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Doppel-Bestrafung für Red Bull
Geldbuße und Windkanal-Strafe

Der Kostendeckel-Verwalter der FIA hat sein Urteil gesprochen und Red Bull hat es akzeptiert. Der Rennstall von Weltmeister Max Verstappen hat die Budgetobergrenze für 2021 um 1,864 Millionen Pfund überzogen und wird dafür doppelt bestraft. Mit einer Geldbuße von sieben Millionen US-Dollar und zehn Prozent weniger Windkanalzeit.

Christian Horner, Max Verstappen & Helmut Marko - GP USA - Austin - 23. Oktober 2022
Foto: Red Bull

Seit dem GP Japan sitzt Red Bull auf der Anklagebank. Die Buchprüfer der FIA Red Bull warfen dem Rennstall Verfahrensfehler und eine Überschreitung der Budgetobergrenze um 1,864 Millionen Pfund bzw. 1,6 Prozent vor. Red Bull bestritt die Vorwürfe und redete sich mit unterschiedlichen Interpretationen bei diversen Kosten heraus.

Nach zwei Wochen Verhandlungen mit dem FIA-Kostendeckel-Verwalter stimmte Red Bull schließlich den Anschuldigungen und der Strafe zu. Andernfalls wäre der Fall vor einer Jury unabhängiger Richter verhandelt worden, mit möglicherweise härteren Sanktionen. Der Vorgang hätte sechs bis neun Monate dauern können, je nachdem ob der Beklagte dann noch vor ein Zivilgericht gezogen wäre.

Unsere Highlights

Nach einer Verzögerung von fünf Tagen wegen des Todes von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz präsentierte die FIA am Freitag (28.10.) ihr Urteil. Sie teilt sich in eine Geldbuße und eine Sportstrafe auf.

Red Bull Fabrik - Milton Keynes - 2021
Red Bull
Die FIA hat Red Bull Mehrausgaben von 1,6 Prozent nachgewiesen.

Weniger Windkanalzeit für 2022

Red Bull muss sieben Millionen Dollar und die Verfahrenskosten bezahlen und in den nächsten zwölf Monaten auf zehn Prozent der Windkanalzeit und der CFD-Simulations-Kapazitäten verzichten. Da Red Bull als Weltmeister ohnehin nur 70 Prozent des Normwertes im Windkanals testen darf, reduziert sich seine Belegungszeit also von 70 auf 63 Prozent. In absoluten Zahlen heißt das: Mercedes hat als Drittplatzierter 256 Runs im Windkanal pro Jahr, Ferrari käme auf 240 Runs und Red Bull fällt von 224 auf 202 Runs.

Red Bull gab in seiner eigener Dokumentation Ausgaben von 114.293.000 britische Pfund an, was deutlich unter der Kostenobergrenze von 118.036.000 liegt. Die Buchprüfer der FIA kamen zu einem anderen Ergebnis. Sie warfen Red Bull vor, in 13 Punkten die Kosten falsch zugeordnet oder zu niedrig verbucht zu haben. Der Differenzbetrag, der sich aus den unterschiedlichen Auffassungen ergibt, fällt mit 5.607.000 Pfund erstaunlich hoch aus. Daraus berechnet sich der zu viel eingesetzte Betrag von 1.864.000 Pfund.

Das Strafmaß begründet sich darin, dass Red Bull mit den Buchprüfern kooperierte, die Finanzregeln neu und komplex sind und dass der Rennstall im guten Glauben gehandelt habe, mit seiner Einschätzung der Kosten richtig zu liegen. Außerdem habe Red Bull eine Steuererleichterung in Höhe von 1,4 Millionen Pfund zu eigenen Ungunsten nicht korrekt verbucht. Wenn man das anrechnet, läge die Überschreitung des Budget-Deckels nur noch bei 432.652 Pfund oder 0,37 Prozent.

Mohammed bin Sulayem - Christian Horner - Adrian Newey - GP Ungarn 2022 - Budapest
xpb
Red Bull hat den Regelverstoß zugegeben. Die Strafe wurde mit Vertretern der FIA ausgehandelt. Damit war die Sache schnell vom Tisch.

Warum beging Red Bull einfache Fehler?

Bei einer Überschreitung des Kostendeckels um unter fünf Prozent fällt das Vergehen in die Kategorie "kleinere Verletzung der Regeln" und kann deshalb nur eingeschränkt bestraft werden. Die Tatsache, dass der Rennstall die Strafe akzeptiert hat, reduzierte die Auswahl der möglichen Sanktionen zusätzlich.

Red Bull machte sich hauptsächlich Verfehlungen bei der Kostenzuordnung schuldig. Der Kostendeckel-Verwalter warf der beklagten Partei vor, Catering-Ausgaben in der Fabrik, Sozialversicherungsbeträge, Bonuszahlungen, Gewinne aus der Veräußerung von Anlagevermögen, Lehrlingsgehälter, Nutzungskosten des Motors, Reisekosten und Verwendung von Vorräten entweder falsch zugewiesen oder dem Budget zu niedrig zugerechnet zu haben.

Ein gegnerisches Team meinte nach der Auflistung der Falschbuchungen: "Bei 75 Prozent dieser Fälle gibt es keine unterschiedliche Meinung. Es muss jedem absolut klar sein, wie diese Posten verrechnet werden." Um unterschiedliche Auffassungen bei zweifelhaften Posten zu vermeiden, hatte die FIA zusätzlich zum Finanz-Reglement Richtlinien an die Teams verteilt. Diese wurden von Red Bull offenbar ignoriert.

F1-Auto 2022 - Windkanal
FOM
Red Bull muss auf 10 Prozent Windkanalzeit verzichten. Dazu kommt noch eine Geldstrafe.

1,8 Millionen sind kein Kavaliersdelikt

Der Vorteil für Red Bull bestand darin, die gesparten 1,864 Millionen Pfund anderweitig verwendet haben zu können. In bessere Gehälter, mehr Personal, mehr Teile oder mehr Entwicklung. Teamchef Christian Horner bestritt jedoch schon im Vorfeld, dass sich Red Bull dadurch irgendeinen Wettbewerbsvorteil für die Saisons 2021 und 2022 verschafft habe. Bei allen "relevanten Kosten" liege man im Soll.

Die Konkurrenz sieht das anders. Die Überziehung von 1,6 Prozent des erlaubten Budget-Deckels ist kein Kavaliersdelikt. Mit 1,864 Millionen Pfund extra kann man in der Theorie viel anstellen. Das ist der Gegenwert von fünf großen Upgrades oder den Gehältern für 15 zusätzliche Ingenieure. Deshalb hält sie die Strafe für zu niedrig.

Die sieben Millionen Dollar bezahlt Red Bull aus der Portokasse. Die zehn Prozent weniger Windkanalzeit tun zwar weh, aber entsprechen nicht der überzogenen Summe. Ein Ingenieur eines Konkurrenten meint: "15 Prozent weniger Windkanal wäre angemessener gewesen. Es reicht nicht den Geldvorteil auszugleichen. Eine Strafe muss noch darüber hinausgehen."

McLaren-Teamchef Andreas Seidl findet es gut, dass jetzt ein Schlussstrich unter die Angelwegenheit gezogen wurde: "Über die Höhe der Strafe kann man diskutieren. Da werden sich nie alle einig sein. Im Sinne des Sport war es gut zu sehen, dass die FIA Sünder nicht einfach so davonkommen lässt. Ich hoffe, das ist Abschreckung genug, dass in Zukunft keiner versucht, den Kostendeckel zu überziehen." Ein Kollege warnt den Schaden von weniger Windkanalzeit zu dramatisierend. Das spart Red Bull Geld, das man in zusätzliche Ingenieure oder andere Technikentwicklungen stecken könne. Einig sind sich alle: Wenn es 2022 wieder zu Überschreitungen des Budgetdeckels kommt, müssen die Strafen härter ausfallen.

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