Immer wenn die Formel 1 totgeschrieben wird, zieht sie sich selbst mit einer überraschenden Wendung aus der Krise. Nach dem überlegenen Red-Bull-Doppelsieg in Baku wurde die große Langeweile herbeigeredet. Und die drei Trainingssitzungen in Miami deuteten tatsächlich auf eine Fortsetzung hin. Max Verstappen fuhr in seiner eigenen Welt. Der Rest drängelte sich innerhalb einer Sekunde zusammen.
Selbst Teamkollege Sergio Perez staunte: "Das, was Max da gemacht hat, hätte ich nie hingekriegt." Nur 60 Minuten später stand die Formel-1-Welt Kopf. Perez startet zum zweiten Mal nach Jeddah von der Pole Position. Und der haushohe Favorit Verstappen muss sich in der Startaufstellung an neunter Stelle einreihen.
Leclerc verdirbt Verstappen den Samstag
Hinter seinem Namen steht im Klassement keine Zeit. Den ersten Q3-Versuch brach der Weltmeister nach Rutschern in den Kurven 5 und 8 ab. "Dem Gefühl nach hatte ich zu viel Zeit verloren." Sportdirektor Helmut Marko meinte grimmig. "Die Rundenzeit hätte selbst mit den Fehlern noch für den fünften Platz gereicht."
Normalerweise wäre Verstappen mit seinem letzten Versuch mit der linken Hand an die Spitze gefahren. Selbst seine Q2-Bestzeit hätte für die Pole Position gereicht. Und die Strecke war im Q3 noch einmal schneller geworden. Perez fand eine halbe Sekunde. Doch die Red-Bull-Piloten hatten gerade ihre Runde begonnen, da leuchteten die Ampeln rund um die Strecke Rot.
Wie am Vortag war Charles Leclerc in Kurve 7 von der Strecke gesegelt. Der Ferrari-Pilot stand unter Druck, weil er im ersten Versuch nur die siebtschnellste Zeit gefahren war, nach seiner Q2-Zeit aber plötzlich Hoffnung schöpfte, vielleicht doch noch nach ganz vorne zu fahren. Ein kleiner Fehler in Kurve 2 zog die Daumenschrauben noch enger zu. In Kurve 6 übertrieb es Leclerc, traf den Randstein und segelte mit Tempo 260 von der Bahn.
Perez auf der Suche nach dem Setup
Marko schimpfte: "Man darf einfach nicht hinter dem Leclerc auf die letzte Runde gehen." Vor ihm hätte aber auch nicht gereicht. Bei einer roten Flagge verlieren alle Fahrer ihre Zeit, die ihre Runde noch nicht beendet haben. Verstappen wollte selbst nicht von Pech reden: "Ich muss mir selbst die Schuld gegeben. Hätte ich nicht im ersten Versuch die Fehler gemacht, müsste ich mich jetzt nicht ärgern."
Sergio Perez setzt damit seinen Höhenflug fort. Und lange sah es nicht danach aus. "Es war mein bislang schlechtestes Wochenende bis zur Qualifikation. Ich fand keine Balance und keine Linie. Mir fehlte das Gefühl und das Vertrauen. Sogar die Ferrari waren schneller. Erst nach vielen kleinen Änderungen vor der Qualifikation kam Leben in das Auto."
Die Fahrer auf den ersten drei Plätzen sprechen alle spanisch. Perez hofft, dass er sich auch am Sonntag auf dem Podium in seiner Muttersprache unterhalten kann. Er weiß aber ganz genau, dass Verstappen am Sonntag um keine Spur langsamer sein wird als an den Tagen davor und das Feld von hinten aufrollen wird.
Deshalb kann seine Taktik wie in Jeddah nur lauten: Flucht nach vorne, um von einem möglichst großen Vorsprung zu zehren, wenn der Stallrivale auf dem zweiten Platz auftaucht. Einen Lichtblick gibt es für Verstappen immerhin. Als Neunter startet er von der sauberen Seite.
