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Red Bull stichelt gegen McLaren
Was läuft da mit der Bremsverkleidung?

Red Bull spürt immer mehr den Druck der Konkurrenz. Umso mehr schaut der Weltmeister auf die anderen Autos. Und da entdeckte man am McLaren eine Öffnung in der Bremsverkleidung, die dort eigentlich nicht hätte sein dürfen.

McLaren - Bremsen - GP England 2024
Foto: ams

In den letzten beiden Jahren fuhr Red Bull allein auf weiter Flur. Der Vorsprung war so groß, dass die Rennstrategie fast egal war, dass man auch mal mit dem Setup danebenliegen durfte und kleine Fehler und Pannen gar nicht auffielen. Am Ende gewann immer Max Verstappen.

In diesem Jahr ist alles anders. McLaren, Ferrari und jetzt auch Mercedes haben aufgeholt. Und plötzlich spielen Kleinigkeiten wie das Setup, die Taktik, Fehler und Details an den anderen Autos eine Rolle. Die Konkurrenz hat Red Bull aus der Komfortzone geholt. Experten beurteilen inzwischen schon den McLaren als das beste Auto im Feld. Mit minimalem Vorsprung zwar, aber immerhin. Daran wagte man vor einem Jahr noch nicht mal zu denken.

Unsere Highlights

Unter dem Druck der Konkurrenz ist es normal, dass der Klassenprimus die Autos der Gegner genauer unter die Lupe nimmt. Jetzt werden die Fotos der anderen Fahrzeuge und ihrer Upgrades noch genauer studiert. So wie das McLaren, Mercedes und Ferrari 2023 mit Red Bull gemacht haben, um das Geheimnis des Wunderautos zu entschlüsseln.

Max Verstappen & Lando Norris  - Red Bull vs. McLaren - GP Österreich 2024
Wilhelm

Red Bull gerät unter Druck. Umso genauer nimmt man die Konkurrenz jetzt unter die Lupe.

Der Beste steht unter Beobachtung

In diesem Prozess wird schon mal die ein oder andere Beschwerde bei der FIA deponiert. So klagten 2023 einige Teams, dass an gewissen Autos zu viel Dämmstoff zwischen Bodenplatte und Unterboden angebracht worden war, um die Stöße gegen die Fahrbahn zu mildern und die Planke zu schonen. Auch Red Bull war das Ziel. Die FIA präzisierte die Regeln mit einer Technischen Direktive.

Aston Martin musste letzte Saison seinen Frontflügel stabiler an der Nase fixieren. Es bestand der Verdacht, dass er sich ab einer bestimmten Geschwindigkeit verdreht. Wäre Fernando Alonso in der ersten Saisonhälfte nicht regelmäßig auf das Podest gefahren, hätte es wahrscheinlich keiner bemerkt.

In diesem Jahr schlägt Red Bull zurück. Und da ist natürlich der große Herausforderer McLaren im Visier. Schon beim Grand Prix in Imola wurden Klagen laut, dass die Frontflügel-Flaps einiger Autos ab einer bestimmten Last nach hinten kippen, um so in schnellen Kurven die Fahrzeugbalance mehr Richtung Hinterachse zu schieben.

Das machen natürlich alle, doch nach dem Geschmack von Red Bull fiel es bei McLaren, Ferrari und bei dem neuen Mercedes-Frontflügel ab dem GP Monaco besonders auf. Da alle Flügel anstandslos die Belastungstests der FIA bestehen, sah der Verband keinen Grund einzugreifen. Deshalb hat auch Aston Martin mit einem ähnlichen Flügel nachgezogen. Mit Erfolg, wie Silverstone zeigte.

Oscar Piastri - McLaren - Flügel - GP Kanada 2024
xpb

Die Flügel der Konkurrenz hat Red Bull genau im Visier. Solange die Biegetricks die FIA-Tests bestehen, kann man aber nichts machen.

McLaren stark auf alten Reifen

Das jüngste Thema ist ganz speziell und zeigt, auf welchem Niveau sich die Teams untereinander ausspionieren. Red Bull entdeckte kürzlich auf den Bremsverkleidungen des McLaren MCL38 vorne und hinten ein zusätzliches Loch, das dort gar nicht sein darf. Jedenfalls nicht immer.

Man vermutet, dass es sich um einen Kabelzugang für einen Sensor handelt, der im Inneren der Bremsbelüftungstrommel die Temperatur misst. Besagter Wert ist eminent wichtig, denn über Kühleinlässe und Austrittsöffnungen der Bremsverkleidung wird die Temperatur der Felgen und damit auch der Reifen gesteuert.

Bei Red Bull ging der Verdacht um, dass McLaren damit möglicherweise einen zusätzlichen Kühlkanal geschafft haben könnte, der nicht erlaubt wäre. Das wurde dadurch noch angeheizt, dass der Herausforderer in Miami, Imola und Barcelona Red Bull in einer Disziplin geschlagen hat, in der der Titelverteidiger zuvor unschlagbar schien. Je älter die Reifen, desto schneller die McLaren. Vorher war das immer andersherum.

McLaren - Bremsen - GP England 2024
ams

In der Bremsverkleidung ist ein Loch. In Silverstone war es zum Rennen mit einem Tape abgedeckt. Das soll aber nicht immer der Fall gewesen sein.

Tape verdeckt das Loch

Die Regeln sind in dem Punkt klar. Die FIA erlaubt den Teams in den freien Trainingssitzungen am Freitag, Sensoren in den Bremstrommeln zu montieren, um Daten zu sammeln. Ab Samstag müssen die Löcher entweder verschwinden oder abgedeckt werden. Neben McLaren praktiziert das angeblich noch ein zweites Team so.

Nach den Beobachtungen von Red Bull sollen die Löcher aber bei einigen Rennen offen gewesen sein. Nach einer Beschwerde schaute die FIA noch einmal genauer hin. Bei den letzten beiden Grands Prix waren die Sensor-Zugänge geschlossen, wie es die Regeln verlangen. McLaren klebte einfach ein Tape drauf. Da der Vorteil von McLaren bei der Reifenabnutzung zuletzt nicht mehr so deutlich ausfiel, ist man im gegnerischen Lager natürlich der Meinung, dass es in der Vergangenheit geholfen haben könnte.

Wer vorne fährt, tut das in der Formel 1 nicht unbeobachtet. Auch Red Bull wird von den anderen Teams weiter genau inspiziert. Und wenn es nur darum geht, einen schlauen Trick zu entschlüsseln. So fragt man sich weiterhin, wie es Red Bull in den heißen Qualifikationsrunden schafft, vom Zielstrich bis zur ersten Kurve so viel Zeit auf die anderen gutzumachen.

Auch der Tempoüberschuss bei manchen Überholmanövern ist noch nicht aufgeklärt. Zum Beispiel als Max Verstappen in Barcelona George Russell stehen ließ, als würde der parken. Die Vermutung lautet, dass Red Bull beim Energiemanagement in gewissen Phasen der Konkurrenz die Nase zeigt.

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