Hülkenberg-Disqualifikation: Sauber sucht nach Antworten

Hülkenberg-Disqualifikation in Bahrain
Warum war der Unterboden illegal?

GP Bahrain 2025
Zuletzt aktualisiert am 15.04.2025

Irgendwie war für Nico Hülkenberg in Bahrain von Anfang bis Ende der Wurm drin. In der Qualifikation wurde ihm nachträglich eine Runde aberkannt, womit alle Q2-Zeiten gestrichen wurden. Im Rennen rutschte Hülkenberg in der Startrunde ausgangs der dritten Kurve auf den letzten Platz, landete am Ende trotzdem noch auf Rang 13. Der Abstand zum letzten Punkteplatz betrug nur 5,8 Sekunden.

Zwei Stunden später folgte der nächste Tiefschlag. Das Auto mit der Startnummer 27 wurde disqualifiziert. Laut Messprotokoll der FIA waren die drei Befestigungsschrauben der Schutzplanke unter dem Auto zu stark abgeschliffen. Sie lagen mit 8,4 Millimeter hinten links und rechts sowie 8,5 Millimeter in der Mitte deutlich unter der Mindestanforderung von neun Millimetern.

Team-Urgestein Beat Zehnder suchte erst gar keine Ausreden: "Das war unser Fehler. So etwas darf nicht passieren." Weil in der Formel 1 alle am Limit operieren, passiert es eben doch. So wie bei Mercedes und Ferrari 2023 in Austin oder Ferrari erst kürzlich in Shanghai. Auf der Suche nach maximalem Abtrieb fahren hinten alle so tief wie möglich. Mit dem entsprechenden Risiko.

Gabriel Bortoleto - Sauber - GP Bahrain 2025 - Formel 1
xpb

Hülkenberg mit mehr Abtrieb als Bortoleto

So kurz nach dem Rennen hatte Sauber noch keine Antwort darauf, warum man sich so verkalkuliert hatte. "Wir haben die Skids wie üblich nach allen drei freien Trainingssitzungen gemessen und den Verschleiß auf die Renndistanz hochgerechnet. Es hätte nach unseren Kalkulationen mit dem gewählten Setup reichen müssen", erklärte Zehnder.

Hat es aber nicht. Die Frage, warum Gabriel Bortoleto ohne Probleme über die Renndistanz kam, führt möglicherweise zu einer Erklärung. Hülkenbergs Auto war auf mehr Abtrieb getrimmt. Das könnte zu mehr Bodenkontakt geführt haben. Der Ritt über die Randsteine im Kampfgetümmel der Startrunde hatte offenbar nichts damit zu tun. Dafür waren die drei Befestigungsschrauben zu gleichmäßig abgenutzt.

Nico Hülkenberg - Sauber - GP Bahrain 2025 - Formel 1
Clive Mason via Getty Images

Hülkenberg zu Unrecht im Q2

Schon im Training stand Hülkenberg unfreiwillig im Fokus der Sportkommissare. Während man bei Sauber den Aufstieg ins Q2 bejubelte, braute sich in den Hinterzimmern der FIA-Streckenlimit-Überwachungstruppe in Genf schon Unheil über Deutschlands einzigen Formel-1-Fahrer zusammen.

Da wurde festgestellt, dass Hülkenberg bei seiner schnellsten Q1-Runde in Kurve 11 am Ende der Gegengerade deutlich die Streckenlimits überschritten hatte. Es fiel nur nicht gleich auf, weil Kurve 11 nicht als kritisch eingestuft wurde und damit nicht unter ständiger Beobachtung stand. Dass Hülkenberg bei der Aktion auch noch vier Zehntel verlor, spielte keine Rolle. Daneben ist daneben.

Als es Gewissheit über den Verstoß gab, war das Q2 längst im Gange. Allerdings mit dem falschen Fahrer. Statt Hülkenberg hätte eigentlich Alexander Albon aufsteigen müssen. Weil nichts mehr zu retten war, wurden auch sämtliche Q2-Runden von Hülkenberg gestrichen. Das warf ihn auf den 16. Startplatz zurück.

So ungerecht der Fehler der Rennleitung gegenüber Albon war, so hart waren die Folgen auch für Hülkenberg. Er nahm im guten Glauben am Q2 teil. Ihn nach einer Schiedsrichterentscheidung zu bestrafen und alle Fakten, die danach geschaffen wurden, zu löschen, ist nicht nachvollziehbar. "Die Regeln lassen keine andere Lösung zu", bedauerte Chefkommissar Gerry Connelly.

Nico Hülkenberg - Sauber - GP Bahrain 2025 - Formel 1
Anadolu via Getty Images

Sauber mit zu kleinem Fenster

Sauber ging wegen der Startplätze im letzten Drittel des Feldes mit unterschiedlichen Strategien ins Rennen. Hülkenberg sollte mit Soft-Reifen Attacke machen, Bortoleto auf Medium-Gummis durchhalten. Der Plan hätte aufgehen können, wie das Beispiel Haas zeigt, wo Esteban Ocon mit einem frühen und Oliver Bearman mit einem späten Boxenstopp von den Startplätzen 14 und 20 nach vorne gebracht wurden.

Doch um eine solche Risiko-Strategie umzusetzen, fehlte den Sauber der Speed. Das Arbeitsfenster des C45 ist immer noch winzig klein. Das macht es für die Fahrer zum Ritt auf der Rasierklinge. So hatte sich für die Sauber-Piloten trotz Offset-Boxenstopps im zweiten Stint mit den Positionen 16 und 20 wenig geändert. Dabei wollte Sauber mit Hülkenbergs Undercut vier bis fünf Plätze gutmachen.

Hülkenberg musste wegen der langen Stints auf seine Reifen aufpassen, und Bortoleto hatte nicht genug Top-Speed, um sich aus dem Verkehr zu befreien und seinen Reifen-Vorteil auszunutzen. "Bahrain hat die Schwächen unseres Autos deutlich werden lassen. Unser Rennspeed muss besser werden", forderte Hülkenberg. Zehnder bestätigt: "Wir messen guten Anpressdruck, aber nur in einem kleinen Bereich. Und auch die hohen Temperaturen haben unserem Auto nicht gutgetan."

Für Hülkenberg kam auch noch das Safety-Car höchst unglücklich. Er hatte fünf Runden zuvor unter Renntempo seinen dritten Reifensatz aufziehen lassen. An Soft-Reifen traute sich Sauber wegen der langen Restdistanz nicht dran und nahm stattdessen einen zweiten Satz Medium.