Eigentlich hätte Haas diese Personalie schon früher klären können. Die Sperre von Kevin Magnussen für den Aserbaidschan-Grand-Prix war direkt nach dem Rennen in Monza klar. Der Däne hatte sein Sünderkonto mit dem Gasly-Crash auf zwölf Punkte aufgestockt, was automatisch zum Aussetzen in Baku führt.
Oliver Bearman war der einzige logische Kandidat für den Job. Der Brite ist der offizielle Ersatzfahrer des Teams. Er gab schon zu Beginn der Saison in Saudi-Arabien sein Formel-1-Debüt. Damals sprang er für Carlos Sainz bei Ferrari ein, der mit einer Blinddarm-Entzündung ausfiel. Und Bearman wird kommende Saison sowieso zum Stammpiloten bei Haas befördert.
Kevin Magnussen muss ein Rennen aussetzen. Für Ollie Bearman eine willkommene Gelegenheit, sein Talent zu zeigen.
Messlatte Nico Hülkenberg
Der Einsatz in Baku ist also für das Team eine willkommene Gelegenheit, dem Rookie eine weitere Chance zu geben, Grand-Prix-Luft zu schnuppern. "Er hat bei seinen Trainingseinsätzen dieses Jahr und bei den Testfahrten nach der vergangenen Saison schon vielversprechende Leistungen gezeigt. Und er hat auch bei seinem Einsatz für Ferrari in Saudi-Arabien sehr gut abgeliefert, wo er direkt punkten konnte", lobte Teamchef Ayao Komatsu seinen Schützling.
In Jeddah konnte sich Bearman mit Charles Leclerc messen, in Baku heißt sein neuer Teamkollege Nico Hülkenberg. Man darf gespannt sein, wie sich der Teenager im direkten Vergleich mit dem Routinier schlägt: "Es ist eine tolle Gelegenheit sowohl für Ollie als auch das Team, jetzt ein ganzes Rennwochenende zusammenzuarbeiten. Er hätte sich keinen besseren Teamkollegen als Nico aussuchen können, der ihm eine Messlatte bietet."
Baku ist allerdings nicht der einfachste Kurs, um ins kalte Wasser geworfen zu werden. Der Stadtkurs hat einige knifflige Passagen zu bieten, die schon vielen großen Stars der Königsklasse zum Verhängnis wurden. Die Mauern stehen in mehreren Passagen eng an der Ideallinie. Hier darf man sich keinen Fehler leisten. Es wäre schon ein kleiner Erfolg, wenn Bearman unfallfrei durch das Wochenende kommt.
Zuletzt saß Ollie Bearman im ersten Training von Budapest im Haas.
Gute Erinnerungen an Baku
Der Pilot selbst fühlt sich gut vorbereitet auf seinen zweiten Einsatz: "Wenn man als Ersatzfahrer kurzfristig ohne viel Vorbereitung einspringen muss, dann ist das immer eine große Herausforderung. Zum Glück habe ich das Spiel diese Saison schon mit Ferrari einmal mitgemacht. Ich weiß also, was auf mich zukommt. Ich habe ja auch schon einige Trainingseinheiten mit Haas abgespult. Das wird mir dabei helfen, in Baku das komplette Wochenende abzuspulen."
Hilfreich ist auch, dass Bearman die Strecke in Baku schon aus der letztjährigen Formel-2-Saison kennt. Hier sicherte sich der Engländer die Pole-Position und gewann am Ende auch sensationell beide Rennen. Doch mit dem F1-Renner fliegen die Piloten noch einmal rund zwölf Sekunden schneller durch die Hauptstadt Aserbaidschans. Die Herausforderung ist damit eine ganz andere.
Von Siegen darf Bearman im Haas nicht einmal träumen. Um den Druck nicht unnötig in die Höhe zu treiben, hält der Youngster den Ball im Vorfeld lieber etwas flacher: "Das Team befindet sich aktuell in einer guten Form. Ich werde mein Bestes geben, um mich in der begrenzten Zeit so gut wie möglich vorzubereiten. Mein Ziel lautet, ein solides Rennwochenende abzuliefern."
