Dass die Marketing-Verantwortlichen von Red Bull etwas anders ticken, dürfte vielen Formel-1-Fans bekannt sein. Alte Formel-1-Autos werden beim Rennstall aus Milton Keynes nicht einfach ins Museum gestellt. Stattdessen bekommen sie ein zweites Leben geschenkt, in dem sie immer wieder für verrückte Video-Produktionen eingesetzt werden.
Nach Show-Rennen mit Formel-1-Autos in den verschneiten Alpen, dem staubigen australischen Outback, dem Sandstrand von Miami oder im Fußball-Stadion von Leeds United haben die Spezialisten des Rennstalls nun eine neue verrückte Aktion gestartet, die vom Aufbau her zunächst relativ simpel erscheint.
BMX-Star Kriss Kyle kontaktierte das Formel-1-Team mit der Idee, mit seinem Bike über ein fahrendes F1-Auto zu springen. Der Red-Bull-Athlet ist bekannt für verrückte Aktionen. Aber dieser Stunt verlangte neben den technischen Voraussetzungen und dem Können des Zweirad-Akrobaten auch noch jede Menge Mut und Vertrauen in den Piloten des Rennwagens.

Kriss Kyle legte sein Leben in die Hände von Ex-F1-Pilot David Coulthard.
Red Bull rast mit 60 km/h auf BMX-Bike zu
Im Cockpit des legendären Red Bull RB7, mit dem Sebastian Vettel 2011 Weltmeister wurde, saß niemand Geringeres als David Coulthard. Der 54-jährige Schotte bekam die Aufgabe, sein Fahrzeug auf einer geraden Linie mit konstanter Geschwindigkeit (60 km/h) zu bewegen, damit Kyle seinen Sprung perfekt timen konnte.
Um die notwendige Höhe für den Flug über das fahrende Hindernis zu gewinnen, brauchte es natürlich noch eine passende Rampe. Zur präzisen Berechnung des perfekten Absprungwinkels, der Geschwindigkeiten und des Timings wurden die Ingenieure von Red Bull Advanced Technologies mit ins Boot geholt.
Kyle zeigte sich beeindruckt von der Arbeit der Techniker: "Das ganze Team war mit voller Leidenschaft dabei. Sie wollten unbedingt, dass die Aktion ein Erfolg wird. Ich habe ihnen mein Leben anvertraut." Wichtig war auch, dass das Auto durch die Kollision mit der Rampe nicht beschädigt wird. Es brauchte also eine möglichst leichte Absprunghilfe, die vom F1-Renner einfach aus dem Weg geschoben werden konnte.

Der große Moment: Höhe und Timing passten - das Auto schoss unter dem BMX-Bike hindurch.
Sieben Monate Vorbereitung für den Stunt
Zur Vorbereitung trainierte Kyle den Sprung mit den Red-Bull-Verantwortlichen direkt in der Formel-1-Fabrik in Milton Keynes. Bei den Trockenübungen in der Halle ging es zunächst darum, eine einfache Stange zu überwinden. So konnten die Ingenieure alle notwendigen Parameter berechnen, damit das Timing am Ende stimmte.
Auf dem Gelände des Goodwood Motor Circuit wurde der BMX-Sportler dann erstmals mit dem Formel-1-Auto zusammengebracht. Nach ein paar Probesprüngen, bei denen Zweirad und Auto versetzt voneinander fuhren, war Kyle bereit für den großen Moment. Festgehalten wurde die verrückte Aktion natürlich von Kameras aus allen möglichen Winkeln.
Der Pilot zeigte sich danach sichtlich erleichtert: "Das war die angsteinflößendste Aktion meines Lebens – frontal in Richtung eines fahrenden Formel-1-Autos zu strampeln. Es hat mehr als sieben Monate gedauert, diesen Stunt vorzubereiten. Das war die Hölle. Ich habe schön verrückte Sachen gemacht, aber vor allem die mentale Vorbereitung hat alles übertroffen. Dein Kopf sagt Dir immer wieder, dass Du das nicht machen solltest."
Die Idee für den Stunt war dem Sportler schon länger im Kopf herumgespukt. Jetzt kann er endlich einen Haken dranmachen: "Ich wollte das schon immer mal probieren. Damit ist ein Traum für mich in Erfüllung gegangen. Wann bekommt man schon mal die Gelegenheit, über ein Formel-1-Auto zu springen? Mich hat überrascht, dass es vor mir noch keiner getan hat. Das war eine Chance, die man wohl nur einmal im Leben bekommt."