In Bahrain hatte es bereits den ersten Denkzettel gegeben. Und auch in Miami konnte Max Verstappen die Defizite seines Autos nicht mehr kompensieren. Am Ende rollte der Weltmeister knapp 40 Sekunden hinter Sieger Oscar Piastri ins Ziel. "Auf eine Runde im Qualifying konnte Max noch zaubern. Im Rennen hat man dann gesehen, dass uns im Schnitt sieben Zehntel bis zu einer Sekunde pro Runde auf die McLaren fehlen", rechnete Sportchef Helmut Marko vor.
Schon im Freien Training hatte Verstappen wieder über das Einlenkverhalten seines Sportgeräts geklagt. Wie so oft in dieser Saison wird das Heck beim Bremsen und Einlenken zunächst kurz leicht. Zum Scheitelpunkt hin verschiebt sich die Balance dann immer mehr in Richtung Untersteuern. Für die Fahrer ist es schwer, sich auf diese Balance-Verschiebung einzustellen. Das fehlende Vertrauen sorgt für Frust und Zeitverlust auf der Uhr.
Um das Problem zu lindern, hatten die Ingenieure einen neuen Unterboden nach Miami gebracht. Das Upgrade war eigentlich erst für Imola geplant. Ein Exemplar wurde dann doch schon rechtzeitig für den Florida-Trip fertig. Natürlich wurde es an den Rennwagen mit der Startnummer 1 geschraubt. Dass so große Änderung an einem Sprintwochenende zum Einsatz kommt, wo es nur ein Freies Training zum Testen und Datensammeln gibt, ist eher selten.

Der neue Unterboden ist Teil eines größeren Pakets, das die Balance verbessern soll.
Unterboden lindert Problem
Laut Chefingenieur Paul Monaghan hielt sich das Risiko aber in Grenzen. "Wir haben im Windkanal gesehen, dass sich die Stabilität der Strömung gegenüber dem alten Unterboden nicht ändert. Deshalb hatten wir keine Sorgen, dass es aerodynamisch plötzlich instabil wird. Der neue Unterboden produziert einfach etwas mehr Abtrieb", erklärte der Brite.
Die Sensoren am Auto spuckten dann auch die erwarteten Werte aus. Ein Heilmittel für die Probleme war es aber noch nicht: "Wir kennen die Bereiche, in denen wir uns verbessern müssen. Die sind nach Miami noch die gleichen wie vor Miami", erklärte Teamchef Christian Horner. "Der neue Unterboden hat das geliefert, was wir gewollt haben. Er ist Teil einer Reihe von Upgrades, die über die nächsten Rennen kommen."
Auch Helmut Marko hofft, dass die Ingenieure noch etwas mehr im Köcher haben: "Das Problem mit dem Untersteuern ist noch nicht gelöst. Es wurde etwas besser mit dem neuen Unterboden, aber wir haben noch Arbeit vor uns. Ich hoffe, dass schon in Imola eine Lösung fertig ist, damit das Auto endlich in eine Balance kommt."

Red Bull muss immer viel am Setup tüfteln, bis Verstappen einigermaßen Vertrauen findet.
Keine Lösung auf einen Schlag
Chefingenieur Monaghan versucht, die Erwartungen diesbezüglich etwas zu drücken: "Es gibt keine Lösung auf einen Schlag. Es geht nur mit kleinen Fortschritten in vielen Bereichen. Wir wissen, was am Auto passiert, aber ein Heilmittel dagegen zu finden, ist nicht so einfach. Vielleicht verschwindet es sogar nie ganz. Wir sollten aber wenigstens in der Lage sein, das Ausmaß zu lindern. Wir haben viele clevere Leute in Milton Keynes, die hart daran arbeiten. Ich bin mir sicher, dass es besser wird."
Die Frage lautet, ob es für Verstappens Titelträume nicht schon zu spät ist, bis die Ingenieure dem RB21 endlich die Launen austreiben. Bei mittlerweile 32 Punkten Rückstand sieht Horner die Lage bereits angespannt: "Die Weltmeisterschaft geht über 24 Rennen. Der Weg ist lang. Aber Stand Miami sieht McLaren sehr beeindruckend aus. Die Dinge können sich natürlich ändern. Aber wir sollten in den nächsten Rennen damit beginnen, den Punkterückstand zu reduzieren."

McLaren soll am meisten vom flexiblen Frontflügel profitieren. Ist der Vorteil ab Barcelona weg?
Hoffnung auf Barcelona-Wende
Nicht nur die eigenen Upgrades sollen Red Bull näher an McLaren heranbringen. Hoffnungen liegen auch auf den neuen Frontflügel-Regeln, die zum Spanien-Grand-Prix eingeführt werden. In Barcelona darf sich das vordere Ende des Autos unter Last nicht mehr so stark verbiegen. Hier müssen alle Top-Teams nachbessern, um die strengeren FIA-Tests zu bestehen. Möglicherweise trifft das McLaren härter.
"Es ist aktuell noch schwer vorherzusehen, wie es sich auswirken wird", grübelte Horner. "Es handelt sich aber nicht nur um eine kleine Anpassung, sondern um eine grundlegende Veränderung. Das wird auf jeden Fall Auswirkungen auf alle Autos haben, und zwar in vielen Bereichen. Es geht nur um die Frage nach dem Ausmaß."