Zensiert die FIA den Formel-1-Boxenfunk?

Mohammed Ben Sulayem vs. Formel-1-Fahrer
FIA-Präsident droht mit Funk-Boykott

Zuletzt aktualisiert am 10.02.2025

Der Streit zwischen der FIA und den Formel-1-Fahrern dürfte sich so schnell nicht beruhigen. Mohammed Ben Sulayem überlegt, den Boxenfunk im TV zu beschränken. Der Präsident des Weltverbands will die unflätige Sprache der Piloten nicht der Öffentlichkeit preisgeben. Auf einer Pressekonferenz im spanischen Jarama stellte er nun verschiedene Optionen in den Raum: "Schalten wir dann die Live-Kommunikation per Funk ab? Vielleicht. Verzögern wir es? Vielleicht", sagte Ben Sulayem.

Der 63-Jährige betonte die Deutungshoheit der FIA und die damit verbundene Machtstellung. "Es gibt viele Dinge, an denen wir mit unseren Veranstaltern arbeiten werden. Wir sind immer noch die Eigentümer der Meisterschaft." Zuerst hatte die spanische Webseite "Soymotor" über den Vorstoß des FIA-Oberhaupts berichtet.

Die potenzielle Einführung eines "Shutdowns" oder einer Verzögerung der Live-Übertragung von Team-Radio-Nachrichten könnte weitreichende Auswirkungen für die Formel-1-Fans an den heimischen TV-Geräten haben. Solche Maßnahmen gehen auf Kosten der Transparenz und schränken den direkten Zugang der Zuschauer zu den strategischen Überlegungen und der Dynamik zwischen Fahrer und Renningenieur ein. Kritiker befürchten zudem, dass der Sport an Emotionen verliert.

Ben Sulayem lässt sich durch die Bedenken offenbar nicht beirren. Er will Wutausbrüche am Funk so weit wie möglich eind.ämmen. Die Sprache der Formel-1-Fahrer ist dem FIA-Präsidenten ein Dorn im Auge. Letztes Jahr kassierte Max Verstappen für sein Fluchen eine Geldstrafe und musste sogar Sozialarbeit verrichten. Der Weltmeister fühlte sich vom Weltverband bevormundet. Sein Ferrari-Gegner Charles Leclerc musste für unflätige Sprache ebenfalls eine Geldbuße bezahlen.

Max Verstappen, Fernando Alonso & Mohammed ben Sulayem - Formel 1 - GP China 2024
Wilhelm

FIA droht mit Punktabzug

Dass es die FIA ernst meint, zeigt auch Artikel 12 des aktualisierten Sportkodex, der am 22. Januar dieses Jahres in Kraft trat. Danach werden die Formel-1-Piloten in Zukunft bestraft, wenn "die allgemeine Verwendung von Sprache (schriftlich oder mündlich), Gesten und/oder Zeichen enthalten, die anstößig, beleidigend, grob, rüde oder missbräuchlich sind oder die als grob, rüde, anstößig, erniedrigend oder unangemessen wahrgenommen werden können".

Verstoßen die Formel-1-Fahrer gegen diesen Passus, gibt es saftige Geldstrafen. Das erste Vergehen wird mit 40.000 Euro sanktioniert, das zweite Sprach-Foul mit 80.000 Euro. Beim dritten Verstoß sind dann 120.000 Euro fällig. Aber viel härter wiegt die Tatsache, dass den Piloten dann auch eine Rennsperre und ein Abzug von Meisterschaftspunkten droht. Jegliche Form der öffentlichen Kritik an der FIA verbittet sich der Verband ebenfalls und will das in Zukunft sanktionieren.

George Russell - Mercedes - Porträt - Formel 1
xpb

Formel-1-Fahrer mit Gegenschlag?

Die Zügel werden also angezogen. Erwachsenen Menschen verpasst die FIA einen Maulkorb. Bis jetzt hat sich die Fahrergewerkschaft noch nicht zu dem veränderten Artikel 12 im Sportkodex geäußert. Ob die Piloten das Vorgehen kommentarlos hinnehmen, bleibt offen. Spätestens beim Test in Bahrain (26.-28.2.) müssen sich die Stars zu dem Thema erklären. Zwei Wochen später startet dann die Saison in Melbourne.

Schon im vergangenen Jahr hatten sich die Formel-1-Fahrer um GPDA-Direktor George Russell in einem öffentlichen Statement gegen Mohammed Ben Sulayem gewandt. Nachdem die FIA das Schreiben unkommentiert gelassen hatte, legte der Mercedes-Mann Russell im Vorfeld des GP von Las Vegas nochmal nach. Die Gefahr ist groß, dass die Schlammschlacht zwischen FIA und den Formel-1-Fahrern auch 2025 andauert.