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Fahrer-Chaos bei Alpine
Piastri flirtet mit McLaren

Der Rücktritt von Sebastian Vettel hat einen Sitz freigemacht. Fernando Alonso hat ihn sich fünf Tage später gesichert, obwohl Alpine seine erste Option war. Dort aber herrscht Chaos, weil Oscar Piastri mit McLaren flirtet.

Oscar Piastri & Fernando Alonso - GP Monaco 2022
Foto: xpb

Auf dem Transfermarkt war nach dem Rücktritt von Sebastian Vettel nur scheinbar Ruhe eingekehrt. Als Ersatz wurden vier Tage lang die Namen Fernando Alonso, Daniel Ricciardo, Mick Schumacher und Nico Hülkenberg gehandelt. Dann hat Alonso Tatsachen geschaffen. Der Spanier wollte eigentlich bei Alpine bleiben, doch dort konnte man ihm nicht rechtzeitig die Zusagen machen, die er hören wollte. Deshalb unterschrieb er für mehrere Jahre bei der Konkurrenz.

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Alonso forderte einen Zweijahresvertrag. Alpine war nur zu einem Jahr mit Option bereit. Außerdem zwang die nicht geklärte Zukunft von Reservefahrer Oscar Piastri Alpine zum Warten. Teamchef Otmar Szafnauer war trotzdem zuversichtlich: "Fernando hat mir am Sonntag nach dem Rennen zum Abschied gesagt: Mach dir keine Sorgen. Ich habe noch nirgendwo unterschrieben. Wir standen ja tatsächlich vor einem Vertragsabschluss. Die Anwälte haben nur noch an den letzten Details gefeilscht."

Bloß nicht zwischen alle Stühle fallen

Erst durch die Pressemitteilung von Aston Martin wurde die Alpine-Spitze von den wahren Alonso-Plänen informiert. Man wusste, dass der englische Rennstall eine Option für den Spanier war, fühlte sich aber auf der sicheren Seite. Alonso hatte offiziell stets erklärt, dass Alpine seine erste Wahl sei, weil er sich da etwas aufgebaut hat.

Die Chefs Laurent Rossi und Otmar Szafnauer hatten außerdem das Gefühl, dass ihr Starpilot auch mit einem 1 plus 1-Vertrag leben könne. "Fernando hätte sich nicht sorgen müssen. Wenn er nächstes Jahr so gefahren wäre wie jetzt, hätten wir die Option eingelöst. Aber ihm war die Sicherheit offenbar wichtiger", bedauert Szafnauer.

Otmar Szafnauer & Fernando Alonso - GP Ungarn 2022
xpb
In Budapest bekräftigte Fernando Alonso noch seine Absicht, bei Alpine unterschreiben zu wollen.

Aston-Martin-Chef Lawrence Stroll drängte seinen Wunschpiloten zu einer schnellen Entscheidung. Man traf sich am Samstag im F1-Hauptquartier auf neutralem Boden zu einem abschließenden Gespräch. Deshalb wollte Stroll senior auch von Sebastian Vettel vor der Sommerpause ein Bekenntnis.

Stroll erkannte, dass jede Minute zählt. Und dass sein künftiger Fahrer ein Adrenalin-Junkie ist, dem ein langfristiges Cockpit so wichtig ist, dass er auch die zweitbeste Lösung akzeptiert. Alonso wiederum begriff: Bevor ich hier zwischen alle Stühle falle, greife ich lieber zu.

Alpine setzt auf Piastri

Die Sache mit Alpine hätte sich unter Umständen in die Länge ziehen können, weil die Personalie Piastri plötzlich zu einem Alptraum wird. Alpines Reservefahrer spielt offenbar nicht so mit, wie es sein Arbeitgeber gerne hätte. Das kann dazu führen, dass Alpine am Ende mit leeren Händen da steht.

Szafnauer teilt zu der Personalie mit: "Er hat uns gesagt, dass er gerade seine Optionen prüft – was auch immer das heißen mag. Dazu kann ich nur sagen: Wir haben unsere Verpflichtungen Oscar gegenüber immer eingehalten. Das heiß, dass er 2023 bei uns bleiben muss mit einer Option auf 2024."

So spielt ein Fahrer, der noch nie einen Grand Prix bestritten hat, plötzlich die Hauptrolle auf dem Transfermarkt. Der 21-jährige Australier gehört seit 2020 zum Nachwuchskader von Alpine. Selten hat ein Team so viel Geld und Zeit in die Vorbereitung eines künftigen F1-Fahrers gesteckt. Nicht ohne Grund. Piastri gilt als Supertalent. Der junge Mann aus Melbourne hat auf Anhieb die Titel in der Formel 3 und Formel 2 gewonnen, was vorher nur Charles Leclerc und George Russell gelang.

Oscar Piastri - Alpine - Formel 1 - GP Saudi-Arabien - Jeddah - 24. März 2022
xpb
Alpine-Junior Pilot Oscar Piastri wollte nicht bei Williams fahren. Will er jetzt sogar ganz weg von Alpine.

In diesem Jahr stellt ihm Alpine ein Vorjahresauto und die entsprechende Mannschaft für zehn Testtage rund um den Globus bereit. Unter den Destinationen sind auch Austin und Katar. 3.500 Kilometer hat er bereits abgespult. 5.000 sollen es werden. Er wird ein Freitagstraining für Alpine bestreiten, sitzt im Simulator, nimmt an technischen Briefings teil. "Wir haben nicht nur mit Geld, sondern auch mit viel Herzblut seine Karriere vorangetrieben. Nicht jedes Team tut das", fordert Szafnauer Loyalität ein.

Piastri hatte von Alpine die Zusage, dass er im nächsten Jahr ein Cockpit in der Formel 1 bekommt. Nicht notwendigerweise eines im Werksteam. Piastri musste theoretisch auch damit zufrieden sein, wenn man ihn ein oder zwei Jahre anderswo parkt. Nur wenn er leer ausgeht, kann er gehen. Doch diese Blöße wird sich der französische Rennstall nach all den Investitionen in Piastris Karriere nicht geben. "Oscar ist jetzt unsere erste Wahl."

Keine Lust auf Williams

Da Esteban Ocon einen Vertrag bis 2024 hat und Altstar Fernando Alonso zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Teams geworden war, hatte Alpine mit seinem rebellierenden Jungstar ein Problem. Der noch amtierende Formel-2-Champion und sein Manager Mark Webber hatten keine große Lust zwei Jahre einen Williams zu fahren. Obwohl das George Russell nichts geschadet hat zu einer Zeit, in der der britische Rennstall noch am Tabellenende herumkrebste. Jetzt hat Williams immerhin den Anschluss an das Feld gefunden. Die Frage lautet, ob Piastri einen Platz bei Williams hätte ablehnen dürfen. Alpine sagt nein.

Im Fahrerlager von Budapest erzählte man sich, dass Piastri die französische Equipe ganz verlassen will. Es soll sogar bereits eine Absichtserklärung mit McLaren unterschrieben worden sein. Piastri-Manager Mark Webber kennt McLaren-Teamchef Andreas Seidl noch aus gemeinsamen Porsche-Tagen. Eine Verpflichtung wäre aber allein schon deshalb pikant, weil dafür Landsmann Daniel Ricciardo Platz machen müsste. Und der hat einen gültigen Vertrag für 2023.

Daniel Ricciardo - McLaren - GP Aserbaidschan - Baku - Qualifikation - 11.6.2022
xpb
Daniel Ricciardo hat einen Vertrag bei McLaren. Aber kaum einer glaubt, dass er diesen 2023 erfüllen wird.

Piastri wiederum ist, wie Szafnauer stets betont, Alpine vertraglich verpflichtet. Ein Insider erzählte: "Da ist so viel Chaos, dass Piastri am Ende nirgendwo fahren könnte." McLaren meinte auf Nachfrage nur, dass man keinen Fahrer nehme, den man irgendwann zurückgeben muss. Und dass man außerdem zwei Piloten unter Vertrag habe.

Seit die Gerüchte durch das Fahrerlager geistern, ist der Piastri-Clan abgetaucht. Szafnauer versuchte bislang vergeblich Mark Webber am anderen Ende der Welt zu kontaktieren. Noch heißt es in Enstone, dass einen die Spekulationen nicht beunruhigen müssten. "Die Entscheidung wo Piastri fährt, liegt beim Team und nicht beim Fahrer."

Kommt Ricciardo zu Alpine zurück?

Doch kann man einen Fahrer zwingen für ein Team zu fahren, auf das er plötzlich keine Lust mehr hat? Der Fall ist juristisch interessant, weil Alpine seinem Jungstar ja einen Platz anbietet. Es wäre eine andere Nummer, wenn man ihn kaltstellen würde. Das käme einem Arbeitsverbot gleich.

Andererseits macht es wenig Sinn einen Fahrer auf Teufel komm raus zu halten, der weg will. Zwang macht keinen Sinn, räumt Szafnauer ein, relativiert aber: "Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Fahrer bei einem anderen Team unterschreibt und dann doch für das fahren musste, bei dem er ist. Jenson Button ist das mal mit Williams und BAR passiert."

Sollte Alpine auch noch Piastri durch die Finger rutschen, wäre das aus Sicht der Franzosen ein schwerer Schlag. So hätte man den Besten von heute und den vielleicht Besten von Morgen verloren. Da liegt die Frage nahe, ob man sich vielleicht mit Daniel Ricciardo tröstet, der eine Bleibe suchen müsste, wenn ihn sein Landsmann bei McLaren verdrängt.

"Wir sind noch nicht so weit darüber nachzudenken, was nach Piastri passiert. Die Sache mit Fernando ist noch zu frisch", wehrt Szafnauer ab. Am Montag nach dem GP Ungarn haben ihn viele Fahrer angerufen. Und Ricciardo war offenbar einer von ihnen.

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