Red-Bull-Übergewicht: Crashtest zum Abspecken

Problem mit Übergewicht
Crashtest für Red-Bull-Diät

Zuletzt aktualisiert am 21.08.2022

Die Formel-1-Autos sind mit dem neuen Reglement um 46 Kilogramm schwerer geworden. Ein Großteil geht auf die verschärften Sicherheitsvorschriften. Auch Reifen und Räder sind schwerer. Ursprünglich sollte das Mindestgewicht bei 795 Kilogramm liegen, doch weil neun der zehn Teams für eine Anhebung stimmten, ließ sich die FIA breitschlagen und setzte das Limit auf 798 Kilogramm hoch.

Neun von zehn Teams sind mit übergewichtigen Autos in die Saison eingestiegen. Nur Alfa Romeo lag schon in der Testphase unter dem Gewichtslimit. Der Sauber C42 wurde mit Ballast auf den Grenzwert gebracht.

Die restlichen Teams wünschten sich eine Anhebung unter dem Vorwand, dass sie von dem Gewichtszuwachs durch die neuen Sicherheitsbestimmungen überrascht worden seien. Red Bull und Mercedes wünschten sich sogar einen Zuschlag in zweistelliger Höhe. Das lehnte die FIA mit Rücksicht auf Alfa ab.

Red Bull RB18 - Chassis - 2022
Motorsport Images

Zwei bis acht Kilo Übergewicht

Selbst mit dem neuen Grenzwert lagen die neun Teams noch über dem Limit, teilweise sogar mit mehr als zehn Kilogramm. Mittlerweile haben sich Aston Martin und Williams mit ihren B-Versionen auf das Mindestgewicht abgehungert.

Bei den anderen ging es rauf unter runter. Da hatte man mal drei oder vier Kilogramm weggefeilt, dann kamen sie mit dem nächsten Upgrade wieder drauf. Die steiferen Unterböden, die ab Spa Vorschrift sind, werden bei einigen Teams die Waage wieder nach oben schnellen lassen.

Beim GP Ungarn meldete der Fahrerlagerfunk folgende Bestandsaufnahme: Mercedes steht demnach bei acht Kilogramm über dem Limit, Red Bull bei sieben, Haas und McLaren bei je drei und Alpine bei zwei. Von Ferrari und Alpha Tauri ist nichts bekannt. Man nimmt aber an, dass es bei beiden Autos noch Luft nach unten gibt.

Red Bull - GP Aserbaidschan - Baku - Formel 1 - Donnerstag - 9.6.2022
ams

Zwei Millionen extra

Red Bull geht davon aus, dass der Ferrari nahe dem Gewichtslimit liegt und sieht Potenzial für zwei bis drei Zehntelsekunden, sollte man von seinem Übergewicht runterkommen. Deshalb hat sich der WM-Spitzenreiter jetzt zu einem radikalen Schritt entschlossen, um Gewicht zu reduzieren.

Red Bull baut ein leichteres Monocoque, was nicht nur einen finanziellen Aufwand in der Entwicklung und Produktion darstellt. Das neue Chassis muss auch noch einmal zum FIA-Crashtest und dabei alle relevanten statischen Belastungstests über sich ergehen lassen.

Angeblich hat noch ein weiteres Team ein neues Chassis zum Crashtest angemeldet. Mercedes ist es nicht: "Das wäre viel zu teuer. Nicht nur wegen des Crashtests. Du musst drei neue Chassis bauen, und die kosten dich zwei Millionen extra", hören wir vom amtierenden Kontrukteursweltmeister.

Bei solchen Investitionen kommt man schnell mit dem Budgetdeckel in Konflikt. Unter dem Gesichtspunkt wundert man sich, wie Red Bull die Fleißaufgabe im Kostenlimit unterbringt. Ohne die Inflationszulage wäre das wohl kaum möglich gewesen.