Quali-Wirrwarr in Ungarn: Wieso waren Verstappen und Hülk im freien Fall?

Quali-Wirrwarr in Ungarn
Wieso waren Verstappen und Hülk im freien Fall?

GP Ungarn 2025
Veröffentlicht am 02.08.2025

Wer auf diese Startaufstellung gewettet hätte, hätte viel Geld verdient. Praktisch kein Fahrer war am Ende auf dem Platz, auf dem er sich erwartet hatte. Es beginnt schon damit, dass die Q3-Zeiten kaum schneller waren als die Runden im Q1. Und das obwohl die Asphalttemperatur von 53 auf 36 Grad abstürzte. Da wird die Rennstrecke normalerweise schneller. Was dagegen sprach, war ein böiger Wind, der regelmäßig seine Richtung änderte.

Die ungewöhnlichen Bedingungen war die Grundlage für eine Startaufstellung der Überraschungen. Es gab gute wie schlechte. Wer hatte schon Charles Leclerc auf der Pole Position erwartet? Wie konnten die bis dahin so übermächtigen McLaren die Bestzeit verpassen? Hat George Russell wirklich durch einen winzigen Fehler die Pole Position verschenkt? Warum waren die in Spa so bodenlosen Aston Martin so stark? Wie konnte Gabriel Bortoleto den Sauber auf den siebten Startplatz stellen, während Nico Hülkenberg den GP Ungarn aus der letzten Startreihe beginnen muss?

Leclerc im richtigen Zeitfenster

Charles Leclerc feierte seine erste Pole Position in diesem Jahr mit einem ungläubigen Gesicht. "Das war die am wenigsten erwartete Pole, die ich je erzielt habe." Prinzipiell war der Ferrari in den freien Trainings die zweite Kraft hinter McLaren. Aber mit Respektabstand. Doch in der Qualifikation wurde es zäh. "Ich hatte Mühe, die Hürden ins Q2 und Q3 zu überspringen. In jeder Runde war der Grip anders", gab Leclerc zu.

Doch in der entscheidenden Q3-Runde war er hellwach und legte mit der besten Zwischenzeit in Sektor 2 den Grundstein für Ferraris erste große Sternstunde. Bei Leclerc passte das Timing, bei Oberindianer John Elkann nicht. Der Stellantis-Chef hatte seine Budapest-Visite am Freitagabend abgebrochen.

Leclerc hatte sich das optimale Zeitfenster für seine schnelle Runde ausgesucht. Zwei Minuten hinter den Aston Martin hatte er absolut freie Bahn. Der Wind hatte sich ein bisschen gelegt, und die Asphalttemperatur war so kühl, wie sie der Ferrari gern hat und wie sie den McLaren maximal schadete. Als Lando Norris und Oscar Piastri auf die Bahn gingen, herrschten schlechtere Bedingungen. Teamchef Andrea Stella erklärte: "Wir konnten anhand der Daten sehen, dass uns der Wind in bestimmten Kurven insgesamt vier Zehntel im Vergleich zum Q2 gekostet hat. Dazu kommt noch ein Zehntel, dass die Fahrer liegenließen, weil sie wegen des Windes vorsichtiger gefahren sind. Leclerc hat gegenüber dem Q2 eine Zehntel gewonnen."

Russell beinahe auf Pole

George Russell ärgerte sich über seinen vierten Platz, obwohl er Mercedes wieder hoffen lässt. Der Rückgriff auf die alte Hinterachse war die richtige Maßnahme. Das Heck ist jetzt wieder stabiler beim Einlenken. Russell verfehlte die erste Startreihe um 28, die Pole Position um 53 Tausendstel. "Bei meinem Quersteher in Kurve 14 habe ich ein Zehntel verloren. Der Wind hatte sich komplett gedreht. Das wusste ich aber. Ich hätte einkalkulieren müssen, wie viel weniger Grip mir das in der Zielkurve gibt."

Die dritte Startreihe ist mit zwei Aston Martin besetzt. In Spa standen die grünen Autos noch ganz hinten. Die starke Vorstellung des WM-Neunten war kein Zufall. Fernando Alonso und Lance Stroll waren das gabnze Wochenende Stammgäste in den Top-Ten. "Das Auto war hier von der ersten Runde an schnell", berichtete Alonso. "Die Upgrades schlagen langsam an. Es hat in bisschen gedauert, bis wir sie verstanden haben."

Fernando Alonso - Gabriel Bortoleto - Formel 1 - GP Ungarn - Budapest - 2. August 2025
xpb

Auch das Team hatte seinen Anteil. Aston Martin schickte seine Fahrer immer als erste auf die Strecke. Damit hatten sie freie Bahn, was bei den prekären Windverhältnissen half. Alonso lobte: "Da die Strecke langsamer als schneller wurde haben wir durch das frühe Rausfahren auch keine Rundenzeit verschenkt."

Verstappen mit Galgenhumor

Max Verstappen würde normalerweise nicht über einen achten Platz jubeln. Doch der Holländer nahm die bislang schlechteste Vorstellung seines Red Bull mit Galgenhumor. "In allen anderen Trainings habe ich es nicht in die Top Ten geschafft. So ist es schon ein kleiner Erfolg, es ins Q3 geschafft zu haben."

Warum der Red Bull RB21 mit dem Hungaroring auf Kriegsfuß steht, bleibt ein Rätsel. "Ich spüre einfach keinen Grip", erzählte Verstappen. "Wir haben uns das gesamte Wochenende im Kreis gedreht. Egal, was wir am Auto verändert haben, es hatte auf die Rundenzeit keinen Einfluss. Deshalb konnten wir auch keine Richtung erkennen, wo wir mit dem Setup hingehen sollten."

Bortoletos Achterbahnfahrt

Verstappens bester Rennfahrerfreund Gabriel Bortoleto feierte als Siebter sein bislang bestes Trainingsergebnis. Der Brasilianer steht zwei Plätze hinter seinem Manager Alonso und einen Rang vor seinem Sim-Racing-Partner Verstappen.

"Das Wochenende hat mit vielen Problemen begonnen. Ich fand einfach keine Balance. Über Nacht haben wir das ganze Auto umgebaut und dafür sogar die Sperrstunde gebrochen. Bis ins Q3 war jede Runde anders. Der Wind hat dauernd gedreht. Ich habe laufend meinen Fahrstil angepasst, um die Reifen gut über die Runde zu bringen."

Nico Hülkenberg - Sauber - GP Ungarn - Budapest - 2. August 2025
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Auf der anderen Seite der Garage gab es lange Gesichter. Nico Hülkenberg hatte am Freitag noch mit dem zweitbesten Longrun überrascht. Bis ins dritte Training fühlte er sich in seinem Sauber zuhause. "Doch im Q1 saß ich plötzlich in einem anderen Auto. Die Balance war weg. Ich habe im Heck keinen Grip mehr gespürt. Da war das Vertrauen weg. Das ist ärgerlich, weil wir für das Rennen gut aufgestellt sind. Das Auto ist definitiv besser als mein Startplatz."