Formel 1: Nico Hülkenberg vor erstem Sauber-Rennen

Nico Hülkenberg lebt sich bei Formel-1-Team ein
Wann trägt das Sauber-Abenteuer Früchte?

Zuletzt aktualisiert am 11.03.2025

Den Weg ganz ans Ende des Fahrerlagers kennt Nico Hülkenberg. Den ist er bei Haas schon im letzten Jahr bei jedem Formel-1-Rennen gegangen. Als Letzter der WM 2023 wurden die US-Amerikaner ganz nach hinten verbannt. Das trifft jetzt Sauber. Auch für das künftige Audi-Werksteam werden keine Ausnahmen gemacht.

Vor zwölf Jahren war Hülkenberg schon mal bei dem Schweizer Rennstall. Während sich Fabrik und Windkanal in ihren Grundfesten seit 2013 kaum verändert haben, muss Hülkenberg viele Namen neu lernen. "Im Rennteam gibt es 80 bis 90 Prozent neue Gesichter. In der Fabrik habe ich einige Leute vom damaligen Rennteam wieder getroffen."

Der Winter-Test in Bahrain war der zweite offizielle Termin, den Hülkenberg mit seinem neuen alten Team hatte. Das erste Kennenlernen gab es schon nach dem Finale in Abu Dhabi. Der einzige deutsche GP-Pilot freut sich auf das neue Kapitel in seiner Karriere: "Die ersten Wochen in einem neuen Team sind immer spannend. So viele neue Menschen, die man kennenlernt. Namen merken, das ist nicht so einfach. Sehr viele Eindrücke und Informationen, die man aufsaugt und verarbeiten muss."

Nico Hülkenberg - Sauber - Formel 1 - Test - Bahrain - 2025
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Mit Sauber in der Findungsphase

Für Hülkenberg ist es der Beginn einer neuen Reise, die dann mit Audi hoffentlich im Erfolg endet. Der Start mit dem neuen Auto lässt noch Raum für Verbesserungen. Auch weil es sich ganz anders anfühlt wie die Version, die Hülkenberg zwei Monate zuvor in Abu Dhabi getestet hatte. Einige der guten Eigenschaften gingen offenbar verloren. Aber laut Technikchef James Key war der Sauber C45 auch erst zu 80 Prozent komplett.

Mit der Erfahrung von 228 Grands Prix lässt sich Hülkenberg nicht verrückt machen: "Wir sind aktuell noch in der Findungsphase. Um das Auto besser zu verstehen, haben wir viel mit dem Setup herumexperimentiert. So ergibt sich am ehesten ein Bild. Wir werden in Melbourne sicher nicht das Auto wie Kai aus der Kiste in Reihe eins stellen. Da gibt es schon noch einiges an Arbeit zu tun."

Bahrain diente auch dazu, seine neuen Ingenieure beim Fronteinsatz an der Rennstrecke kennenzulernen. Dafür gibt es kein Pauschalrezept. "Das ist jedes Mal anders. Es wird schon ein paar Rennen brauchen, bis ich ankomme, bis ich mit dem Auto zusammenwachse, um da wirklich die Harmonie zu finden."

Nico Hülkenberg - Sauber - Formel 1 - Test - Bahrain - 2025
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Es dauert bis man Chef im Auto ist

Laut Hülkenberg ist der Prozess ein Geben und Nehmen. "Das muss ein Miteinander sein, bei dem jede Seite zuhört. Am Anfang sind da sicher Kompromisse gefragt. Das liegt auch daran, wie man kommuniziert und welche Argumente man hat. Dann mache ich vielleicht auch Sachen, die ich aus meiner Erfahrung gewohnt bin. Daraus entstehen Ergebnisse und man bekommt Feedback. Je nachdem wie die Reaktion ausfällt, lenkt das Team mehr oder weniger ein. Ich glaube, dass ich da relativ verbindlich bin und hoffe, dass ich mit meiner Erfahrung dazu beitragen kann, dass wir ordentlich dastehen."

Bei der Setup-Frage ist nicht alles übertragbar, was Hülkenberg bei seinen früheren Stationen Force India, Renault und Haas gelernt hat. Dazu sind die Autos zu verschieden. "Die Fahreigenschaften sind unterschiedlich. Aber gute Autos haben immer einen gewissen Trend und gewisse Charakterzüge, die wichtig sind."

So stellt sich das auch im direkten Vergleich zwischen Haas und Sauber dar: "Die Autos fühlen sich anders an. Es ist eine andere Dynamik. Bis du der Chef im Auto bist, das dauert ein paar Rennen. Vergleichbar ungefähr, wenn man von einem Mietwagen in den anderen steigt. Da musst du auch erst mal schauen, wo welcher Knopf ist."

Nico Hülkenberg - Sauber - Formel 1 - Test - Bahrain - 26. Februar 2025
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Bahrain tanzt aus der Reihe

Vor einem direkten Vergleich der beiden Autos scheut sich der drittälteste Fahrer im Feld. "Bahrain ist eine sehr spezifische Strecke, die aus der Reihe tanzt. Deshalb muss man manche Ergebnisse da ausklammern. Es gibt nicht mehr so viele Strecken mit langsamen Kurven, die viel Traktion erfordern. Die neuen Strecken sind eher flüssig und schnell. Bahrain hat auch den rauesten Asphalt des Jahres. Das macht auch immer einen Riesenunterschied. Selbst wenn ich den Test letztes Jahr im Sauber in Abu Dhabi mit dem Test in Bahrain vergleiche, sind das zwei verschiedene Paar Schuhe."

Das Ziel von Sauber muss es sein, das nachzumachen, was Haas im letzten Jahr mit Hülkenberg geschafft hat. "Natürlich kann ich mich mit meiner Erfahrung, speziell der aus den letzten beiden Jahren, einbringen. Darum gibt es ja auch ein ständiges Headhunting, nicht nur bei den Fahrern, sondern auch bei den Ingenieuren. Da kaufst du dir Knowhow und Einblicke ein."

Ein direkter Übertrag ist nur schwer möglich. Nicht alles, was bei Haas funktioniert hat, ist auf ein anderes Team anwendbar. Schon allein, weil der US-Rennstall mit seiner engen Bindung an Ferrari und Dallara eine spezielle Struktur hat. "Haas war natürlich ein positives Beispiel, wie wir das rumgerissen haben, von einem sehr schwierigen auf ein sehr ordentliches Jahr", blickt der 37-jährige Rheinländer zurück. "Alles hängt natürlich auch vom Auto ab. Das ist ein Prozess. In der Formel 1 geschehen die Dinge nicht von heute auf morgen. Alles ist komplexer als man sich es vorstellt."