Die Formel 1 will bis 2030 ihr "Net-Zero"-Ziel umsetzen. In fünf Jahren soll der Wanderzirkus die entstehenden CO₂-Emissionen auf netto Null senken. Vor allem im Bereich Transport hat die Königsklasse noch Luft nach oben. Aber auch beim Antrieb will sich die Formel 1 verbessern. Selbst wenn die Treibhausgase des Motors im Vergleich zu den anderen Bereichen einer Formel-1-Saison verschwindend gering sind, will man hier Fortschritte erzielen.
Ein Teil davon ist seit 2014 die effiziente Power Unit im Heck der Rennwagen. Ab 2026 generiert man um die 50 Prozent der gesamten Power des Antriebs elektrisch. Mit dem neuen Reglement lockte man unter anderem den VW-Konzern, der ab nächster Saison mit seiner Premium-Marke Audi am Start stehen wird. Ob die neuen Motoren aber einen so langen Zyklus wie die aktuelle Generation haben werden, ist ungewiss. Bis 2030 gilt dann das neue Reglement.
Bereits 2026 tanken die Renner erstmals synthetischen Kraftstoff. Der CO₂-Ausstoß reduziert sich dadurch. Das Thema E-Fuels könnte für die Formel 1 und ihre Fans ein Game-Changer sein. Das tiefe, und verhältnismäßig leise, Dröhnen begeistert weder Zuschauer vor Ort noch an den TV-Geräten. Selbst viele Formel-1-Fahrer würden sich mehr Akustik in ihrem Rücken wünschen. Die Menschen lechzen nach mehr Motoren-Sound.

FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem könnte sich ein Comeback der V10-Motoren in der Formel 1 vorstellen.
FIA-Präsident erwägt Rückkehr zu V10-Motoren
Der Vorstoß von FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem dürfte deshalb breite Zustimmung finden. Der 63-Jährige äußerte sich in den sozialen Medien zu möglichen zukünftigen Motorenkonzepten: "Wir sollten uns eine Reihe an Möglichkeiten anschauen, einschließlich des Sounds eines V10 mit nachhaltigem Kraftstoff."
Ben Sulayem blickt damit schon einige Jahre voraus und will die Königsklasse auf die Zukunft vorbereiten. Dazu gehört auch ein passender Antrieb. "Während wir uns auf die Einführung der neuen 2026er-Regeln für Chassis und Power Unit freuen, müssen wir auch bei zukünftigen Trends in Sachen Technologie und Motorsport den Ton angeben."

F1-CEO Stefano Domenicali sprach bereits 2024 über die Möglichkeit von V10-Saugern in der Königsklasse.
Stefano Domenicali über nachhaltige Kraftstoffe und Motorenkonzepte
In dieselbe Kerbe schlug bereits Formel-1-CEO Stefano Domenicali im Interview mit auto motor und sport zur zukünftigen Strategie der Königsklasse. Er betonte, dass der Einsatz von klimaneutralen Kraftstoffen eine große Chance für die Formel 1 darstelle. Obwohl die aktuellen Pläne für 2026 eine erhöhte elektrische Leistung vorsehen, räumte Domenicali ein, dass man damals die politische Entwicklung berücksichtigen musste, als man das Reglement schrieb. Ohne eine Steigerung der Elektro-Power hätten sich vermutlich weniger Hersteller für die neue Motoren-Formel eingeschrieben.
Heute erkenne man, dass mehrere Wege zur Nachhaltigkeit führen und dass der Einsatz von nachhaltigen Kraftstoffen in Kombination mit Verbrennungsmotoren eine sinnvolle Option sei. Domenicali stellte in Aussicht, dass zukünftige Reglements möglicherweise den Fokus ausschließlich auf nachhaltige Kraftstoffe legen könnten, was zu einfacheren, leichteren und klangvolleren Motoren führen würde.

Seit 2014 sind 1,6 Liter große V6-Turbomotoren mit zusätzlicher Elektro-Power im Heck der F1-Renner verbaut.
Technologische und ökologische Überlegungen
Die Einführung von V10-Saugern, betrieben mit vollständig nachhaltigen Kraftstoffen, könnte sowohl die Umweltziele der Formel 1 unterstützen als auch das Zuschauererlebnis verbessern. Allerdings müssten dabei die Interessen der Automobilhersteller berücksichtigt werden, die in der Formel 1 eine Plattform für die Präsentation moderner und relevanter Technologien sehen.
Das bekräftigte auch nochmal FIA-Präsident Ben Sulayem: "Welche Richtung wir auch immer einschlagen: Wir müssen die Teams und Hersteller unterstützen, indem wir Kostenkontrollen bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung sicherstellen."

Bis Ende der Saison 2005 setzte man in der Formel 1 auf kreischende V10-Saugmotoren.
Zukünftige Reglementänderungen und Herstellerinteressen
Die Diskussion über die Motorenformate nach 2030 gewinnt an Fahrt. Während einige Hersteller möglicherweise einfachere und kostengünstigere Motorenkonzepte bevorzugen würden, stellt sich die Frage, wie sich dies mit den aktuellen Bestrebungen nach Elektrifizierung und Hybridtechnologie vereinbaren lässt.
Die Formel 1 steht vor der Herausforderung, ein Gleichgewicht zwischen technologischer Innovation, Kostenkontrolle und Fan-Engagement zu finden. Die Einführung von V10-Motoren mit nachhaltigen Kraftstoffen könnte eine Möglichkeit sein, diese Ziele zu erreichen, bedarf jedoch sorgfältiger Abwägung und weiterer Diskussionen mit allen Beteiligten.