Nach dem Formel-1-Test in Bahrain musste man sich schon etwas Sorgen um Sauber machen. Die Piloten berichteten, dass ihnen das Vertrauen ins Auto fehlt. Der C45 zeigte sich in der Basisversion noch etwas zickig. Vorder- und Hinterachse wollten nicht so richtig harmonieren. Die Konsequenz war, dass der Rennwagen die Fahrer immer wieder auf dem falschen Fuß erwischte.
So reiste das Schweizer Formel-1-Team mit einigen Fragezeichen zum Auftakt-Grand-Prix nach Melbourne. Doch schon nach den ersten Runden hellten sich die Mienen der Piloten auf. Sauber hatte für die Reise ans andere Ende der Welt neue Flügel und einen neuen Unterboden eingepackt. Dazu gab es nach Analyse der Test-Daten neue Setup-Ideen, die offenbar in die richtige Richtung gingen.
Für Jubelschreie reichte es im ersten Training zwar noch nicht, aber Nico Hülkenberg fühlte sich direkt deutlich wohler in seinem neuen Dienstwagen. Der Formel-1-Routinier musste keine Großbaustelle mehr beseitigen, sondern konnte sich um das Feintuning kümmern. Mit jeder Trainingsrunde fanden Auto und Fahrer besser zusammen.

Nico Hülkenberg freundet sich so langsam mit seinem neuen Sportgerät an.
Gutes Gefühl im Auto
"Insgesamt war der erste Freitag zusammen mit dem neuen Team ganz okay", so das Fazit des Sauber-Rückkehrers. "Für mich war es am wichtigsten, dass ich ein gutes Gefühl mit dem Auto bekomme, mich an die Strecke gewöhnen und Schritt für Schritt steigern kann."
Mit gesteigertem Vertrauen ging es in die zweite Session. Doch da übertrieb es Hülkenberg dann etwas. In der schnellen Kurve 6 rödelte der Rheinländer durchs Kiesbett und beschädigte sich leicht den Unterboden. "Der kleine Ausrutscher war natürlich nicht geplant, aber ist leider passiert", ärgerte sich der Pilot.
Durch den Wechsel des Bodens ging im zweiten Training eine Viertelstunde verloren. Mit etwas Verspätung konnte Hülkenberg seinen Probelauf für das Qualifying starten. Und da zeigte der Routinier mal wieder seine Klasse. Mit Rang acht gab er ein echtes Lebenszeichen ab, dass allen Sauber-Fans Hoffnung macht.

Der Trainingstag begann mit einem Aero-Test. Die Ingenieure sammelten Daten zum neuen Frontflügel.
Noch Luft nach oben
Dabei war das Auto längst noch nicht perfekt. Bei der Balance gibt es immer noch Luft nach oben. Am Ende sah man es als positives Zeichen, dass es trotzdem schon für einen Top-10-Platz reichte. Ganz abgetankt wurde das Auto für die Übung auch nicht. Für das Qualifying sollte also noch eine Steigerung drin sein. Aber das gilt natürlich auch für die Konkurrenz.
Generell muss man mit Prognosen zum Formel-1-Kräfteverhältnis noch etwas vorsichtig sein. Es scheint aber, als könne Sauber zumindest im Mittelfeld mitschwimmen. Das war in der Vorsaison nicht immer so. Für das Team wäre es wichtig, den ersten WM-Punkt etwas früher einzufahren als im letzten Jahr – auch, um in Ruhe arbeiten zu können und den Audi-Einstieg nicht durch lange Operationen am alten Auto zu gefährden.
Vielleicht klappt es mit dem ersten Zähler schon in Melbourne. Im Qualifying ist der Deutsche bekanntlich eine Bank. Und am Sonntag erwarten die Meteorologen echtes Hülkenberg-Wetter. Wenn der Dauerregen kommt, droht im Albert Park das große Chaos. Dann sind Besonnenheit und Erfahrung im Cockpit gefragt.

Am Rennsonntag kann Hülkenberg die Sonnenbrille im Hotelzimmer lassen.
Bortoleto mit Regen-Flügel
Teamkollege Gabriel Bortoleto arbeitete im zweiten Training schon mit Blick auf feuchte Bedingungen. Der Brasilianer war mit einem größeren Heckflügel für mehr Abtrieb unterwegs. Die Ingenieure wollten herausfinden, wie groß der Zeitverlust im Qualifying ist, wenn man das Auto auf den Regen am Sonntag vorbereitet.
"Wir haben viele Daten gesammelt, die wir über Nacht verdauen werden", lobte Hülkenberg sein Team. "Wir wollen das Paket morgen weiter optimieren. Dann müssen wir noch den richtigen Spagat zwischen Hitze am Samstag und Regen am Sonntag finden. Das kann sich auch auf das Setup auswirken. Das werden wir uns genau anschauen und dann hoffentlich die richtige Entscheidung treffen."