Red-Bull-Tricks: Lässt sich McLaren destabilisieren?

Red Bull spielt mit allen Tricks
Lässt sich McLaren destabilisieren?

Veröffentlicht am 20.05.2025

Vier Mal in Folge wurde Max Verstappen zuletzt Weltmeister. Doch aktuell sieht es schwer danach aus, dass die Serie des Niederländers dieses Jahr reißen könnte. Die McLaren-Piloten haben sich auf den ersten beiden Plätzen der Fahrerwertung eingenistet. An der Doppelführung von Oscar Piastri und Lando Norris konnte auch der Verstappen-Sieg in Imola vorerst nichts ändern.

Der Grand Prix in der Emilia-Romagna hat aber auch gezeigt, dass Red Bull aktuell alles unternimmt, um den drohenden Machtwechsel zu verhindern. Mit einem großen Upgrade-Paket brachten die Ingenieure den RB21 wieder in die Spur. Das Setup-Fenster wurde vergrößert. Verstappen lobte zum ersten Mal dieses Jahr, dass die Balance passte. Das half auch, die Reifen über die Renndistanz am Leben zu halten.

Red Bull versucht aber nicht nur auf der Rennstrecke den Druck auf die Rivalen zu erhöhen. Kaum einer im Formel-1-Fahrerlager beherrscht die politischen Spielchen abseits der Piste so gut wie Teamchef Christian Horner. Der Brite versucht auf allen Ebenen, die Papaya-Konkurrenz zu destabilisieren. Das Ziel lautet, McLaren vom Wesentlichen abzulenken und wenn möglich künstlich einzubremsen.

Max Verstappen - Parc Fermé - GP Emilia-Romagna - Imola - 2025
Wilhelm

Wasser-Affäre trifft Nerv

Die Attacken begannen schon in der Vorsaison. Zuerst versuchte man, Politik bei der FIA gegen die biegsamen Flügel zu machen. Beim Heckflügel hatte das auch direkt Erfolg. Nach dem Sieg von Oscar Piastri in Baku musste McLaren den Flap am Leitwerk so verstärken, dass auf den Geraden kein "Mini-DRS" mehr entstehen kann. Auch beim Frontflügel machte das Red-Bull-Lager viel Druck auf die Schiedsrichter. Hier werden die Regeln aber erst in Barcelona verschärft.

Dazu versuchte Red Bull hinter den Kulissen den Verdacht zu streuen, McLaren würde Wasser in die Reifen füllen, um die Hitze im Gummi besser in den Griff zu bekommen. Dieser Schuss ging aber ins Leere. Sowohl Pirelli als auch die FIA wiesen die Vorwürfe zurück. Es gab keine Beweise für ein solches Vorgehen. Doch Red Bull hatte es immerhin geschafft, dass sich McLaren mit den Vorwürfen auseinandersetzen musste.

Dass Red Bull hier einen Nerv getroffen hatte, zeigte die Reaktion von McLaren-Geschäftsführer Zak Brown. In Miami setzte er sich mit einer Trinkflasche an den Kommandostand, auf die er das Wort "Reifen-Wasser" geschrieben hatte. Parallel zu der spöttischen Aktion beklagte sich der Rennstall-Boss öffentlich, dass Red Bull die Vorwürfe immer nur hintenrum äußert. Er forderte den Gegner auf, Protest einzulegen. So könne man die Anschuldigungen offiziell aus der Welt räumen.

Lando Norris vs. Oscar Piastri - McLaren - GP Emilia-Romagna - Imola - 2025
Lars Baron via Getty Images

Red Bull hofft auf Eskalation

Bisher ließ sich McLaren durch die Red-Bull-Maßnahmen nicht entscheidend aus der Ruhe bringen. Am Ende des Vorjahres feierte das Traditionsteam den Gewinn des Konstrukteurspokals. Und dieses Jahr kamen die Papaya-Raketen wie schon erwähnt stark aus den Startlöchern. Red Bull hat sein Pulver aber noch längst nicht verschossen. Die Attacken neben der Rennstrecke gingen in den letzten Wochen immer weiter.

Nach dem Formel-1-Rennen von Imola versuchte Horner einen bevorstehenden Streit der beiden McLaren-Piloten herbeizureden: "McLaren hat zwei Fahrer, die um die Weltmeisterschaft kämpfen. Irgendwann kommt es immer zu dem Punkt, an dem das Eigen-Interesse über das Team-Interesse gestellt wird. Das ist der Konflikt. Sie haben das gut gemacht und sind nicht kollidiert. Es ist lobenswert, dass man sie gegeneinander kämpfen lässt. Aber man konnte sehen, wie eng es dabei zugeht."

Bei Red Bull will man aber nicht nur warten, bis sich Norris und Piastri gegenseitig an die Gurgel gehen. Parallel bombardieren sowohl Ingenieure von Red Bull als auch vom Schwesterteam Toro Rosso die FIA mit Anfragen zu möglichen Technik-Tricks am MCL39. Im Fokus steht weiter die Frage, wie es McLaren schafft, die hinteren Reifen in einem moderaten Temperaturfenster zu halten, was den Fahrern einen Vorteil auf den Longruns verschafft.

Zak Brown & Christian Horner - GP China 2025
xpb

TD-Infos an die Presse lanciert?

Die FIA hat ihre Antworten auf die Red-Bull-Fragen vor dem Imola-Wochenende an alle Teams verschickt. Wie man hört, soll der entscheidende Hinweis aber noch nicht dabei gewesen sein. Die Anfragen liefen bisher ins Leere. Etwas verdächtig ist, dass am Tag nach dem Imola-Rennen verschiedene Journalisten aus Großbritannien und den Niederlanden parallel von zwei "Technik-Direktiven" der FIA berichten, die vor Imola an alle Teams gingen.

Dabei soll es sich erstens um eine Klarstellung zum Thema Skid-Blocks am Unterboden gehandelt haben. Zweitens wurde die bereits erwähnte Kommunikation der FIA mit Red Bull zum Thema Reifenkühlung an ausgewählte Medienvertreter lanciert. Der Verdacht liegt nahe, dass Red Bull selbst hinter der Geschichte steckt. Es soll offenbar der Eindruck erweckt werden, die Regeländerungen hätten Auswirkungen auf die McLaren-Performance gehabt.

Horner hatte direkt nach dem Rennen von Imola bereits gestichelt, dass man vom schwachen Speed der Gegner überrascht gewesen sei. Über die Gründe wollte der Engländer dabei aber noch nicht spekulieren. Laut McLaren habe es vor allem am Streckenlayout mit den vielen schnellen Kurven gelegen, dass man nicht so dominant auftreten konnte, wie zuletzt in Miami.

Oscar Piastri - McLaren - Formel 1 - GP Emilia Romagna - Imola - 16. Mai 2025
Sam Bloxham/Getty Images

Nächster Streit in Barcelona?

Die nächste Runde im Kampf auf dem politischen Schlachtfeld wird voraussichtlich in Barcelona ausgetragen, wenn die neuen Frontflügel-Regeln in Kraft treten. Die Aussagen zu dem Thema gingen schon im Vorfeld weit auseinander. Während Horner von einer bedeutenden Änderung spricht, geht man bei McLaren nicht davon aus, dass sich am Kräfteverhältnis etwas ändert.

Spannend wird es vor allem dann, wenn die Papaya-Renner wirklich dauerhaft etwas von ihrem Pace-Vorsprung verlieren. Dann müssen sich die McLaren-Verantwortlichen weiteren kritischen Fragen stellen, ob das Auto nicht doch künstlich eingebremst wurde. Das könnte Unruhe in das bisher so reibungslos laufende Uhrwerk bringen. Und genau das will Red Bull erreichen.