Viele Fahrer waren in ihrer Karriere wahrlich nicht vom Glück geküsst. Manche lernten auf die harte Tour, dass zwischen Sieg und Niederlage manchmal nur Kleinigkeiten entscheiden. Das beste Beispiel dafür ist Sir Stirling Moss, der in seiner Laufbahn vier Mal WM-Zweiter und drei Mal Dritter wurde. Doch auch ohne den ganz großen Erfolg gehört der Engländer zu den besten Rennfahrern der Geschichte.
Moss eroberte 16 Pole-Positions und gewann 16 Rennen. Er führte in 31 seiner 66 Grand Prix. Zusammengerechnet spulte der Sir 1.181 Runden an der Spitze ab. Es sind traurige Bestmarken eines außergewöhnlichen Rennfahrers. Kein anderer Pilot in der bisherigen Geschichte der Formel 1 hat mehr Rennsiege und mehr Führungsrunden – und wurde trotzdem nie Weltmeister. Der ganz große Wurf in der Königsklasse des Motorsports blieb ihm verwehrt.
1956 kam Moss im Maserati 250F auf 224 von 468 möglichen Führungsrunden (ohne Indy 500) – eine Quote von 47,86 Prozent. Nie erzielte ein Fahrer eine höhere, ohne im gleichen Jahr auch Weltmeister zu werden. Wie es minimalistisch geht, zeigte Keke Rosberg. 80 Runden an der Spitze (7,55 Prozent) in der Saison 1982 reichten für den größten Triumph seiner Laufbahn.

Sieg geht an Chris Amon vorbei
Als einer der größten Pechvögel gilt Chris Amon. Das Schicksal verwehrte ihm den Schritt auf die oberste Stufe des Podiums. Der Neuseeländer, der zwischen 1963 und 1976 im Grand Prix-Sport aktiv war, führte das Feld in 183 Runden oder über 851,7 Kilometer an, ohne je ein Rennen zu gewinnen. Auf Ferrari, March und Matra. Kein Fahrer hat mehr Pole-Positions (5 Stück) ohne Sieg.
Zusammen mit dem Franzosen Jean-Pierre Jarier teilt sich Amon noch den Spitzenplatz in einer weiteren Statistik. Die mit den meisten schnellsten Rennrunden (3 Stück), ohne jemals ganz oben auf dem Podest gestanden zu sein. Sergio Perez trat den Spitzenplatz nach seinem Sieg vergangene Saison in Sakhir ab. Er hat in seiner Karriere vier Mal die schnellste Runde gedreht.
Auch die Ausfallquote Amons ist beachtlich. In dieser Beziehung ist ein anderer aber nicht zu schlagen. Der am 27. Januar verstorbene Adrian Campos bestritt in seiner Laufbahn 17 Grands Prix für Minardi. 14 Mal fiel der Spanier aus, einmal wurde er disqualifiziert. Macht eine Ausfallquote von über 82 Prozent. Mehr hat kein Pilot mit mehr als einem Rennen in der Vita.
Spitzenreiter bei den meisten Ausfällen ist Andrea de Cesaris. Der Italiener spulte in seiner Laufbahn nur 35.604 von möglichen 61.604 Rennkilometern ab. In nur 28 Prozent der Rennen sah de Cesaris die Zielflagge. 150 seiner 208 Karriere-Grand Prix endeten mit einem Ausfall. Seine längste Pannenserie ohne "echte Zielankunft" hatte er zwischen dem GP Australien 1986 und Kanada 1988 mit 22 Aufgaben am Stück – für Minardi, Brabham und Rial. Warum "echte Zielankunft" in Anführungszeichen: Dazu gleich mehr.
Vor allem zu Beginn seiner Laufbahn war der Römer als Unfallpilot verspottet. Landsleute nannten ihn Rabauke, Engländer dichteten seinen Namen in Andrea de Crasheris um. Davon zeugen 37 Rennunfälle. Bittere Pillen schluckte der Mann, der immerhin fünf Mal auf das Podest raste, eine Pole-Position und schnellste Rennrunde verbucht, in 15 Jahren Formel 1 vor allem bei seinen Heimspielen. De Cesaris hält den Rekord für die meisten Ausfälle auf heimischen Boden. 21 an der Zahl in Monza und Imola. Von 27 Versuchen. Immerhin wurde er drei Mal Sechster in einem Rennen in Italien.

Kein Saisonrennen ohne Probleme
Erste Verfolger in der Pannenstatistik der meisten Ausfälle sind zwei seiner Landsleute. Riccardo Patrese produzierte in seiner Laufbahn, die immerhin 256 Grand Prix andauerte, 40 Rennunfälle. In Summe hatte der Italiener 146 Ausfälle. Von möglichen 76.002 Rennkilometern absolvierte der sechsmalige GP-Sieger 52.126. Michele Alboreto folgt auf dem dritten Platz. Seine Bilanz: 101 Ausfälle in 194 Rennen – 39.875 von 57.399 Rennkilometern.
De Cesaris hält noch einen weiteren Rekord, den er gerne abgegeben hätte. 1987 kam sein Brabham-BMW in keinem der 16 Rennen aus eigener Kraft bis ins Ziel. Trotzdem wurde er zwei Mal gewertet. Beim Saisonfinale in Australien als Achter, obwohl er nur 78 von 82 Rennrunden schaffte. Sein Glück, dass 17 seiner Kollegen noch eher scheiterten. Damals hatte Standfestigkeit noch etwas von einer Lotterie. Qualitätskontrolle war den Teams ein Fremdwort. Sie hatten auch nicht die Mittel dazu.
Beim GP Belgien, der sechs Monate zuvor ausgetragen worden war, steht der Brabham-Pilot mit 42 von 43 Runden im Ergebnis. Dort belegte der Italiener in der Endabrechnung sogar den dritten Platz. Wieder lag es am Benzin. Beim ersten Mal aber schob er sein leeres Auto über den Zielstrich. Statistiker zählen für Alessandro Nannini und Ivan Capelli jeweils in einer Saison 15 Ausfälle von 16 Rennen. Den einen erwischte es wie De Cesaris 1987, den anderen 1989.

14 Ausfälle in Runde eins
Bleiben wir zunächst weiter bei Nannini. Der Mann aus Siena hat das Kunststück geschafft, in seinen ersten 12 Grands Prix der Karriere auszufallen. Der Spanier Alejandro Soler-Roig hat sechs GP auf der Habenseite, bei gleichzeitig sechs Ausfällen. Rubens Barrichello erwischte es zwischen 1995 und 2003 neun Mal in Folge beim Heimrennen in Brasilien. Ein Rekord für einen Lokalmatador. Wer hat die meisten Nicht-Zielankünfte beim selben Grand Prix hintereinander? Natürlich der unglücksselige de Cesaris. Ihn erwischte es zehn Mal beim GP Brasilien zwischen 1984 und 1993 sowie beim GP England zwischen 1985 und 1994.
Die meisten Ausfälle in der ersten Runde verbucht Jarno Trulli. 14 Mal war für ihn bereits nach wenigen Kilometern Schluss. Auch aus dem aktuellen Fahrerfeld ist ein Pilot in dieser Statistik vorne dabei. Kimi Räikkönen steht bei 11. Die meisten Pole-Positions ohne Zielankunft haben Ayrton Senna (22) und Jim Clark (15) in ihrer Vita stehen.
Vier Pole-Setter scheiterten noch vor dem eigentlichen GP-Start. Jean-Piere Jarier in Argentinien 1975. Didier Pironi in Deutschland 1982. Michael Schumacher in Frankreich 1996. Und Jarno Trulli in den USA 2005. Toyota konnte nichts dafür. Trulli gehörte zu den Fahrern, die Reifenlieferant Michelin aus Furcht vor Reifenschäden aus dem Indy-GP nahm.

1.512 Punkte, kein Titel
Pechvögel kann man auch anhand anderer Statistiken ausmachen. Die höchste Unfallquote hat Michael Andretti vorzuweisen – natürlich nur von den Fahrern, die mehr als ein Rennen gefahren sind. In sechs von 13 Rennen warf der US-Amerikaner sein Auto weg. Valtteri Bottas hat in seiner Laufbahn, die bislang 157 Rennen umfasst, 1.528 WM-Punkte gesammelt. Nur sechs Fahrer haben mehr. Dafür krönten sich Lewis Hamilton, Sebastian Vettel, Fernando Alonso, Kimi Räikkönen, Nico Rosberg und Michael Schumacher auch mit dem WM-Titel.
Die meisten WM-Punkte ohne einen Sieg und ohne ein Podest in der bisherigen Geschichte hamsterte Nico Hülkenberg. Der Le Mans-Sieger von 2015 bringt es auf 521 Zähler. Auch 43 Führungsrunden halfen nicht, um es wenigstens einmal auf eine der Stufen des Podests zu schaffen. Wenigstens raste Hülk einmal auf Pole: in Brasilien 2010 im Williams.
Luca Badoer startete bei 51 Rennen, errang aber nie einen Punkt. Keiner hat mehr Starts ohne Zählbares. Sergio Perez ist die meisten Grand Prix gefahren, ohne jemals vom ersten Startplatz loszufahren. Der Zähler steht derzeit bei 192. Vielleicht klappt es ja mit dem neuen Team. Nie waren die Chancen des Mexikaners besser als bei Red Bull. Perez liegt noch in einer weiteren Statistik an der Spitze: Kein Fahrer schrammte öfter an WM-Punkten vorbei. 21 Mal belegte der Mexikaner den ersten Platz außerhalb der Punkteränge. Felipe Massa gelang dieses Kunststück 18 Mal.
Zum Schluss noch zwei Statistiken aus dem Kuriositäten-Kabinett: Stefan Bellof wurde elf Mal aus der Wertung ausgeschlossen. Jeweils nachträglich. Sein Rennstall flog bei einem Betrug auf. Die Bleikügelchen-Affäre kostete Tyrrell die ganze Saison 1984. So hat Bellof für seine ersten elf Grands Prix jeweils eine Disqualifikation in der Vita stehen.
Jenson Button erhielt die höchste Startplatzstrafe in der Geschichte. Beim GP Mexiko 2015 hätte der damalige Pilot von McLaren-Honda in der Theorie um 70 Plätze zurück gemusst. Er konnte wegen Sensor-Problemen nicht mal an der Qualifikation teilnehmen. Im Rennen belegte er Rang 14.