Auf eine Runde fehlt Red Bull und Mercedes nicht viel auf McLaren. Max Verstappen stand bereits drei Mal auf der Pole-Position. George Russell hat die Bestzeit ein paar Mal nur um Hundertstelsekunden verfehlt. Andrea Kimi Antonelli stellte seinen Mercedes in Miami auf die Sprint-Pole. Doch kaum beginnt das Rennen, fahren die McLaren auf und davon. In Miami betrug der Vorsprung über 35 Sekunden.
Oscar Piastri schreibt den großen Vorsprung der Strecke und den Bedingungen zu. "Es hat in Miami einfach für uns gepasst. Ich erwarte nicht, dass es auf jeder Strecke so sein wird." Bezogen auf Imola meinte der WM-Spitzenreiter: "Wir haben hier die weichsten Reifenmischungen. Das könnte uns in die Karten spielen. Dafür wird es kühler werden als in Miami. Die Strecke hat mehr Bodenwellen, ist generell schneller. Wir sehen in der Qualifikation, dass uns die Konkurrenz dicht auf den Fersen ist. Deshalb dürfen wir uns nicht den geringsten Fehler leisten."
Red Bull und Mercedes versuchen mit Upgrades die Lücke zu McLaren zu schließen. Dabei sind es eher kleine, aber gezielte Entwicklungsschritte. Mercedes passte den Frontflügel in seiner Form schon dem an, was dann in Barcelona in einer steiferen Ausführung folgen wird. Red Bull versuchte, die Bremskühlung der Hinterradbremsen zu verbessern. Das ist ein zentrales Thema für alle geworden, nachdem McLarens Vorteil ganz offensichtlich darin liegt, die Reifentemperatur in seinem winzigen Arbeitsfenster zu halten.

Im Qualifying ist Mercedes schon nah an McLaren dran, im Rennen fehlt noch etwas die Pace.
Mercedes will am Sonntag stärker werden
George Russell betrachtet McLaren als "Ausreißer". Der MCL39 ist ein Auto mit zwei Gesichtern. Auf eine Runde durchaus bezwingbar, über die Renndistanz praktisch unschlagbar. Deshalb fordert Russell: "Wir müssen unsere Stärken breiter aufstellen und im Rennen besser werden.
Hier geht es nicht um den reinen Speed. Den haben sowohl Red Bull als auch Mercedes. Es geht um den langen Atem. McLarens Trumpfkarte ist die geringe Reifenabnutzung. Das gibt ihnen nicht nur Vorteile in der zweiten Hälfte des Stints. Es schafft auch Freiheiten bei der Rennstrategie.
Russell sieht kaum eine Möglichkeit, McLaren auf dem natürlichen Weg einzuholen. "Der Vorsprung im Rennen ist riesig. Diese Lücke schließt du nicht so einfach. Es ist nicht offensichtlich, wie sie die Reifen so effizient schonen. Wir suchen in allen Bereichen, aber ist schwer herauszufinden, was sie tun." Der Engländer hofft: "Vielleicht kommen sie ja in unsere Richtung, wenn ab Barcelona die neue Frontflügel-Regel gilt." Technik-Koordinator Simone Resta bedauert: "Ich fürchte, Barcelona wird kein Gamechanger."

Max Verstappen sieht McLaren trotz Red-Bull-Updates noch im Vorteil.
Verstappen glaubt nicht an Barcelona-Wunder
Max Verstappen glaubt das auch nicht: "Das wird uns nicht acht Zehntel auf McLaren schenken." Und auch die jüngsten Upgrades in Imola werden das Kräfteverhältnis nicht auf den Kopf stellen, fürchtet der Weltmeister. Da braucht mehr als nur eine bessere Fahrzeugbalance. Beim Reifenmanagement ist McLaren meilenweit voraus.
McLaren lässt sich von der Technik-Offensive der Konkurrenz nicht aus der Ruhe bringen. Die Ingenieure behalten die Politik der kleinen Entwicklungsschritte bei. Die Vorderachse bekommt mehr Spiel, die Querlenker der Hinterradaufhängung ein neues Profil, Heckflügel und Beam wing wurden dem Anforderungsprofil der Strecke angepasst.
Diese Korrektur an der Vorderachse soll vor allem Lando Norris helfen, ein besseres Gefühl für das Auto zu bekommen. Der Engländer verrät: "Unsere Modifikationen konzentrieren sich auf unsere Samstags-Performance. Unser Vorteil liegt im Sonntag. Da machen wir viele Dinge richtig. Auf eine Runde müssen wir uns verbessern, wenn wir vorne fahren wollen."
Das Wochenende in Imola begann positiv für McLaren. Oscar Piastri und Lando Norris führten die Rangliste im ersten Training an. Allerdings nur hauchdünn. Carlos Sainz fehlen nur 52, George Russell 54 Tausendstel. Hier hilft der neue C6-Reifen. Pirellis neuer Superkleber kompensiert kleine Defizite beim Abtrieb. Aber nur für eine Runde.