jetzt-erst-Recht Stimmung breit. "Wir nehmen das als Motivation und müssen eben noch effizienter im Windkanal arbeiten, um den Nachteil wettzumachen. Die Strafe wird sich auf die Performance unseres Autos in den nächsten zwei Jahren auswirken", beschreibt Horner den Schaden. "Als zusätzliches Handikap haben wir auch noch einen alten Windkanal. Wir können uns keine Fehler mehr erlauben. Jeder Schuss muss sitzen", ergänzte Sportdirektor Helmut Marko.

Red-Bull-Kommandostand - GP USA 2022
Red Bull
Die Strafen könnten in Zukunft noch höher ausfallen, wenn ein Team gegen das Budget-Cap verstößt.

Kantinenessen für 1,4 Millionen Pfund

Horner führte dann noch einige Punkte auf, in denen sich die Buchprüfer der FIA und von Red Bull widersprachen. Zum Beispiel das berühmte Kantinenessen in Milton Keynes, das Red Bull voll übernimmt und nach Meinung der Kostendeckel-Verwalter auch voll im Budget verbuchen muss.

Die Buchprüfer haben das nicht getan. Das macht einen Unterschied von 1,4 Millionen Pfund aus. "Bei uns werden alle Essen gezählt, auch für die Mitarbeiter unserer Motorenfabrik. Bei Mercedes fallen nur die Essenszuschüsse für das Rennteam an", beklagt Horner eine weitere Ungerechtigkeit. Wegen der unterschiedlichen Standorte hat Mercedes in der Motorenfabrik in Brixworth eine eigene Kantine.

Auch bei unbenutzten Ersatzteilen gab es Differenzen. Red Bull rechnete sie den Museumsautos zu. Tatsächlich sind sie ein Budgetposten. "Die Klarstellung zu diesem Punkt kam erst im Juni. Insgesamt macht das einen Unterschied von 1,2 Millionen Pfund aus", präzisierte Horner.

Auch über Krankmeldungen und Mitarbeitern, die in andere Abteilungen gewechselt sind, gab es unterschiedliche Auffassungen. "Wir zahlen unsere kranken Mitarbeiter weiter. Dann gab es da noch einen Ingenieur, der mit einem fürstlichen Gehalt von einem anderen Team abgeworben wurde und von uns daraufhin in Red Bull Advanced Technologies gesteckt wurde, die Boote und Ähnliches baut. Auch diese Kosten haben gegen unser Verständnis zum Budget gezählt."

Dass Red Bull mit seinen Interpretationen ziemlich allein dastand, bestritt Horner. "Die Verfahrensfehler, die man Aston Martin vorwirft, ähneln in vielen Fälle den unseren. Sie hatten nur mehr Luft nach oben als wir. Und wir wundern uns ehrlich, dass es anderen nicht genauso gegangen ist."

Immerhin habe die ganze Affäre auch eine gute Seite. "Was uns passiert ist, kann jedem passieren. Wir alle werden unsere Lehren daraus ziehen, und ich denke, dass einige der noch unreifen Regeln in Zukunft ein Feintuning brauchen."

Horner beteuert, dass das damit gesparte Geld keinerlei Wettbewerbsvorteil erbracht hätte. "Max Verstappen ist 2021 aus eigener Kraft Weltmeister geworden. Etwas anderes zu behaupten, ist maßlos übertrieben." Und er warnte vor der nächsten Abrechnung. "Wegen der Inflation kann es bis zu sechs Teams treffen. Unsere Strafe setzt einen Präzedenzfall. Die Strafen nächstes Jahr könnten noch härter ausfallen."

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