Der Grand Prix von Monaco hat diese Saison zu noch mehr Diskussionen geführt als in den vergangenen Jahren. Der frühe Abbruch nach dem Startcrash von Kevin Magnussen und Sergio Perez erlaubte es allen Teams, den Pflichtboxenstopp zeitsparend in der Pause zu absolvieren. Nach dem Restart riskierte dann kein Pilot aus den Top-Ten mehr einen Platzverlust, um die Reifen zu wechseln.
Ein Grund für die strategische Schlaftablette lag auch in den widerstandsfähigen Pirelli-Gummis. Sowohl mit der harten als auch mit der mittelharten Mischung schafften es alle Piloten locker über die 78 Runden. Die Mediums verlangten zwar nach einem etwas gezügelten Tempo, überholt werden konnte auf dem engen Stadtkurs aber trotzdem nicht.
In der kommenden Saison könnte sich das ändern. "Wir arbeiten daran, unser Sortiment um eine zusätzliche Mischung zu erweitern", verriet Pirelli-Sportchef Mario Isola in Montreal. Dabei handelt es sich um einen Gummi, der noch weicher ist als der aktuelle C5. "Wir wollen einen C6-Reifen homologieren, damit wir auf Stadtkursen künftig noch mehr Optionen bei der Auswahl haben."

Carlos Sainz hat in Paul Ricard schon erste Prototypen des neuen C6-Reifens getestet.
Weichere Reifen für Stadtkurse
Laut Isola sei der Schritt erforderlich, weil der Kalender in den vergangenen Jahren mit immer mehr Stadtkursen aufgefüllt wurde. Die Strecken auf öffentlichen Straßen lassen meistens schnelle Kurven vermissen, die den Reifen fordern. Und der Asphalt ist so glatt, dass die Abnutzung gering bleibt. Bei immerhin 11 von 23 Rennen in der Vorsaison setzte Pirelli auf die weichste Kombination, bestehend aus C5, C4 und C3.
Der neue C6-Reifen könnte bei einigen dieser Rennen für mehr Strategie-Varianz sorgen – nicht nur in Monaco. Erste Testrunden hat Pirelli schon drehen lassen. In der Woche vor Kanada war Ferrari zwei Tage in Paul Ricard unterwegs. Am ersten Tag probierte Carlos Sainz auf trockener Runde 138 Runden lang neue Prototypen-Slicks – darunter vor allem softe Sorten. Am zweiten Tag war dann Charles Leclerc auf künstlich bewässerter Piste mit Intermediates und Regenreifen unterwegs.
Pirelli entwickelt für 2025 nicht nur neue Mischungen, sondern auch einen neuen Unterbau für seine Formel-1-Pneus. Das Ziel der Ingenieure lautet, dass die Reifen zwar weiterhin über die Distanz abbauen, aber nicht mehr so schnell überhitzen. Die Maßnahme soll es den Fahrern ermöglichen, in Duellen auf der Strecke länger am Limit zu kämpfen.

Die Reifen für 2026 werden ein Stück kleiner. Das senkt den Luftwiderstand und das Gewicht.
Neue Reifen für 2026
Im September startet dann auch noch die Entwicklung der Reifen für 2026. Für die nächste Rennwagen-Generation muss Pirelli nicht nur neue Mischungen, sondern Reifen mit ganz anderen Dimensionen bauen. Sie werden schmaler als die aktuellen Modelle, um den Luftwiderstand und das Gewicht zu reduzieren.
So schrumpft die Breite vorne von 305 auf 275 Millimeter, hinten von 405 auf 375 Millimeter. Der Durchmesser der Reifen wird nur minimal reduziert, damit die Gefahr des Überhitzens nicht steigt – von derzeit 720 Millimeter auf 705 Millimeter vorne und 710 Millimeter hinten. Damit haben wir minimal kleinere Vorderräder als Hinterräder. Isola rechnet damit, pro Satz etwa vier bis fünf Kilogramm einzusparen.