Normale Drohnen erreichen eine Geschwindigkeit von rund 60 km/h. Um einem Formel-1-Renner auf der Grand-Prix-Strecke in Silverstone zu folgen, muss es schon etwas mehr sein. Deshalb entwickelten die niederländischen Experten der "Dutch Drone Gods" zusammen mit Red Bull Advanced Technologies ein Luftgerät der extremeren Art.
Beschleunigt doppelt so schnell wie ein F1-Renner
Die nackten Zahlen sind wahrlich atemberaubend. In nur vier Sekunden erreicht die Drohne eine Geschwindigkeit von 300 km/h. Damit beschleunigt das Projektil doppelt so schnell wie ein Formel-1-Auto. Auch beim Top-Speed kann das fliegende Auge mit den Grand-Prix-Rennern mithalten. Mit bis zu 350 km/h geht die Drohne das Tempo des beweglichen Ziels mit.
Nach einigen Testläufen mit älteren F1-Rennern, in denen Ersatzpilot Liam Lawson und Ex-Fahrer David Coulthard saßen, kam es Anfang Februar zum ersten richtigen Einsatz. Die Drohne sollte die ersten Runden des nagelneuen Red Bull RB20 in Silverstone einfangen, der von Weltmeister Max Verstappen pilotiert wurde.

Vor dem RB20-Shakedown wurde mit alten Red-Bull-Rennern geübt.
Red Bull hilft beim Leichtbau
"Ich hätte nie gedacht, dass ich mal eine so schnelle Kamera-Drohne sehen würde", erklärte der Pilot beeindruckt. "Sie kam mir an einigen Stellen richtig nahe. Ich war echt überrascht, wie gut sie mithalten konnte und wie nah sie in den Kurven dran blieb. Damit können wir die Formel 1 mal aus einer anderen Perspektive zeigen."
Über ein Jahr Entwicklungszeit floss in das Hightech-Projekt. Das Grundkonzept wurde in der Werkstatt der Experten von den "Dutch Drone Gods" in Eindhoven ausgearbeitet. Die Red-Bull-Technologiesparte in Milton Keynes hat dann geholfen, die Verkleidung und die Verbindungen zu den Rotoren aus besonders leichten Werkstoffen zu entwickeln. Damit konnte das Gewicht um zehn Prozent reduziert werden.
Drohnen-Pilot Ralph Hogenbirk, der in der Szene auch unter dem Namen "Shaggy FPV" bekannt ist, übte viel im Simulator, um sich mit der speziellen Steuerung vertraut zu machen. Bei der Verfolgung eines Formel-1-Renners sollte man nicht nur den Verlauf der Strecke kennen, sondern muss auch Brücken und Werbetafeln ausweichen.

Im Inneren der Drohne versteckt sich komplizierte Technik.
Drei Minuten Flugdauer
Mit einer speziellen Brille konnte der Pilot den Flug der Drohne dann vor Ort aus der Bord-Perspektive verfolgen und mit Hand-Controllern die Richtung und die Geschwindigkeit anpassen. Der Winkel der montierten Kamera wurde mit einem separaten Fußpedal justiert. Um den Formel-1-Renner bei 300 km/h nicht aus dem Fokus zu verlieren, brauchte es eine präzise Steuerung und eine gute Koordination.
Die bis zu 1.000 PS starken Rennautos verfolgt die Drohne übrigens rein elektrisch. Die hohe Leistungsfähigkeit des Fluggeräts geht natürlich auf die Batterie. Normale Drohnen halten rund eine halbe Stunde in der Luft durch. Die Spezial-Drohne von Red Bull schafft gerade einmal drei Minuten. Das reicht immerhin, um dem Formel-1-Auto eine Runde lang hinterherzujagen.
Auch David Coulthard zeigte sich begeistert von den Aufnahmen: "Wenn man die Weitwinkel-Schüsse im normalen Fernsehen sieht, verliert man schnell das Gefühl für die Geschwindigkeit. Mit der Drohne bieten sich ganz neue Möglichkeiten, den Fans zu zeigen, wie es wirklich in einem dieser Autos ist. Mit der Drohne ist man mittendrin. Ich denke, dass diese Technik schon bald in den TV-Übertragungen genutzt wird."